Wenn Moritz Suter im Airline-Geschäft etwas im Schilde führt, hat es meistens Hand und Fuss. Als der Crossair-Gründer und temporäre Swissair-Chef vor drei Jahren und mitten in einer Rezession in Basel die Chartergesellschaft Hello gründete, schüttelte manch Branchenkenner den Kopf. Heute ist Hello mit ihren sechs Maschinen des

Typs MD90 die grösste Fluggesellschaft in Schweizer Besitz. Der Umsatz im letzten Jahr betrug 93,5 Mio Fr., für 2007 strebt der seit dem 1. Juli neue CEO – Robert Somers – eine Steigerung auf 98 Mio Fr. an. «Zurzeit liegen wir sogar 20% über dieser Zielvorgabe.»

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Das Erfolgsgeheimnis von Hello aber ist unspektakulär. Statt sich mit anderen Chartergesellschaften wie Edelweiss (Kuoni), Belair (Hotelplan) oder Billigfliegern wie Air Berlin in einem übersättigten Markt mit ruinösen Preisen zu bekämpfen, haben Suter und seine Mitstreiter schnell erkannt, dass sie mit der Ausmietung von Flugzeugen inklusive Crews an andere Airlines ein wesentlich sicherers Einkommen erzielen können. Man spricht in der Fachsprache von ACMI (Aircraft, Crew, Maintenance, Insurance) oder Wet-Lease-Vereinbarungen.

Airlines imitieren Hello

Zurzeit sind drei MD90 von Hello im hohen Norden für Iceland Express unterwegs, eine ist in Malta für die englische British Jet stationiert. Herkömmliche Charter-leistungen erbringt Hello mit je einer Maschine ab Basel für den französischen Reiseveranstalter Starter und ab Zürich mit Prishtina-Flügen für Kosovo-Reisen. Mit diesen beiden Flugzeugen werden gemäss Somers auch sogenannte Ad-hoc-Flüge für andere Airlines durchgeführt, wenn dort kurzfristig ein Fluggerät wegen Defekt ausfällt. «Mit diesen Rotationen können wir am meisten Geld verdienen», so der Ire, den Moritz Suter schon vor über 20 Jahren bei Crossair eingestellt hatte.

Die Wet-Lease-Strategie von Hello wird von anderen Schweizer Airlines kopiert. Zum ersten Mal wird zum Beispiel Kuoni in der Wintersaison einen von drei Airbus A320 ihrer Chartergesellschaft Edelweiss ausmieten. Dies an Bangkok Airways, wie die Fachzeitung «Travel Inside» berichtet.

Bereits die dritte von vier Maschinen der Helvetic-Airways-Flotte wird in der Wintersaison mit einer Wet-Lease-Vereinbarung für die Swiss unterwegs sein. Im Vergleich zu Hello hat Helvetic Airways ihr Betriebskonzept seit der Gründung vor vier Jahren wiederholt revidiert. Weder das Fixpreis-konzept zum Auftakt noch die darauf folgende Tiefstpreisstrategie haben dabei den gewünschten Erfolg gebracht. Seit der Übernahme durch Financier Martin Ebner positioniert sich Helvetic als Qualitäts-Airline für gehobene Ansprüche. Das allein reichte jedoch nicht aus, um eine genügend grosse Nachfrage zur Auslastung von vier Flugzeugen zu erreichen.

Insofern ist die Wet-Lease-Vereinbarung mit Swiss für Helvetic ein Rettungsanker, der helfen soll, profitabel zu werden. Während nämlich die um ein Jahr jüngere Hello bereits schwarze Zahlen schreibt, hofft Helvetic-CEO Bruno Dobler per Ende des laufenden Geschäftsjahres am 31. März 2008 auf den ersten Betriebsgewinn der Firmengeschichte: 5 Mio Fr.

Damit will er die Schulden bei der Beteiligungsgesellschaft Patinex von Martin Ebner begleichen, die Helvetic mit einer zusätzlichen Einlage von 25 Mio Fr. 2006 vor dem Konkurs gerettet hatte.

Ein Geschäft mit anhaltender Erfolgsgarantie sind Wet-Lease-Vereinbarungen allerdings nicht. Zu rasch kann sich das Marktumfeld verändern und können sicher geglaubte Partner aussteigen. Bei Swiss etwa heisst es, dass man die mit Helvetic im Frühling 2008 und 2009 auslaufenden Verträge nur dann erneuere, wenn es die Marktsituation erfordere. Insofern tragen sowohl Helvetic als auch Hello ein erhebliches Klumpenrisiko.

Alternativen im Köcher

Dieses erachten die beiden CEO als überblickbar. Natürlich müsse Hello für den Fall gewappnet sein, dass zum Beispiel Iceland Express, die im Moment 50% der Hello-Flotte bewegt, plötzlich keinen Bedarf mehr habe, sagt Hello-CEO Somers. Das sei alles eine Frage der Planung. Er sondiert stets präventiv bei möglichen Partnern für neue Wet-Lease-Verträge. Im kommenden Winter wird zum Beispiel eine MD90 von Island abgezogen und für sechs Monate an Bangkok Airways in Thailand vermietet. Auf Flexibilität und eine rollende Planung setzt auch Bruno Dobler, der im Notfall Alternativen zu Swiss im Köcher hat.

Das Wet-Lease-Konzept überzeugt die Hello- und Helvetic-

Manager gleichermassen, sodass sie trotz dem harten Wettbewerb am Himmel laut über Expansion nachdenken. Martin Ebner und Bruno Dobler möchten Gelegenheiten zum Ausbau der Flotte auf sechs oder sieben Maschinen «am Schopf packen», sagt Dobler.

Auch für Newcomer Somers ist ein Wachstum möglich. «Wie mein Businessplan konkret aussehen wird, hängt vor allem von den Entscheiden des Verwaltungsrats ab.» Dieser wird, angeführt von Präsident Suter, dieser Tage über die Zukunft von Hello debattieren.