Europaweit existieren heute mehr als 6400 verschiedene Franchisesysteme. Allein in Frankreich und Spanien gibt es heute bereits je mehr als 30 000 Franchisebetriebe. Die Zahl nimmt laufend zu: Das jährliche Wachstum der umfassenden Lizenzsys-teme beträgt in Europa laut dem World Franchise Council mehr als 10%. Weltweit ist es mit einem durchschnittlichen Wachstum von 25% pro Jahr das am schnellsten wachsende Distributionssystem.



4500 Betriebe



Auch in der Schweiz ist Fran-chising ein beliebtes Modell. Die Situation der Eidgenossenschaft sei bezüglich Franchising vergleichbar mit derjenigen in Deutschland, sagt Christoph Wildhaber, Geschäftsführer des Schweizer Franchise Verbandes. Demnach dürfte die Zahl der Franchise- oder franchiseähnlichen Betriebe bei rund 4500 liegen.

Franchisesysteme profitierten hierzulande von den liberalen arbeits- und steuerrechtlichen Konditionen, so Wildhaber. Allerdings wird seines Erachtens die Schweiz trotz guter Voraussetzungen im internationalen Vergleich kein überdurchschnittliches Franchise-wachstum erleben. «Der Schweizer Markt ist so überschaubar, dass er auch mit anderen Geschäftsmodellen abgedeckt werden kann», ist Wildhaber überzeugt. Wer es jedoch hier als Franchiser schaffe, sich durchzusetzen, habe gute Voraussetzungen für den internationalen Markt. So gesehen sei die Schweiz ein attraktiver Franchise-testmarkt. «Die Schweiz hat ein anspruchsvolles Publikum, grosse Mentalitätsunterschiede, und sie ist viersprachig. Das ist eine grosse Herausforderung für Unternehmen», sagt Wildhaber.

Als Franchising wird eine vertraglich geregelte Kooperation zwischen zwei rechtlich selbstständigen Unternehmungen bezeichnet. Der Franchisegeber stellt Leistungen wie Handelsname, Produktionsverfahren, Belieferung mit Waren, Marketingkonzepte oder Personalschulung zur Verfügung. Der Franchisenehmer verpflichtet sich zur Eintrittszahlung und periodischen weiteren Royalties. Zudem muss er die vorgeschriebenen Geschäftsführungsmethoden anwenden.

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McDonald’s-Lizenznehmer sind lokal und regional eigenständige KMU

Die Kette McDonald’s hat mir einen ‹fliegenden Start› in die Selbstständigkeit ermöglicht», sagt Enzo Di Vito. Er ist Lizenznehmer der McDonald’s-Restaurants Baden und Spreitenbach. Mit dem nötigen Startkapital von 1 Mio Fr. und dem Bestehen eines Auswahlverfahrens hat er seine Restaurants 1995 gegründet. Monatlich zahlt er einen umsatzabhängigen Beitrag für Marketing- und Kommunikationsaktivitäten sowie eine Lizenzgebühr an McDonald’s Schweiz.



Wie jeder Lizenznehmer wird Enzo Di Vito seit seinem Start durch einen persönlichen Berater von McDonald’s Schweiz unterstützt. Zudem ist er wie die meis-ten anderen Lizenznehmer in verschiedenen Arbeitsgruppen der Kette tätig und arbeitet an Konzepten für Marketingaktivitäten, an Menüangeboten und auch an Ideen für die langfristige Unternehmensstrategie. «Die Marketingkonzepte werden auf nationalem Niveau entwickelt und umgesetzt. Aber auf regionaler und lokaler Ebene ist der Lizenznehmer ein eigenständiges KMU. Wir müssen nationale Aktionen den lokalen Gegebenheiten anpassen», sagt er.

McDonald’s hat in der Schweiz 143 Restaurants. Davon werden 23 Lokale mit zwei Joint-Venture-Partnern betrieben. Weitere 62

Restaurants werden von 26 Franchisingpartnern in eigener Regie geführt. Konzerneigene Restaurants existieren vor allem in den grossen Städten. In kleineren Städten und ländlichen Regionen setzt McDonald’s vor allem auf selbstständige Unternehmer und lokal gut integrierte Lizenznehmer. Die lokalen Unternehmer erwirtschaften dabei nahezu die Hälfte des Ketten-Umsatzes in der Schweiz.

Der Anteil der Lizenznehmer liegt mit 60% in der Schweiz trotzdem deutlich unter dem Anteil in Frankreich (81%) und Deutschland (74%). «Frankreich gilt im europäischen McDonald’s-System als Vorreiter: Das Klima in Frankreich zeichnet sich durch Offenheit gegenüber neuen Konzepten aus», so Sprecherin Nicole Schöwel.

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Kieser Training empfindet die Schweiz als unternehmerfreundlich

Das Schweizer Unternehmen Kieser Training unterhält im Ursprungsland 19 Betriebe. In Deutschland ist Kieser an über 110 Standorten präsent. In Österreich existieren fünf Trainingseinrichtungen. Je mit einem Center ist die Kette in England, Luxemburg und Holland präsent. «Die Schweiz ist unternehmerfreundlich und steht daher dem Franchising offener gegen-über als etatistische Länder wie Deutschland oder Frankreich. Arbeits- und steuerrechtlich ist es in der Schweiz einfacher. Zudem ist der Markt relativ klein, dafür überschaubar», findet Werner Kieser, der Gründer der Kieser Training AG. In praktisch allen Bereichen sei es hierzulande einfacher, Synergien zu schaffen und zu nutzen. Als einziger Nachteil für den Franchisingstandort Schweiz sieht er die Vielsprachigkeit. Diese schlage sich in einem erhöhten Übersetzungs- und Ausbildungsaufwand nieder.



Die Kieser-Trainingscenter in der Schweiz werden seit 1981 vom Master-Franchisenehmer Jost Thoma Holding AG bewirtschaftet. «In der Schweiz gibt es keine andere Unternehmung, die sich ausschliesslich auf gesundheitsorientiertes Krafttraining spezialisiert hat», nennt Geschäftsführerin Sandra Thoma den Hauptgrund für die Zugehörigkeit zur Kette. Sie hat den Mastervertrag von ihrem Vater übernommen.

«Als wir die Masterlizenz für die Schweiz und das Fürstentum Liechtenstein bekamen, gab es noch keine Betriebe ausserhalb der Schweiz», sagt sie. Der Holding kommt die Stärkung der Marke in Europa ebenfalls entgegen.

Die Schweizer Kieser-Trainingscenter entsprechen dem internationalen Erscheinungsbild und bieten einen fest vorgegebenen Maschinenpark an. Jährlich finden Tagungen zum Erfahrungsaustausch statt. In Bezug auf Werbung gibt es jedoch inhaltlich länderspezifische Unterschiede.

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The Body Shop: Synergien in allen betriebswirtschaftlichen Bereichen

Das Sortiment des britischen Kosmetikunternehmens The Body Shop International ist in der Schweiz in 37 Geschäften erhältlich. Seit 1983 besitzt The Body Shop Levy AG als Head-Franchisenehmer das Recht, in der Schweiz Shops zu führen sowie Läden an Unterfranchisenehmer zu vergeben. Heute führt The Body Shop Levy AG 29 Geschäfte selbst. Acht Geschäfte werden von Unterfranchisenehmern geführt. «Wegen dem Kostendruck sowie hohen Marketingkosten und der Einhaltung des Brandimages werden in der Schweiz jedoch keine Unterfranchiseverträge mehr abgeschlossen», sagt CEO Ivan Levy.



Als erfolgreich beurteilt er dagegen die Existenz als Head-Franchisenehmer, der ein ganzes Land bewirtschaftet. The Body Shop Levy AG bezahlt neben den Lizenzgebühren keine Abgaben. Dafür tätigen Head-Franchisenehmer und Unterfranchisenehmer 100% aller Einkäufe über The Body Shop International.

Als Franchisenehmer seien die Margen besser als im Alleingang und die Fehlerquoten beim Einkauf minimiert, so Levy. «Zudem spart man sich den ganzen kreativen Marketingteil, der bei kleinen Firmen proportional sehr teuer zu stehen kommt.» Sein Unternehmen profitiere in allen betriebswirtschaftlichen Bereichen von Synergien mit dem Franchisegeber. Ausgenommen seien einzig das lokale Marketing, Übersetzungskos-ten und Geschäftsführung.

Schwierigkeiten mit der starken Heterogenität des Schweizer Kundenmarktes sieht Levy nicht. «Obwohl die Schweiz 26 Kantone hat, sind die einzigen Konsequenzen für die Geschäftsführung die Finanzen und die Personalpolitik», sagt er. Will heissen verschiedene Personalbestände, unterschiedliche Lohnpolitik und Investitionen je nach Ertragslage des Standortes. Das Marketing wird dagegen gesamtschweizerisch durchgeführt.

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Die neuen Accor-Hotels können ihre lokalen Eigenheiten bewahren

Accor ist mit den Marken Sofitel, Novotel, Mercure, Suitehotel, Ibis, Red Roof In, Etap Hotel, Formule 1 und Motel 6 weltweit präsent. Die französische Kette führt mehr als 4000 Häuser in 90 Ländern. In der Schweiz will Accor namentlich die Marke Mercure mit Franchisingverträgen weiter- entwickeln. Dazu werden laut Mediensprecher Jürg Sigerist bereits bestehende Drei- und Viersternehotels mit mehr als 80 Zimmern in Städten und Ferienorten in Bergregionen in die Kette integriert. Die regionalen Eigenheiten der Häuser sollen aber weiter bewahrt werden. «In der Schweiz lautet das Entwicklungsziel 2000 neue Zimmer bis 2010», so Sigerist. Heute hat die Kette 3550 Zimmer in 32 Hotels im Land. «Um möglichst wenig Eigenkapital zu binden, werden Fremdinvestoren für den Hotelbau beigezogen und Management- sowie Franchisingverträge angestrebt», sagt er. Alle Projekte der Kette werden von der erwarteten Umsatzerwartung her zurückgerechnet und beim ge-ringsten Renditezweifel fallen gelassen.



Für Werner Stoller, Besitzer des Hotels Mercure Stoller in Zürich, hat sich der Beitritt zu Accor im Jahr 2003 trotz der knallharten Bedingungen gelohnt. «Von sechs verschiedenen Angeboten hat uns Accor am meisten überzeugt, weil die Eintrittsgebühren mit 6% Ho-telumsatz tief waren und die

Royalties keine Pauschale sind, sondern nach Geschäftserfolg berechnet werden», erklärt er. Die Auslastung des Hotels ist nach dem Beitritt zu Accor von knapp 35% auf über 75% gestiegen. Über 40% aller Buchungen werden über das ketteneigene Buchungssystem getätigt. «Accor ist ein Identifikationsartikel. Trotzdem konnten wir unsere Eigenheiten wie Stoller Glace und anderes bewahren. Und nie», meint Stoller, «hätten wir uns alleine die weltweite Werbung für unser Haus leisten können, die wir nun haben.»