Es tut sich was im Bankwesen: Seit 2006 ist die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) selbst für die Ausbildungen im Bankenbereich verantwortlich. Diesen Frühling finden nach 60 Jahren die letzten Prüfungen für die traditionellen Ausbildungen Bankfachmann/-frau und Bankfachexperten/-expertin statt. Dann wird sich die Schweizerische Trägervereinigung für Berufs- und höhere Fachprüfungen in Bank, Versicherung und Finanzplanung auflösen.

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Mehr Optionen

Die SBVg hat kräftig umgekrempelt. Als Nachfolger für das alte Bankfachexperten-Diplom kommt die Höhere Fachschule Banking & Finance (HFBF) zum Zug. Damit herrscht nun Eindeutigkeit im Weiterbildungsprofil sowie eine klare Positionierung in der eidgenössischen Bildungssystematik.

Die Ausbildung wird durch das Konsortium von Kalaidos Bildungsgruppe Schweiz, Centro di Studi Bancari Lugano, IFBF Institut de formation bancaire et financière supérieure Lausanne und ISFB Institut Supérieur de Formation Bancaire Genève in der ganzen Schweiz durchgeführt. Zu diesem Zweck hat das Konsortium die Aktiengesellschaft Akad Höhere Fachschule Banking und Finance AG gegründet.

Die Neukonzeptionierung der bankrelevanten Weiterbildung war laut der SBVg nötig, um Qualität, Inhalte sowie Methodik und Didaktik zukunftsorientiert, besser und gesamtschweizerisch zu beeinflussen. «Gleichzeitig fördert eine höhere Fachhochschule auch die Handlungsorientierung der Absolvierenden besser. Denn hier können neben Fachwissen auch Methoden- und Sozialkompetenzen qualitätsgesichert vermittelt werden. Im Rahmen der eidgenössischen Fachprüfungen war das praktisch unmöglich», sagt die für Weiterbildung Verantwortliche der SBVg, Marie-Theres Lorenzon. Tatsächlich bietet die dreijährige höhere Fachschulausbildung mehr Optionen gegenüber dem alten modularen Kurssystem mit dem zweijährigen Fachausweis und der darauf aufbauenden Diplomausbildung.

Möglichkeiten nach oben

Bei der Akad Höhere Fachschule Banking und Finance AG zeigt man sich zufrieden. Bereits hat der zweite Lehrgang angefangen. Beide Male haben sich rund 400 Studierende eingeschrieben. Dies entspricht der Anzahl Absolvierender der alten Fachausweis-Ausbildung. Die Nachfrage überrasche nicht, meint die HFBF-Studienleiterin in der Deutschschweiz, Verena Suter. «Der HFBF ist die einzige Ausbildung auf dieser Stufe, die direkt an eine Berufslehre anschliesst», sagt sie. Nach ihren Erfahrungen ist der HFBF-Titel geeignet für Personen, die im Kernbereich von Banken tätig sein wollen. Denn im Gegensatz zur betriebswirtschaftlichen Fachhochschulausbildung sind 80% der Lerninhalte bankspezifisch.

Allerdings: Auch die Fachhochschule steht den HFBF-Absolvierenden offen und KV-Abgänger können nach Erlangen des HFBF-Diploms auch ohne Berufsmaturität an einer Fachhochschule weiterstudieren. Bereits über die Hälfte der jetzigen HFBF-Absolvierenden zeigt nach ihren Aussagen Interesse, anschliessend an der Fachhochschule einen Bachelor-Titel anzuhängen. «Weil sie mitten im Studium einsteigen können, werden sie bloss ein halbes Jahr länger benötigen als diejenigen, die von Anfang an die Fachhochschule besuchen», so Suter. Abgesehen vom Bachelor erlaubt das HFBF-Diplom auch Weiterbildungen auf der Stufe Master of Advanced Studies (MAS).

Niederschwelliges Angebot

Aber auch wer nicht so weit kommen will, geht nicht leer aus. Der Kaufmännische Verband hat gemeinsam mit dem IfFP Institut für Finanzplanung den privaten Abschluss «diplomierter Finanzberater/-in IAF» konzipiert. Die Ausbildung ist unterhalb der HFBF angesiedelt. Sie dauert anderthalb Semester und ist modular aufgebaut. «Wir gehen davon aus, dass sich die Nachfrage bei rund 200 bis 300 Einschreibungen einpendeln wird», glaubt Michèle Rosenheck, Leiterin Berufsbildungspolitik beim Kaufmännischen Verband Schweiz. Geplant ist zudem ein auf dem Finanzberatende IAF aufbauender eidgenössischer Fachausweis auf der Ebene Berufsprüfung. Bereits im Herbst sollen die ersten Schlussprüfungen stattfinden.

«Wir erachten die jüngsten Entwicklungen, in denen bewährte Berufs- und höhere Fachprüfungen durch rein schulische oder akademische Bildungswege ersetzt werden, als ungut», so Rosenheck. Hier sei der an der Berufstätigkeit orientierte Finanzberatende IAF eine sinnvolle Ergänzung. Die Ausbildung vermittle praktische Kompetenzen in Beratung, der Umsetzung und im Verkauf.

Als Vorteile streicht sie heraus, dass die Prüfung unabhängig vom Absolvieren eines Bildungslehrganges abgelegt werden kann. Zudem habe die Wirtschaft unmittelbareren Einfluss auf die Prüfungsinhalte, anders als bei den höheren Ausbildungen. Dort können Modifikationen bloss über den Rahmenlehrplan angebracht werden.

 

NACHGEFRAGT

«Die Umsetzung ist erst am Anrollen»

Theodor Pfister, Ausbildungsverantwortlicher, ZKB

Auf welcher Ausbildungsstufe ist der Personalbedarf Ihrer Bank am grössten?

Theodor Pfister: Die Frage ist stark von den einzelnen Tätigkeiten und Berufsbilder der Mitarbeitenden abhängig. Generell gesehen ist der Bedarf auf Stufe Fachhochschule und höhere Fachschule am grössten.

Wo sehen Sie bezüglich Banken Mängel im Ausbildungssystem?

Pfister: Das Grundgerüst des Ausbildungssystems im Finanzbereich steht. Die Umsetzung ist erst am Anrollen. Es fehlen noch diverse Angebote vor allem auf Masterstufe. Zudem birgt ein Systemwechsel zu Bologna in der Übergangszeit zwangsläufig gewisse Schwierigkeiten. Ausserdem ist es notwendig, dass Schulen und Wirtschaft künftig vermehrt gemeinsam Lehrgänge und Abschlüsse planen, um den aktuellen Bedürfnissen gerecht zu werden.

Die Tertiär-Ausbildungen im Bankenbereich befinden sich im Umbruch. An die Stelle des ehemaligen Bankfach-Experten tritt die höhere Fachschule HFBF. Was halten Sie von dieser Neukonzeptionierung?

Pfister: Wir unterstützen den eingeschlagenen Weg. Es überzeugen insbesondere das neue Lernmodell, die kompetenzenbasierten Lernziele und die Verknüpfung einer allgemeinen Weiterbildung mit Schwergewicht Bank und Finanz. Die HFBF etabliert sich im nicht-universitären Weiterbildungsbereich Bank und Finanz als Bildungsgang mit eindeutigen Bildungsprofilen. Bei HFBF klappt die Zusammenarbeit zwischen Schule und Wirtschaft sowie Bankiervereinigung hervorragend.

Auch der KV Schweiz ist nicht untätig geblieben. Er hat neu die Ausbildung zum dipl. Finanzberater IAF konzeptioniert. Wie gross schätzen Sie den Bedarf an Absolvierenden für Ihre Bank ein?

Pfister: Der Bedarf ist eher marginal. Der Fokus liegt auf den Königswegen HFBF und Bachelor der Fachhochschule – dies nicht zuletzt deswegen, weil hier Anschlussweiterbildungen möglich sind.

Kann sich Ihres Erachtens der Finanzberater IAF gegenüber dem HFBF und dem wachsenden Trend zu FH durchsetzen, oder wird er unter die Räder geraten?

Die Bankiervereinigung legte die beiden Königswege HFBF und Bachelor Fachhochschule fest. Wir sehen entsprechend wenige Chancen für den Finanzberater IAF.