2012 wird ein bewegtes Jahr für China: Beim 18. Volkskongress im Herbst wird die fünfte Führungsgeneration das Land übernehmen. Li Keqiang dürfte Premierminister Wen Jiabao nachfolgen und Xi Jinping Staatspräsident Hu Jintao ablösen. Statt Technokraten werden Finanzexperten, Juristen und Unternehmer die Regierung bilden, viele von ihnen sind an westlichen Eliteuniversitäten ausgebildet. Die Hausaufgaben hat ihnen die jetzige Führung mit dem neuen Fünfjahresplan bereits mitgegeben. Die Wirtschaftsöffnung geht weiter, besonders der noch rückständige Westen des Landes soll entwickelt werden. Dort sind die Lohnkosten noch niedrig. «China wird noch einige Jahre Werkbank der Welt bleiben», sagt denn auch Roland-Berger-Chef Martin Wittig.

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Grösstes Ziel ist es, die Abhängigkeit vom Export zu reduzieren und dafür den inländischen Konsum zu fördern. Damit wird China als Absatzmarkt für westliche Firmen noch attraktiver. Der Energiehunger soll gedämpft und mit neuen Atomkraftwerken gestillt werden. Zusätzlich investiert das Land stark in Cleantech. Auch das Gesundheitswesen steht wegen des Aufbaus von einem Krankenkassensystem vor einem Boom. Der Finanzbereich wird weiterhin zaghaft liberalisiert.

Mindestens acht Prozent Wachstum pro Jahr sind nötig, um die Bevölkerung zufrieden und damit ruhig zu halten. Diese Werte dürfte China trotz den jüngsten abgeschwächten Exportzahlen auch in Zukunft erreichen. Im 19. Jahrhundert machte China 30 Prozent des weltweiten BIP aus, in den 1950er Jahren 2 Prozent, heute ist man bei 8 Prozent. Bis es schon nur 20 Prozent sind, boomt das Land noch zwei bis drei Dekaden, schätzt Nicolas Musy, der in Shanghai Schweizer Firmen berät: «Wer das verpasst, verpasst die Chance des Jahrhunderts.»