Dass auf jeden Hype die nötige Abkühlung folgt, musste sich nach den Terroranschlägen vom 11. September auch der Zürcher Stargalerist Iwan Wirth (31) eingestehen. Den gezügelten Appetit vermögender Kunstliebhaber nach teuren zeitgenössischen Werken hat sein Kunsthandelshaus im Zürcher Löwenbräuareal in den letzten Monaten zu spüren bekommen. Schwerer als die temporäre Zurückhaltung der Sammler und Investoren wiegt für Wirth allerdings die Tatsache, dass sich sein langjähriger Exklusivkunde, der deutsche Industriellenerbe Friedrich Christian «Mick» Flick (57), seit einiger Zeit in Kaufabstinenz übt.

Indigniert über die Vorwürfe und Anschuldigungen, die bezüglich der Herkunft seines Vermögens laut geworden waren (Grossvater Friedrich Flick war einer der wichtigsten Waffenlieferanten der Nazis), hat der kunstsinnige Millionenerbe zwei Gänge zurückgeschaltet, die Kuratorin seiner Sammlung, Eva Meyer-Hermann, entlassen und den projektierten Museumsbau hinter dem Escher-Wyss-Platz auf Eis gelegt. Da Flick zur Überzeugung gelangt ist, dass die Zürcher sein liebstes Spielzeug nicht wollen, hat er auch die Kadenz seiner Ankäufe drastisch reduziert. Hunderte von Millionen Franken hatte der Enthusiast seit 1996 in den forcierten Aufbau seiner Sammlung gesteckt, wobei der befreundete Iwan Wirth als sein engster Berater und Generalagent auftrat. Rund 50 Millionen Franken an Vermittlungsgebühren, schätzen Insider, dürften so innerhalb von vier Jahren in den Büchern der Galerie Hauser & Wirth hängen geblieben sein.

Mit dem Geldsegen ist jetzt Schluss. «Gott sei Dank war Flick nie unser einziger Kunde», sagt zwar der Kunstvermittler. Und er unterstreicht: «Wir sind weiterhin die mit Abstand grösste Galerie in Europa.» Gemessen am Personal, lässt sich der Krebsgang allerdings nicht wegdiskutieren. Während die H&W-Belegschaft vor anderthalb Jahren noch 65 Mitarbeiter umfasst hatte, wurden an der Betriebsweihnacht 47 Köpfe gezählt (davon rund die Hälfte Festangestellte). Diverse Abgänge habe er nicht ersetzt, bestätigt Wirth. «Wer mit 160 Sachen unterwegs ist», lächelt das Wunderkind der helvetischen Kunsthandelsszene, «spürt jeden Stein.»
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