An der heutigen Gategroup-Generalversammlung kommt es zum Duell zwischen einer Gruppe von Investoren und dem Verwaltungsrat. Auch steht die gewichtige Entscheidung an, ob Gategroup chinesisch werden soll. Die ehemalige Swissair-Catering-Tochter soll für 1,4 Milliarden Franken an die HNA Group gehen. Den Chinesen gehört bereits die Bodenabfertigungsfirma Swissport. Was wurde aus den Swissair-Gesellschaften? Eine Übersicht.

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Gate Gourmet – Börsenstory und Millionenbetrug
Kern von Gategroup ist die frühere Swissair-Tochter Gate Gourmet, die nach dem Grounding für 1,1 Milliarden Franken an den Finanzinvestor Texas Pacific Group ging. Ein Schnäppchen, hiess es damals. Kurz zuvor war der Bordverpfleger noch mit 6 Milliarden bewertet. Doch wegen allgemein klammen Fluggesellschaften geriet auch Gate Gourmet selber in Schwierigkeiten, bevor man sie unter dem Namen Gategroup 2009 an die Börse brachte. Eine Wachstumsstory wurde präsentiert, nachdem der Konzern kurz zuvor in Skandina vien expandiert hatte.

Die Führungsriege um den Chef Guy Dubois erhielt Millionen in Cash, Aktien und Optionen - insgesamt rund 75 Prozent des ersten Jahresgewinns des Börsenneulings. Es war jene Zeit, als Amanda Jacobsen als Nord europa-Managerin begann, 25 Millionen Franken für sich abzuzweigen, was letzlich zum Sturz von Dubois führte. Alle Stürme überlebt hat Andreas Schmid, seit Anbeginn VR-Präsident. (mba)

Swissair – Ausverkauf nach Deutschland
Als Folge der Insolvenz der SAirGroup im Oktober 2001 verschwanden gleich drei traditionsreiche helvetische Fluggesellschaften vom Himmel, die damals unter dem Geschäftsbereich SAirLines zusammengefasst waren: Swissair, Crossair und Balair.

Während Swissair nach dem Grounding liquidiert wurde, entstand aus der Regionalfluggesellschaft Crossair im März 2002 die neue nationale Fluggesellschaft Swiss. Im März 2005 wurde die schwer defizitäre Airline von Lufthansa übernommen - Kaufpreis 339 Millionen Franken. Heute ist die sanierte Swiss die Ertragsperle im deutschen Mutterkonzern.

Mit dem Aus der Swissair war auch das Ende der Charterfluggesellschaft Balair eingeläutet. Die Migros-Reisetochter Hotelplan sprang zuerst in die Bresche und gründete die Auffang gesellschaft Belair Airlines. Danach stieg die deutsche Air Berlin als strategische Partnerin ein. Seit Oktober 2009 ist sie die Besitzerin. (ncb)

Swissport – von Europa nach Fernost
Swissport ging nach dem Grounding erst einmal auf Europareise. Vom britischen Besitzer Candover ging es 2005 nach Spanien zum Bauunternehmen Ferrovial. Nach und nach wuchs das Unternehmen durch Akquisitionen zum weltweit führenden Serviceanbieter für Airlines an Flughäfen. Ende 2010 verkaufte Ferrovial das Unternehmen wieder - Swissport ging für 654 Millionen Euro an die französische Beteiligungsgesellschaft PAI Partners. Im vergangenen Jahr war es mit Europa vorbei. Mitte 2015 verkaufte PAI Partners Swissport an die HNA Group mit Sitz im chinesischen Haikou - für rund 2,6 Milliarden Euro.

Zum Konzern gehören mehrere regionale Fluggesellschaften, aber auch das grösste private Luftfahrtunternehmen Chinas, Hainan Airlines. Auch im Hotel- und Tourismusgeschäft ist HNA tätig - und bald vielleicht im Catering. Wenn alles nach Plan läuft, wird Swissport schon bald mit ihrer ehemaligen Schwester Gategroup wiedervereint. (laf)

SR Technics – Technik-Tochter ging zum Golf
Bis 1994 hiess die heutige SR Technics noch Departement 4. So wurde die technische Abteilung der Swissair lange genannt. Dann wurde sie zu Swissair Technical Services. Nachdem der Swissair-Konzern sich die Holding-Struktur gegeben hatte, folgte schon 1997 der nächste Namenswechsel zu SAirServices, 2000 dann erhielt sie den noch heute gültigen Namen SR Technics.

Nach dem Swissair-Grounding wurde SR Technics im Dezember 2002 an verschiedene Investoren verkauft und man begann, eine Holding aufzubauen. Nach einigem Hin und Her befindet sich SR Technics inzwischen in der Hand der Mubadala Development Company - des Staatsfonds von Abu Dhabi. Gerüchteweise könnte allerdings schon bald der nächste Besitzerwechsel anstehen. Ende Februar berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg, dass Mubadala sich überlege, SR-Technics zu verkaufen. Noch ist allerdings nichts offiziell.

Avireal – das Immobilien-Vehikel
Die Gesellschaft wurde Anfang der 1970er-Jahre als Planungsbüro und Immobiliengesellschaft von Swissair gegründet und später als eigenständige SAirGroup-Tochter geführt, bis der Aviatik-Konzern um die Jahrtausendwende kollabierte und in die Nachlassstundung ging. Anfang 2005 wurde die Avireal AG mit den Balsberg-Liegenschaften für 260 Millionen Franken an Investoren verkauft, darunter der schillernde Bündner Immobilienunternehmer Remo Stoffel. Nach jahrelangen Querelen und Rechtststreitigkeiten zimmerte Stoffel schliesslich aus dem Avireal-Kern und weiteren Generalunternehmen die Priora Holding.

Der Klotener Konzern gliedert sich in die Bereiche Facility Management, Generalunternehmung und Bauentwicklung sowie jene diversen Immobilienbeteiligungen, die Stoffel selber führt. Dabei handelt es sich unter anderem um das medienwirksame Turmbau-Projekt in Stoffels Bündner Heimatgemeinde Vals. (mil)

Swissôtel – Check-in der Franzosen
Das Haus ist sagenumwoben. Abergläubische unken, dass die Schwingungen im Ex-Swissair-Hauptsitz nicht die besten seien. Immerhin wurde dort ein nationales Symbol zerdeppert, zerschlagen und zerstört. Lilian Roten stört dies nicht. Die Walliserin leitet vom Klotener Balsberg aus die Swissôtel-Gruppe, die aktuell 32 Häuser auf vier Kontinenten betreibt, darunter ein Hotel in Mekka.

Die Hotelgruppe hat eine wechselhafte Geschichte. Gegründet 1980 als Joint Venture von Nestlé und Swissair wurde Swissôtel 1990 zur 100-prozentigen SAirGroup-Tochter. 2001 wurde Swissôtel an die Raffles Holding in Singapur verkauft, welche 2005 an die kalifornische Colony Capital ging. Diese gründete mit der saudischen Kingdom Holding 2006 das Unternehmen FRHI (Fairmont, Raffles, Swissôtel). Jüngstes Kapitel im Hotel-wechsle-dich-Spiel: Ende 2015 hat der französische Riese Accor die ganze FRHI übernommen - Swissôtel inclus. (ag)

Nuance – Duty Free wieder schweizerisch
Für ein Butterbrot sei der Duty-Free-Bereich von Swissair an italienische Investoren verkauft worden, schrieb 2002 die Aargauer Zeitung. Und vermutlich waren die 400 Millionen, die damals für Nuance bezahlt wurden, wirklich wenig. Denn 2014 wechselte die Firma erneut die Hand: Für 1,55 Milliarden Franken ging sie an die Basler Dufry-Gruppe. Diese ist ein Riese in der Branche: Das einst als Weitnauer gegründete Handelshaus verbuchte nach Zukäufen zuletzt einen Jahresumsatz von 6,1 Milliarden Franken. Nach eigenen Angaben hat Dufry einen weltweiten Marktanteil von einem Viertel im Geschäft mit Flughafenshops.

Auch nach der Übernahme wird Nuance unter dem eigenen Namen vom früheren Swissair-Standort in Glattbrugg aus geführt. Gegründet wurde die Firma 1917 unter dem Namen Ocean Trading. Das Geschäft war damals schon das gleiche, bloss wurde das Geschäft auf Schiffen gemacht und noch nicht auf Flugzeugen. (hec)

Atraxis – Destination Texas
Neben all ihren bekannten Schwester-Firmen aus Hotellerie, Zollfrei-Verkauf oder Bordverpflegung war Atraxis eines der weniger bekannten Unternehmen. Ob die IT-Tochter der SAirGroup ein rentables Vehikel war oder von Aufträgen der Firmenmutter durchgefüttert werden musste, war ein ewiges Thema zu den Zeiten, als Swissair noch flügge war.

Atraxis, die mit 2000 Angestellten für einen Umsatz von rund 640 Millionen Franken stand, wurde 2001 von der texanischen Electronic Data Systems (EDS) übernommen. Hinter dem generischen Namen stand eine schillernde Gründerfigur: EDS wurde vom texanischen Selfmade-Milliardär Ross Perot ins Leben gerufen, der Ende der 1990er-Jahre Präsident der USA werden wollte. Was so nicht zum Fliegen kam. Die Hauptfährte der Atraxis verliert sich im weiteren Verkauf EDS. Die Firma wanderte 2008 zu Hewlett-Packard, wo sie im Bereich HP Enterprise Services aufging. (ag)