Für die Gazprombank Schweiz ist es in Zeiten der Russland-Ukraine-Krise eine zusätzliche Belastung: Die Zürcher Staatsanwaltschaft ermittelt gegen CEO Roman Abdulin und weitere Mitarbeiter, wie sie am 1.  Februar gegenüber BILANZ bestätigte. Betroffen sind offenbar ein ehemaliges Geschäftsleitungsmitglied sowie zwei Mitarbeiter, die noch bei der Bank mit Sitz an der Zollikerstrasse im Zürcher Seefeld tätig sind.

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Auslöser waren die «Panama Papers» aus dem Jahr 2016. Sie legten offen, dass der Cellist Sergei Roldugin, ein enger Jugendfreund des russischen Präsidenten Wladimir Putin, ein Konto bei der Gazprombank in Zürich auf den Namen von einer seiner Offshore-Firmen eröffnet hatte.

Die Finma lancierte eine Geldwäsche-Untersuchung und griff vor vier Jahren hart durch: Die Banktochter des staatlichen Gasriesen Gazprom wurde «wegen schwerer Mängel im Geldwäschereidispositiv» mit einem dreijährigen Verbot des Privatkundengeschäfts belegt. Als der Stopp vor einem Jahr auslief, gab sich die Bankspitze erleichtert und stieg wieder in das Geschäft mit den reichen Kunden ein, praktisch alles Russen. Die Überraschung war offenbar gross, als im Herbst Vorladungen der Staatsanwaltschaft eintrafen.

Die Finma hatte ihre Informationen an die Ermittler weitergeleitet, und diese fanden genügend Stoff für eine Verfahrenseröffnung. Dass gegen den CEO Abdulin persönlich ermittelt wird, macht das Verfahren für die Bank besonders brisant. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Für die drei Schweizer Verteter im siebenköpfigen Verwaltungsrat stellt die Strafuntersuchung eine spezielle Belastung dar, zumal zwei von ihnen bestens vernetzte Anwälte sind. Wolfram Kuoni von der Kuoni Rechtsanwälte AG amtet als Vizepräsident der Bank, Urs Kloeti leitet bei der Kanzlei Pestalozzi die Financial Services Group.

Als dritter Schweizer ist der ehemalige EY-Partner Bruno Oppliger an Bord. Die Bank bestätigte Anfang Februar die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, betonte jedoch in der gleichen Medienmitteilung, dass alle betroffenen Angestellten «das volle Vertrauen» des Verwaltungsrats hätten.

Doch ein CEO, gegen den eine Untersuchung wegen Geldwäsche läuft, ist für jede Bank ein Reputationsrisiko und drückt auch auf das Renommee der Anwaltskanzleien Kuoni und Pestalozzi. Dass CEO Abdulin zumindest für die Dauer der Untersuchung in den Ausstand tritt, ist dennoch nicht geplant.

Sein operativer Handlungsspielraum sei «nicht eingeschränkt», lässt die Bank auf Anfrage ausrichten, eine temporäre Dispensation des CEO für die Dauer des Verfahrens erscheine dem Verwaltungsrat «derzeit als unangemessen». Die nächste VR-Sitzung steht im März an. Die zentralen Personalentscheidungen fallen beim Eigner Gazprom in Moskau. Doch wenn sich die Schweizer einstimmig gegen den CEO stellten, hätten die russischen Eigentümer ein Problem.

Fragen muss sich auch die Finma stellen lassen. Bietet der CEO noch die benötigte Gewähr für eine einwandfreie Geschäftstätigkeit, wenn gegen ihn eine Strafuntersuchung läuft? Warum darf die Bank trotz der Ermittlungen wieder ihr Private Banking betreiben? Abdulin lobte vor einem Jahr nach der Wiederaufname des Geschäfts die «einzigartige Value Proposition» und setzte die Lettin Inga Urban als Head of Private Banking ein.

Sie verfügt über einen Bachelor-Abschluss in Jura aus Riga, bringt aber kaum relevante Private-Banking-Erfahrung mit. Jetzt muss sie zeigen, dass das Geschäft dieses Mal sauber geführt wird.

Dirk Schütz
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