Twitter will sich laut Medienberichten zur Wehr setzen. Die Börse glaubt nicht an Musks Erfolg: Üblicherweise steigt der Kurs bei Übernahmeplänen in Richtung des Gebots - doch am Donnerstag sank die Twitter-Aktie stattdessen um rund 1,5 Prozent auf 45,18 Dollar.

Musk selbst räumte Zweifel ein. «Ich bin nicht sicher, dass ich tatsächlich in der Lage sein werde, es zu kaufen», sagte er bei einem Konferenzauftritt am Donnerstag. Er habe aber «technisch gesehen» die nötigen Mittel, um den über 40 Milliarden Dollar schweren Deal durchzuziehen, betonte der 50-Jährige. Er kaufte sich bereits in den vergangenen Wochen einen Anteil von 9,2 Prozent an Twitter zusammen.

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Musk ist der mit Abstand reichste Mensch der Welt. Sein Vermögen wird vom Finanzdienst Bloomberg auf Basis jüngster Aktienkurse auf 251 Milliarden Dollar geschätzt. Doch den Reichtum machen hauptsächlich Beteiligungen am Elektroauto-Hersteller Tesla und der Raumfahrtfirma SpaceX aus. Für einen Twitter-Kauf müsste er also entweder Aktien abstossen oder Kredite mit den Beteiligungen als Sicherheit aufnehmen.

Grosse Hürde

Aber auch wenn Musk die nötigen Mittel flüssig machen kann, ist die Zustimmung der Aktionäre die grosse Hürde. Twitter hat neben dem Streubesitz mehrere Finanzinvestoren als grosse Anteilseigner, die jeweils zwischen zwei bis acht Prozent der Anteile halten. Es würde also nicht reichen, nur wenige Grossaktionäre vom Verkauf zu überzeugen. Und ein wichtiger Anteilseigner wie der saudische Prinz Alwaleed bin Talal erteilte Musk bereits öffentlich eine Absage.

Zugleich ist Twitter nicht so gut gegen feindliche Übernahmen geschützt wie etwa Facebook, Amazon oder Google, wo Gründer Aktien mit mehr Stimmrechten bekamen. Das erlaubt ihnen, die Kontrolle über das Unternehmen zu behalten, auch wenn sie nicht mehr die Mehrheit der Aktien halten. Musk wetterte bei der TED-Konferenz dagegen: Beim Meta-Konzern etwa sichere dies, dass auch «Mark Zuckerberg der 14.» noch die Kontrolle über Facebook, WhatsApp und Instagram behalte.

Aber auch wenn Musk bei Twitter theoretisch allein schon mit der Aktienmehrheit ans Ziel kommen kann - der Dienst hat viele Wege, sich zu verteidigen. Zu den sogenannten «Poison Pills» (Giftpillen), mit denen Firmen sich gegen feindliche Übernahmen Wehr setzen, gehört zum Beispiel die Ausgabe neuer günstigerer Aktien an andere Aktionäre. Das verwässert den Anteil eines Angreifers wie Musk. Twitter teilte zunächst nur mit, man prüfe das Angebot, um im besten Interesse der Firma und der Aktionäre zu handeln. Die Website «The Information» schrieb aber, der Verwaltungsrat von Twitter wolle kämpfen.

Letztes Angebot

Musk schrieb, dass der Preis sein letztes Angebot sei. Scheitere mit dem Übernahmeversuch, müsse er sein Engagement bei Twitter überdenken. «Das ist keine Drohung, es ist einfach keine gute Investition ohne die Änderungen, die gemacht werden müssen», schrieb Musk dazu. Drohung oder nicht - auf jeden Fall kann man dies als ziemlich durchsichtige Erinnerung an die Aktionäre sehen, dass der Kurs auch ganz schnell wieder sinken könne.

Als Grund für sein Interesse an Twitter gibt Musk an, er wolle die Redefreiheit auf der Plattform stärken. Das sei nur möglich, wenn der Kurznachrichtendienst die Börse verlasse, argumentiert er. Seine Vorstellung von Redefreiheit umriss Musk bei seinem Auftritt auf der TED-Konferenz so: «Wenn jemand, den man nicht mag, etwas sagen darf, was man nicht mag.» Im Rahmen der Gesetze sollten alle Meinungen erlaubt sein, betonte er.

In den vergangenen Jahren waren es in den USA vor allem die Konservativen und allen voran die Anhänger von Ex-Präsident Donald Trump, die Twitter und anderen Online-Plattformen wie Facebook «Zensur» vorwarfen. Dabei ging es meist um Massnahmen gegen die Verbreitung falscher Informationen über das Coronavirus sowie Trumps Behauptungen, dass ihm der Sieg bei der Präsidentenwahl 2020 gestohlen worden sei.

Hoffnung für Trump?

Trump wurde bei Twitter verbannt nach seinem Zuspruch für die Anhänger, die am 6. Januar 2021 das Kapitol in Washington stürmten - und das Management betonte bisher, dass es für den Ex-Präsidenten keinen Weg zurück auf die Plattform gebe. Musks Ansätze könnten Trump mit Blick auf eine erneute Kandidatur bei der Präsidentenwahl 2024 nun aufhorchen lassen: Er finde vorläufige «Timeouts» besser als permanente Ausschlüsse, sagte der Tesla-Chef allgemein.

Musk hatte in der Anfangszeit der Pandemie selbst die Gefahren durch das Coronavirus heruntergespielt und Corona-Einschränkungen in Kalifornien als "faschistisch" kritisiert.

Der Tesla-Chef hat mehr als 80 Millionen Follower bei Twitter und zählt damit zu den populärsten Nutzern. In einem Tweet am Wochenende liess Musk durchblicken, dass er das aktuelle Geschäftsmodell von Twitter mit Werbung als zentrale Einnahmequelle gern durch Abo-Einnahmen ersetzen würde. Auf Anzeigenerlöse angewiesen zu sein, gebe grossen Konzernen zu viel Macht, schrieb er.

(sda/tdr)