Hinter der Idee, die südkoreanischen Modelle neu unter dem Logo der amerikanischen GM-Tochter zu führen, steht die Strategie, aus Chevrolet eine weltweit präsente Marke zu machen. Zwar ist Chevrolet bereits auf vielen Märkten vertreten, doch die grössten Absatzgebiete liegen in den konjunkturell labilen Ländern Nord- und Südamerikas. Weniger gut kommen hingegen die Geschäfte in Europa voran. Chevrolet aber möchte nicht zuletzt hier stärker Fuss fassen.

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Zwar ist Chevrolet die Marke wurde vom Schweizer Louis Chevrolet aus La Chaux-de-Fonds Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA gegründet mit 3 Mio verkauften Autos die grösste Einzelmarke innerhalb des GM-Reiches, doch für einen Global Player sind nicht allein die Absatzzahlen von Bedeutung.

Mit Daewoo zu mehr Potenz in Europa

Um auf dem alten Kontinent, und hier vor allem auf dem lukrativen westeuropäischen Markt, Fuss fassen zu können, fehlte es Chevrolet bisher schlicht an der nötigen Modellvielfalt. Die grossen Amerikaner kamen nur bei einer kleinen Fangemeinde an, attraktive Klein- und Mittelklassemodelle hingegen standen nicht zur Verfügung. Nur mit ihnen aber lassen sich die angestrebten Volumen erreichen, mit denen sich dann auch die gewünschte Aufmerksamkeit bei einer breiten Kundschaft erzielen lässt.

Die Idee, Daewoo als Chevrolet zu vermarkten, ist nicht ganz neu. In Osteuropa, in Russland und in einigen früheren sowjetischen Teilrepubliken ist diese Idee bereits vor einiger Zeit umgesetzt worden, Daewoo heisst dort Chevrolet.

Über die Pläne von General Motors ist schon im Vorfeld des Pariser Autosalons einiges durchgesickert. Die Meldungen haben unter der bisherigen Daewoo-Kundschaft Unruhe ausgelöst, weil sie die Befürchtung hegt, Garantien, Service und Reparaturen könnten nicht mehr gewährleistet sein. Doch am Europasitz von General Motors und beim Daewoo-Importeur in der Schweiz wird entschieden betont, dass dies nicht der Fall ist.

Eigentlich bleibt fast alles so, wie es bisher war

Michel Rutschmann, der Chef von Daewoo Automobile (Schweiz) AG in Effretikon, und auch Daewoo-Europa-Chef Hardy Spranger machen klar, dass auch in Zukunft die Mehrheit der bisherigen Daewoo-Kunden in vertretbarem Umkreis ihres Wohn- oder Arbeitsortes die bisherige Niederlassung vorfinden wird. In einigen Fällen würden Opel-Vertretungen die Aufgabe übernehmen, Daewoo-Kunden zu betreuen. Der Importeur für die Schweiz ist zudem bestrebt, sein Netz weiter auszubauen. Der dafür verantwortliche Manager Sacha Strotz versichert, dass weitere Händler-, Service- und Reparaturbetriebe gesucht werden und in diesem Zusammenhang auch Garagen-Familienbetriebe willkommen sind, die aufgrund der neuen Gruppen-Freistellungsverordnung GVO von ihren bisherigen Geschäftspartnern keine neuen Verträge mehr erhielten.

Der Übergang von Daewoo zu Chevrolet wird zudem fliessend sein. Das Logo von Daewoo wird nicht von einem Tag auf den anderen verschwinden. Ab nächstem Jahr hängen an den Niederlassungen beide Markenzeichen. Ausserdem hat Daewoo einige sehr interessante Modelle entwickelt, die weiterhin Daewoo-Qualität und -Ausstattung bieten. Lediglich die Markenbezeichnung ändert. Schon vor dem Pariser Salon präsentierte Daewoo den Nubira-Station Wagon, einen geräumigen Kombi, dessen Grundpreis bei 19990 Fr. und damit unter der 20000-Fr.-Grenze liegt. Die Qualität und der Fahrkomfort dieses Modells überzeugten auf Testfahrten. Experten äussern allerdings die Vermutung, dass die preisgünstigeren Daewoo-(Chevrolet-)Modelle vor allem der Marke Opel und damit einer GM-Konzernmarke aus dem eigenen Haus gehörig Konkurrenz machen könnten.

In Paris stellt Daewoo die Geländewagen-Studie S3X mit sieben Plätzen vor. Geplant ist zudem ein Minivan; und im nächsten Jahr wird der als robust bekannte russische Geländewagen Niva völlig neu überarbeitet und unter der Bezeichnung Chevrolet Niva die Modellpalette erweitern. Ausserdem sind Versionen mit Dieselmotoren geplant.

Der Markenname Daewoo wird in Europa zwar mit der Zeit verschwinden, doch hinter Chevrolet werden im Klein- und Mittelklassesegment weiterhin die Südkoreaner stehen.

Einen nicht unbedeutenden Vorteil dieser Strategie hebt Managing-Director Michel Rutschmann hervor: «Mit Chevrolet werden wir zum Global Player. Der Name ist weltbekannt. Wir bekommen dadurch beim Kunden eine Aufmerksamkeit, wie das mit Daewoo nicht möglich gewesen wäre. Ausserdem profitieren wir von der gesamten General-Motors-Infrastruktur und deren Finanzkraft. Alle diese Punkte sind für die Zukunft und den immer härter werdenden Konkurrenzkampf in einer globalen Welt von grosser Bedeutung.»

Daewoo/Chevrolet: Der neue Name gilt ab Januar 2005

Im Begleitschreiben zur aktuellen Ausgabe des Kundenmagazins «Daewoo und Du» schreibt Daewoo-Schweiz-Direktor Michel Rutschmann, dass der Namenswechsel auf Januar 2005 vollzogen wird. Grundsätzlich ändere sich aber an den Beziehungen zwischen Garage und Daewooo-Besitzer nichts. Weil Daewoo-Fahrzeuge neu unter der Marke Chevrolet vermarktet werden, wird grossflächig ein Informationskonzept geschaltet. Dieses offeriert «zur Beruhigung der Kunden» Informationsmöglichkeiten übers Internet (www.mychevrolet.info) sowie eine zu Bürozeiten bediente, kostenlose Hotline-Telefonnummer (0800 8000 648). (mk)