Obwohl HRS kein Familienbetrieb ist, war Rainer Sigrist (60) immer der festen Überzeugung, dass ein Dienstleistungsunternehmen wie HRS im Privatbesitz bleiben und durch die jeweiligen Besitzer geführt werden muss. Selbstverantwortung und Risikobereitschaft sind gemäss Sigrist die Schlüssel zum echten Unternehmertum. Einst war ihm und seinem Partner Peter Koller (60) selbst die Möglichkeit geboten worden, die Firma aufzubauen.

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Jetzt sollten die fähigen Mitarbeiter die Chance bekommen, es ihnen gleichzutun. Ein Verkauf der Firma hätte zudem dem sozialen Verantwortungsbewusstsein der Firmeninhaber gegenüber der Belegschaft widersprochen.

Dies war mit ein Grund, weshalb man bei HRS nach einer innerbetrieblichen Nachfolgelösung suchte.

Die richtige Lösung: Ein Management Buyout

Gewählt wurde die Form eines Management Buyout (MBO). Erste Bedingung bei der Nachfolgelösung durch ein MBO ist ein starkes Vertrauensverhältnis zwischen Management und Eigentümer. Bei HRS war eine unternehmerisch fähige und risikobereite Mannschaft bereits über Jahre am Werk und gut eingespielt. Die leitenden Mitarbeiter waren bereit, Risiko zu übernehmen, und fähig, das Unternehmen zu führen.

Während einer mehrjährigen Vorlaufzeit wurde das neue Führungsteam aus internen und externen Persönlichkeiten zusammengestellt, was einerseits Kontinuität in der Unternehmensphilosophie und in der Mitarbeiterführung garantierte, aber anderseits auch durch neu eingebrachte Ideen zu einer spürbaren Unternehmensdynamik führte.

Eine gute Ertragslage und ein stattlicher Auftragsvorrat sowie die Bereitschaft der Besitzer zu einem finanziellen Entgegenkommen waren weitere Voraussetzungen. Die Bewertung des Unternehmens lieferte zwar Anhaltspunkte. Ausschlaggebend für die Preisgestaltung innerhalb des MBO-Prozesses war aber eine realistische Einschätzung der künftigen Erträge oder die ganz einfache Frage «Wie viel können die Nachfolger innert nützlicher Frist, ohne Schwächung der Eigenkapitalsbasis des Unternehmens, überhaupt bezahlen?» Daraus wurden der Preis und die Dauer des MBO abgeleitet. Ebenso wurden die steuerlichen Folgen für die Verkäufer mit den Behörden frühzeitig abgeklärt.

Ein strategischer, vor allem komplexer Prozess

Auch wenn die personellen Voraussetzungen innerhalb der Firma gegeben bzw. geschaffen sind, ist das MBO noch eine grosse Herausforderung. Der Wechsel in der Unternehmensleitung ist ein komplexer Prozess. Unter Einbezug von Experten hat HRS frühzeitig ein Konzept erarbeitet und die Übergabe anhand eines Zeitplans vorbereitet.

Der Zeithorizont des gesamten Übergabeprozesses ist einerseits von der Vitalität, Schaffenskraft und der Lebensplanung der «abtretenden» Generation mitbestimmt, anderseits aber auch von finanziellen Kapazitäten der Firma, da nicht auf eine Fremdfinanzierung zurückgriffen wurde. Während dieser Phase sind die strategischen und operativen Ziele gemeinsam zu definieren und die Verantwortungsbereiche zwischen «alter» und «neuer» Führung abzugrenzen.

Nicht nur von den Eigentümern ist ein grosses Vertrauen in die Nachfolger zu setzen. Das enge Beziehungsnetz zu Bauherren, Behörden und Institutionen, welches die bisherigen Eigentümer bei der individuellen Projektbetreuung mit ihren Bauherren unterhalten, muss die neue Generation erhalten und ausbauen. Damit das neue Management diese Vertrauensebene bei Kunden und Geschäftspartnern, aber vor allem auch bei Mitarbeitern erlangt, bedarf es besonders in der Startphase der Unterstützung durch die bisherigen Eigentümer. Eine klare interne wie externe Kommunikation muss diesen Prozess frühzeitig und fortlaufend begleiten.

Doris Pommeranz, Leiterin Marketing/PR, HRS Hauser Rutishauser Suter AG, Frauenfeld.



Management Buyout: Das «alte», «neue» Team

Das MBO-Team der HRS Hauser Rutishauser Suter AG, Frauenfeld, setzt sich zusammen aus:

Peter Koller, VR-Präsident und Delegierter des VR, Rainer Sigrist, Vizepräsident des VR, und folgenden Mitgliedern der Geschäftsleitung: Martin Kull, Felix Hegetschweiler, Stephan Rausch sowie Markus Jäggi (Bereich Finanzen).

Mit einem Bauvolumen von rund 520 Mio Fr. im Jahr und 100 qualifizierten Mitarbeitern gehört HRS, zusammen mit den Partnerfirmen, zu den führenden Schweizer General-/ Totalunternehmen. Der Hauptsitz befindet sich in Frauenfeld, betrieben werden Niederlassungen in Kreuzlingen, St. Gallen, Zürich, Bern, Basel, Freiburg, Neuenburg, Lausanne-Crissier und in Vaduz FL.

HRS konzentriert sich auf das reine Baumanagement, die Projektleitung und Projektoptimierung sowie Standort- und Projektentwicklungen auf eigene oder fremde Rechnung. (dp)