Definiert man Wärme-Kraft-Kopplung (WKK) als eine Strom erzeugende Heizung - ein Motor, eine Gasturbine, eine Dampfentspannungsmaschine, ein elektrochemischer Prozess (Brennstoffzelle) erzeugen Strom, die Abwärme dient zum Heizen -, dann müsste man den WKK-Markt eigentlich mit dem für Wärmeerzeuger vergleichen. Pro Jahr werden gegen 25000 Gas-, Öl- und Holzkessel verkauft, plus rund 20000 Elektro-Wärmepumpen, die Strom verbrauchen, um Wärme zu erzeugen.

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Diesen stehen rund 50 Blockheizkraftwerke (BHKW) gegenüber, die Strom erzeugen, um auch zu heizen. Sehr ungünstig angesichts der drohenden Stromlücke! Die meisten Schweizer BHKW-Lieferanten leben vom Export. Der Export ist auch bei intelligenten Strom- und Gaszählern wichtig, damit die Schweiz den technologischen Anschluss nicht verliert.

Die Probleme vom Bund erkannt

Seit das Bundesamt für Energie (BFE) 2004 die Energieperspektiven publizierte, welche die Stromversorgung bis 2035 in vier Szenarien gedanklich zu organisieren versuchen, interessiert sich auch diese Bundesstelle für WKK: Zwei der vier Szenarien rechnen mit dieser dezentralen Stromerzeugung. Zwar wird auf die damit verbundene CO2-Belastung hingewiesen (ausser bei Biogas-betriebenen Anlagen).

Aber seit TEP Energy in einer Studie die CO2-Belastung des in der Schweiz verbrauchten Stroms mit heute 100 g/kWh, Tendenz bis zum Vierfachen steigend, errechnet hat und das BFE selbst die heutige Belastung woanders mit 142 g/kWh angibt, sieht man: Die Differenz zu einem erdgasbetriebenen BHKW mit rund 220 g/kWh ist nicht riesig. Umso mehr, als sich dieser Wert in Zukunft nicht verändert, die CO2-Belastung des Stroms dagegen steigt. Das BFE hat den dümpelnden Markt auch erkannt und deshalb vom Luzerner Institut für Politikstudien Interface eine Hemmnisstudie erstellen lassen. Sie liegt vor. Ein wichtiges Hemmnis, wird festgestellt, ist die Einspeisevergütung: Fast überall ist diese zu tief. Der Schweizer Fachverband für Wärme-Kraft-Kopplung bestätigt dies nach einer Umfrage bei zahlreichen Stromversorgern.

Die gleiche Erkenntnis wurde mir an einem Apero ganz kostenfrei zuteil: Jean F. hat in seiner Villa oberhalb des Genfersees vor 15 Jahren ein 5-kWe-Mini-Blockheizkraftwerk installiert. Das Erdgas war günstig und dank grosser Kinderschar der Stromverbrauch im eigenen Hause hoch - Waschen, Trocknen, Kochen ohne Ende … Der Rücknahmetarif spielte keine Rolle, das BHKW war rentabel. Nun sind die Kinder ausgeflogen, der Stromverbrauch ging zurück, der Erdgaspreis stieg auf 10 Rp./kWh (in der Westschweiz sind alle Energien teurer); der Rücknahmetarif des Stromversorgers beträgt 9 Rp./kWh. Und von diesem 1 Rp. …, aber den Witz kennen Sie. Jean F. will nun ein Elektroauto kaufen - BHKW-Strom ist billiger als Benzin.

Die letzte Meile

Könnte er diesen Strom seinem Nachbarn verkaufen, wäre das BHKW rentabel, selbst wenn das EW für die Netzbenutzung ein kleines Entgelt verlangte. Verzichtet der Nachbar auf Reserveleistung - bei Netzausfall bleibts ja auch dunkel -, ist nicht einmal diese zu verrechnen. Das Problem bleibt aber auch ohne Grundstücksgrenze: Nicht einmal Mietern oder Wohnungseigentümern im gleichen Hause darf der Strom, den der Besitzer im Keller erzeugt, verkauft werden. Ausnahmen bestätigen die Regel. Hier hat die Politik eine Aufgabe: Eine kleine Änderung des Energiegesetzes und ein Hemmnis ist beseitigt.

In der Energieverordnung ist indessen festgeschrieben, dass für CO2-freien WKK-Strom aus Biogas höhere Rücknahmetarife zu zahlen sind. Diese sind nach Menge abgestuft und decken sich ziemlich genau mit den Preisen der Erdgas Zürich AG für 100%-Biogas - das heisst keine «Luft» für Unterhalt und Amortisation, nur für Idealisten.

Deutschland ist weiter

Dort werden für KWK-Strom (= WKK) und für Biogas höhere Preise bezahlt, zwecks CO2-Reduktion. So werden sich Strom- und Erdgasnetze sukzessive zu Sammelschienen entwickeln - für Strom aus BHKW, Sonne und Wind bzw. Biogas in Erdgasqualität. Die Netze sind nicht mehr nur zentral zu speisen, sie sollen unterwegs dezentral erzeugte Energie mitnehmen. Das stellt neue Anforderungen an ihre Steuerung - man spricht von Smart Grid. Dafür braucht es intelligente Zähler für Strom und Erdgas (Smart Metering), die nebst dem Verbrauch auch Spitzen erkennen und kommunizieren. Solche Zähler werden auch in der Schweiz produziert, für Strom und Erdgas, aber nur für den Export.

WKK für Eigenbedarf rentiert

Bis auf Weiteres rentiert Wärme-Kraft-Kopplung nur bei genügend Eigenbedarf, im Gewerbe, in der Industrie, in Hotels, Spitälern, Altersheimen usw. Häufig zählt, dass ein BHKW auch Notstrom liefern kann. Das prominenteste und grösste Notstrom-BHKW der Schweiz steht in Genf bei Rolex. Weil die SIG keine 100%ige Garantie für völlig unterbruchsfreie Stromversorgung geben konnten, installierte Rolex drei 1,5 MWe-Gasmotor-BHKW. Eines steht ständig in Reserve, zwei liefern Strom, Wärme und Kälte für die Fabrik. Bei Unterbruch der Erdgasversorgung schalten die Maschinen blitzschnell auf Flüssiggas aus dem eigenen Tank um. Dieses Ergebnis tragen viele am Arm: Schöne Armbanduhren von Rolex.