Premier Cru aus Rotchina? Was Gourmets womöglich schaudern lässt, könnte noch in diesem Dezennium Realität werden: erstklassiger Wein aus Chinas Nordostprovinz Hebei.

Der Wahlschweizer Gernot Langes-Swarovski, dominierender Teilhaber des österreichischen Kristallglaskonzerns Swarovski, hat im Reich der Mitte einige Tausend Hektar Land gekauft, um dort Weinstöcke setzen zu lassen. In einer privaten Weinfachschule lässt der Investor chinesische Lehrlinge in die hohe Kunst der Rebenpflege einführen.

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Was auf den ersten Blick wie der Spleen eines alternden Industriellen wirkt, wird zumindest in der internationalen Winzerszene aufmerksam beobachtet. Denn der 60-jährige Langes-Swarovski hat sich in der Weinwirtschaft längst einen exzellenten Namen erarbeitet: 1989 hatte der Nebenerwerbswinzer in Argentinien die zwar traditionsreiche, allerdings welke Bodegas Norton geschluckt und das derweil auf 680 Hektar arrondierte Weingut zu neuer Blüte geführt. Norton-Rotweine zählen zur Weltspitze.

Chinas Provinz Hebei bietet klimatisch ähnliche Bedingungen wie das französische Bordelais oder Kalifornien. Chinas letzte royale Herrscherdynastie Tsing hatte dort wegen des milden Wetters ab 1644 bis zur Vertreibung des letzten Kaisers im Jahre 1911 ihre permanente Sommerresidenz.

Ganz neu ist der Weinanbau in China dabei nicht. Heimische Winzer ernten längst eigene Reben, vermarkten den vergorenen Traubensaft unter so beeindruckenden Markennamen wie Great Wall oder Dragon Seal. Schon der potenzielle Heimmarkt ist gigantisch: Allein in Hebei leben fast 70 Millionen Menschen. WP