Die Wettbewerbe spielen in der Beschaffungspraxis des Bauwesens eine wichtige Rolle. Mittlerweile gibt es eine Reihe von Verfahren, mit deren Hilfe die optimale Gestaltung und Nutzung von Grundstücken oder Gebäuden gefunden werden soll. Ob Architektur-, Investoren- oder Gesamtleistungswettbewerb die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Verfahrensweisen geben immer wieder Anlass zur Diskussion. Stehen beim Architekturwettbewerb vor allem gestalterische Aspekte im Vordergrund, geht es beim Investorenwettbewerb vielmehr darum, einen finanziell starken Partner zu präsentieren. Beide Varianten können Gefahr laufen, sich einseitig zu fokussieren. Nicht so der Gesamtleistungswettbewerb.

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Dem Projekt von A bis Z gerecht werden

Der Gesamtleistungswettbewerb, bei dem Planungs- und Realisierungsleistungen zusammen ausgeschrieben werden, verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz. Ziel der Bauherrschaft ist es, mit Hilfe eines solchen Wettbewerbs ein schlüsselfertiges Objekt zu erhalten, das in architektonischer, funktionaler und wirtschaftlicher Hinsicht überzeugt. Die Vorteile des Verfahrens liegen auf der Hand: Indem Architekt, Planer und Generalunternehmer von Beginn an zusammenspannen, können sie gemeinsam eine Lösung präsentieren, die dem Projekt von A bis Z gerecht wird. Und nicht nur das: Gut funktionierende Planungsteams sind in der Lage, bisher unerkannte Potenziale zu erkennen und zu nutzen.

Eine Totalsanierung als Wettbewerbsaufgabe

Ein Beispiel für einen Wettbewerb dieser Art ist das Projekt «Flurhof». Die UBS nutzt an der Flurstrasse in Zürich-Altstetten drei grosse Gebäudetrakte als Bürohäuser. Als die 1971 erbauten Gebäude dringend einer Sanierung bedurften, schrieben die UBS als Nutzerin und die Turintra AG, eine Gesellschaft des Immobilienfonds UBS SIMA, als Eigentümerin einen Gesamtleistungswettbewerb aus. Entschieden hatte sich die Bank für dieses Verfahren, weil andere Herangehensweisen in der Vergangenheit höhere Kosten als erwartet verursacht hatten.

Vorbereitet und durchgeführt wurde der Wettbewerb von Stokar+Partner, die als Veranstalter eine sinnvolle Auswahl und präzise Formulierung der Anforderungen garantierten. Übergeordnetes Ziel war der komplette Umbau der drei Gebäude, inklusive Planung, Realisierung und Baumanagement und dies unter einem verbindlichen Kostendach.

Nach einigen Monaten stand das Siegerteam des 50-Mio-Fr.-Projektes fest: Gemeinsam mit Stücheli Architekten, 3-Plan-Haustechnik und weiteren Spezialisten konnte die Halter Generalunternehmung eine Lösung vorstellen, die in Sachen Architektur, Ausführung und Ausnutzung überzeugte.

Optimierung eines Grossprojekts

Das Potenzial der Gebäude wurde erkannt und optimal ausgeschöpft: Aus den ehemals 92000 m3 Gebäudevolumen werden künftig 143000 m3. Die Liegenschaft verfügt damit über 25100 m2 Nutzfläche, auf der 1828 Arbeitsplätze untergebracht werden können. Die Wirtschaftlichkeit des Projektes wurde zudem mit der Barwertmethode geprüft. Diese dynamische Langzeitbetrachtung ermöglicht dem Investor eine Abschätzung des künftigen Ertragswertes.

Der Vorschlag von Halter und Stücheli hielt der externen Beurteilung mehr als Stand: Das Projekt wurde als lohnende Investition eingestuft.

Wettbewerbssituation als Innovationsmotor

Zusätzlich zur Steigerung von Flächen und Rendite bot das Siegerteam ein intelligentes Technikkonzept, das neuste energetische Erkenntnisse mit betrieblichen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten verband. Das Ergebnis war eine beheizte Fassadenbrüstung, die überraschende klimatologische Vorteile gegen-über den anderen Vorschlägen aufzeigte.

Karl Dudler, Geschäftsführer Halter Generalunternehmung AG, Zürich.



Erfolgsfaktor: Ein eingespieltes Team

Das Beispiel des «Flurhofs» in Zürich-Altstetten zeigt: Die Gründe für die Durchführung eines Gesamtleistungswettbewerbs sind vielseitig. Jenseits aller rationalen wirtschaftlichen und funktionalen Argumente gibt es noch einen nicht zu unterschätzenden emotionalen Aspekt. Gerade bei komplexen Umbauten, die, auf anspruchsvollen Etappierungsplänen abgestützt, unter laufendem Betrieb stattfinden, ist ein gut funktionierendes Team von grosser Bedeutung.

Eine eingespielte Mannschaft, die sich aus eigenem Antrieb gefunden hat, um gemeinsam den Wettbewerb zu gewinnen und zu realisieren, ist der Garant für die erfolgreiche Umsetzung des Projekts. (du)