So schön könnte Networking sein: Eine Studentin trifft bei einem Alumni-Event einen Repräsentanten eines Unternehmens, für das sie sich interessiert. Man spricht zunächst über Gemeinsamkeiten, etwa den Uni-Ball vom letzten Jahr, den Uni-Tennisclub oder die Lieblingsreiseziele. Und schon entsteht ein Gefühl von Sympathie, das sich fortsetzen könnte. Visitenkarten sowie Telefonnummern werden ausgetauscht. Man schreibt den Anlass darauf, an dem man sich getroffen hat, ruft später an, um Informationen auszutauschen.

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Man ahnt vielleicht noch nicht, dass sich daraus ein neues Netzwerk ergibt, das bei der anstehenden Stellensuche in dem interessanten Betrieb eine Schlüsselrolle spielen könnte.

Es geht nichts über Kontakte

Natürlich gibt es viele Wege, um sich für einen Job zu bewerben. Idealerweise kennt man nicht nur die Homepage des Unternehmens, sondern hat längst das Tun der Führungsequippe in den Medien verfolgt, die Aktienkurse studiert und die aktuelle Jahresbilanz gelesen. Wenn man jedoch jemanden kennt, der dort bereits arbeitet und positive Aussagen über das Betriebsklima, den sozialen Umgang miteinander, Clubs und «thanks god it’s friday»-Treffen macht und der im Idealfall bei Personalverantwortlichen als Mentor für die Bewerberin auftritt, könnte sich das Networking auf überraschende Weise bezahlt machen.

Ein guter persönlicher Kontakt bleibt in jedem Fall mehr haften als ein Name auf dem Curriculum. Einfach bei einer Zufallsbekanntschaft anklopfen und sagen, dass man den Wunsch hat, beispielsweise bei der Stellensuche unterstützt zu werden, ist verpönt, weiss Franz Schultheis, Professor für Soziologie an der Universität St. Gallen. Zum richtigen Netzwerken gehörten Verpackungen, Höflichkeit, Etikette, gutes Benehmen, Charme, ein Lächeln; auch etwas schmeicheln können, ohne anbiedernd zu wirken; bei einem Essen Gemeinsames entdecken, statt nur am Tisch zu sitzen und darüber zu reden, was man bietet und was man dafür will. Networking ist insofern eine Sozialkompetenz, die ein hohes Mass an Selbstdisziplin, Selbstkontrolle sowie Selbstbeobachtung beinhaltet. Es wird dann einfacher, wenn man zum gleichen Milieu gehört und darüber auch locker sprechen kann.

Laut Schultheis gilt: Mit Höflichkeit Vertrauen schaffen, ist das A und O des Netzwerkens. Wem die Anstrengung beim Networking anzusehen ist, der wird schnell als Aussenseiter entlarvt. Ein wichtiger Akt ist das Management des Networking: Ein guter Networker geht strategisch klug um mit Visitenkarten, Telefonnummern oder Geburtstagen, wenn er eine dauerhafte Beziehung pflegen will - jedenfalls wenn es um strategisches Networking geht. Man ist ja an der Macht und den Beziehungen des anderen interessiert.

Sozialkapital demonstrieren

Die Grundregel des Networking lautet: Zuerst etwas geben, dann nehmen. Wer zum Beispiel sagen kann: «Ich bin etwas spät, denn ich komme gerade vom CEO soundso», der hat sein Sozialkapital demonstriert. Es fällt ihm bzw. ihr leicht anzufügen: «Mit Ihnen kann ich offen sein, der CEO hat gerade gesagt, dass er mich bei der Jobsuche unterstützen will.»

So kann man sich als interessanten Partner für Kommunikation sowie Austausch profilieren. Denn Networking ist in jedem Fall ein gegenseitiges Anliegen.