Bei den Banken scheint Uneinigkeit darüber zu herrschen, ob Investitionen in Spitäler lohnenswert sind oder nicht: Einerseits gab die niederländische Grossbank ABNAmro letzte Woche die Übernahme der Priory Group bekannt, der grössten Betreiberin psychiatrischer Kliniken in England. Im Gegensatz dazu trennte sich die HypoVereinsbank im Juni von ihren Anteil am privaten deutschen Rhön Klinikum. Und vor zwei Jahren verkaufte die UBS ihre Beteiligung an der Schweizer Klinikgruppe Hirslanden an die britische Private-Equity-Gesellschaft PC Partners.

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Direktinvestitionen in Europa schwierig

Die Transaktionen werfen die Frage auf: Lohnen sich für Privatanleger Investitionen in Kliniken? In Europa sind solche Anlagen eher schwierig, da das Gesundheitswesen noch stark reglementiert ist und die Leistungen meist durch staatliche Institutionen erbracht werden. Allerdings gibt es in Deutschland und Spanien bereits eine grosse Anzahl privater Kliniken. Am kräftigsten fortgeschritten ist die Privatisierung aber in Grossbritannien. Das Potenzial für Renditen wäre grundsätzlich gegeben: Das Gesundheitswesen bietet stabile Cashflows und grosse Immobilienportefeuilles, es ist zudem ein Nutzniesser von staatlichem Outsourcing.

Anlagen in Spitäler und Kliniken sind vor allem in den USA interessant. Es gibt bereits einige Fonds, welche in diese Titel investieren. Der mit Abstand grösste Player unter den US-Pri-vatspitälern ist HCA mit einer Marktkapitalisierung von 24 Mrd Dollar und einem Jahresumsatz in etwa derselben Höhe. Die Aktienkursperformance der letzten 12 Monate beträgt 37%. Seit Mitte Oktober haben die Aktien gar um über 50% zugelegt. 190 Spitäler und 91 ambulante Einrichtungen werden in 23 US-Bundesstaaten, in Grossbritannien und in der Schweiz (in Carouge und in Meyrin) betrieben. 1999 wurden LifePoint Hospitals und Triad Hospitals in einem Spin-off von HCA an die Börse gebracht und rangieren heute als Nummer 4 respektive 7 unter den «For-Profit»-Spitalgesellschaften. Triad, die unlängst in einem «Secondary Offering» von 3,7 Mio Aktien rund 200 Mio Dollar an Kapital aufnahm, ist die einzige Spitalbetreiberin, die ihr Wachstum über Joint Ventures mit «Non-For-Profit»-Spitälern sucht.

Mit 6 Mrd Dollar Marktkapitalisierung und 3 Mrd Dollar Umsatz im Rechnungsjahr 2004 ist Health Management Associates die zweitgrösste Spitalgesellschaft (Kursperformance letzte 12 Monate: 22%).

Der Preisdruck auf Spitäler wird zunehmen

1700 Mrd Dollar werden in den USA für Gesundheitskosten aus-gegeben, davon entfallen 31% auf Spitalpflege. Von den 4900 Spitälern sind lediglich 790 «For-Profit»-Einrichtungen.

55% der Spitalkosten werden von zwei staatlichen Programmen getragen: Medicare (in dem 40 Mio Menschen über 65 Jahren versichert sind) und Medicaid (57 Mio Personen, die sich keine private Krankenversicherung leisten können). Im Jahr 2003 blieben 14 Mrd Dollar an Spitalleistungen für diese Patienten aus Spargründen der öffentlichen Hand nicht gedeckt. Um das Loch zu stopfen, hoben die Spitäler die Preise für die Privatversicherten an.

Die ungedeckten Medicare-Kosten drohen weiter anzuwachsen, da die Baby-Boomer mit steigendem Alter mehr Spitalpflege benötigen. Dazu erhöht sich aufgrund der fortschreitenden Konzentration bei den Krankenversicherern, die in einer Reduktion der Spitaltage resultieren dürfte, der Preisdruck auf die Spitäler.



Spitäler als Anlage: Enge Palette

Neben direkten Investitionen können sich Investoren mittels Anlagefonds an US-Kliniken und US-Spitälern beteiligen. Der Fonds Global Health Care der Credit Suisse zum Beispiel investiert in diese Titel, nach Angaben der Bank allerdings sind es «weniger als 1% des Fondsvermögens». Auch DWS Investments bietet solche Fonds an: Pharma Med, Pharma Aktien Typ O, die Pharma-Fonds LC, FC und LD sowie Zürich Invest Life Science. Sie investieren laut Fondsmanager Thomas Bucher jeweils rund 4% in US-Spitäler vor allem in HCA und Triad Hospitals. Aktiver ist Merrill Lynch: Der World Healthscience Fund investiert rund 30% in Kliniken und ähnliche Institutionen. Der UBS-Fond Health Care B wiederum hält nach Angaben der Bank unter anderem Aktien von Spitalbedarfsunternehmen, nicht aber von Spitälern direkt. (han)