Der Luxusgüterkonzern Richemont hat den im vergangenen März angekündigten Zusammenschluss der eigenen Onlinehandelsplattform Net-A-Porter mit dem italienischen Kleiderhändler Yoox zur Yoox Net-A-Porter Group abgeschlossen. Richemont bleibt als Mehrheitsaktionärin an der neuen Gruppe beteiligt, lässt dabei allerdings die Türe für andere Interessenten offen. Die Rechnung 2015/16 (per Ende März) wird derweil von einem hohen Buchgewinn geprägt sein.

Der Buchgewinn, der in der Richemont-Rechnung im Rahmen der Fusion von Net-A-Porter und Yoox entsteht, übertrifft die bisherigen Erwartungen bei Weitem. Richemont rechnet laut Mitteilung vom Montag auf Basis des Yoox-Aktienkurses vom zweiten Oktober von 28,06 Euro mit einem einmaligen, nicht-cash wirksamen Gewinn im Umfang von 610 bis 670 Millionen Euro. Im März hatte man basierend auf den damaligen Informationen einen solchen von lediglich 317 Millionen erwartet.

Auch wenn die Fusion und die damit im Zusammenhang stehende Neubewertung von Net-A-Porter per Ende September über die Bühne ging, werde der dadurch erzielte Buchgewinn noch nicht in die Halbjahresrechnung 2015/16 (per Ende September) von Richemont einfliessen, sondern als «Gewinn aus veräussertem Geschäft» erst zum Jahresabschluss per Ende März ausgewiesen, so Richemont.

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Im Rahmen der All-Share-Transaktion habe Richemont 65,6 Millionen Aktien des neuen an der italienischen Börse kotierten Unternehmens erhalten, heisst es weiter. Wie bereits bekannt, ist Richemont somit zu 50 Prozent an der e-Commerce-Plattform beteiligt, wobei das Stimmrecht auf 25 Prozent limitiert wird. Einen Anteil von 25 Prozent der Aktien ist dabei einem dreijährigen Verkaufsverbot (Lock-Up) unterstellt. Im Yoox-Verwaltungsrat werden künftig zwei Richemont-Vertreter Einsitz nehmen.

Mit der beschränkten Stimmkraft will Richemont die Unabhängigkeit von Yoox Net-A-Porter unterstreichen und weiteren Interessenten aus dem Luxusgütermarkt den Einstieg ermöglichen, wie aus früheren Aussagen bekannt ist. Wie Verwaltungsratspräsident Johan Rupert am Rande der Generalversammlung von Mitte September erklärt hatte, seien dazu Gespräche geführt worden, allerdings noch ohne abschliessenden Erfolg. Auf der Suche nach Investoren sieht sich Rupert aber nicht unter Druck.

Aufstieg zum grössten Online-Luxusgüteranbieter

Die neue Yoox-Gruppe steigt nach der Fusion zum grössten Online-Luxusgüteranbieter auf. Der kombinierte Jahres-Nettoumsatz von Yoox Net-A-Porter wurde im März mit 1,3 Milliarden Euro und der Betriebsgewinn auf Stufe EBITDA mit rund 108 Millionen Euro beziffert. Die Gruppe zähle über zwei Millionen Kunden und monatlich über 24 Millionen Webseiten-Besuche in über 180 Ländern, hiess es. Das Unternehmen wird den Sitz in Italien haben.

Einen für viele Marktteilnehmer überraschenden Dämpfer musste das Onlineportal Anfang September hinnehmen. Damals wurde bekannt, dass Net-A-Porter-Gründerin Natalie Massenet die Yoox-Gruppe verlassen wird. Massenet wäre als Präsidentin der fusionierten Firma vorgesehen gewesen. Die 50-jährige gab an, dass es an der Zeit sei, etwas Neues in Angriff zu nehmen.

Richemont-Titel gesucht

Die Aktien der Luxusgütergruppe Richemont profitieren im Handel vom Montag von den News zur Yoox-Gruppe. Bis um 11.50 Uhr klettern sie um 4,4 Prozent auf 78 Franken in die Höhe, während auch die Konkurrenzpapiere der Swatch Group (+2,9 Prozent) und der Gesamtmarkt (SMI: +1,8 Prozent) klar fester tendieren.

Der von Richemont kommunizierte Buchgewinn falle klar höher aus als bislang erwartet, hiess es am Markt. Die Bank Vontobel etwa hatte den Gewinn zuletzt lediglich auf 310 Millionen Euro geschätzt. Analyst René Weber bekräftigte in der Folge seine «Kauf»-Empfehlung für Richemont, dies mit dem Kursziel von 95 Franken. Derweil stufte RBC die Aktien auf «Outperform» von «Sector Perform» hoch, dies aufgrund der erhöhten Gewinnschätzungen.