Die angeschlagene Fintech-Firma Leonteq sucht einen neuen Chef. Der bisherige Jan Schoch tritt per sofort von seiner Position zurück und verlässt zudem die Geschäftsleitung. Interimistisch übernimmt der bisherige Finanzchef die Führungsposition.

Überraschend kommt das Sesselrücken in der Chefetage des Finanzdienstleisters nicht. Bereits vor rund einem Monat gab Leonteq bekannt, dass Schoch auf den 1. Oktober einen Vertreter bekommen solle, damit er sich verstärkt um die Strategie und den Kontakt zu den Kunden kümmern könne.

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Nur noch beratend zur Seite

Jetzt hat der Verwaltungsrat beschlossen, dass der Leonteq-Gründungspartner Schoch künftig dem Unternehmen nur noch beratend zur Seite stehen soll, dies in der Position des «Senior Advisor Strategic Growth Initiatives», wie es in einer Mitteilung vom Freitag heisst.

Marco Amato, bisheriger Finanzchef und seit 1. Oktober eigentlich als Vertreter von Schoch vorgesehen, übernimmt vorläufig die Chefposition. Diese Änderung werde per sofort wirksam und die Suche nach einem neuen Unternehmenschef sei eingeleitet, heisst es in der Mitteilung.

Zudem hat der Finanzdienstleister für den 22. November eine ausserordentliche Generalversammlung angesetzt. An dieser sollen die Aktionären einen neuen Verwaltungsratspräsidenten und zwei neue Mitglieder für das Aufsichtsgremium wählen. Vorgeschlagen sind Christopher M. Chambers als Präsident und Paulo Brügger sowie Thomas R. Meier als Mitglieder.

Zweistufenplan des Investors Frey

Bereits vor zwei Monaten hat BILANZ einen Zweistufenplan offengelegt, den Investor Rainer-Marc Frey verfolgt. In einer ersten Stufe solle auf operative Verbesserungen gedrängt, in einer zweiten die Auswechslung von Präsident Vincenz und CEO Schoch angestrebt werden. Wenig später gab Vincenz dann tatsächlich seinen Rücktritt bekannt. «Auf eigenen Wunsch», wie kommuniziert wurde. Im Lager von Frey soll man darüber sehr erfreut gewesen sein, berichteten Vertraute aus dem Umfeld des Investors: Vincenz habe die Glaubwürdigkeit am Markt längst eingebüsst.

Nun zieht sich auch Schoch aus der Geschäftsleitung zurück. Frey soll ihn schätzen und ihn für Leonteq auch erhalten wollen, aber eher in einer anderen Rolle als jener des CEO. Stark bei strategischen Deals, in der Kenntnis des Marktes und bei der Entwicklung von Produkten, sehe Frey ihn in einer strategischen statt einer tagesoperativen Rolle, wie BILANZ in der September-Ausgabe schreibt.

Schwierige Zeiten hinter sich

Das Derivateunternehmen Leonteq hat schwierige Zeiten hinter sich: der einstige Börsen-Highflyer stürzte ab, Kritik seitens neuer Grossaktionäre kam auf, und es gab Unruhen in der Führung. Auch an CEO Schoch, der die Finanzfirma 2007 zusammen mit drei Partnern gegründet hatte, nahm in der Krisenzeit die Kritik massiv zu.

Doch mit einen guten Halbjahresergebnis – Anfang Jahr hatte er für 2017 noch Verluste in Aussicht gestellt – konnte Schoch zuletzt wieder positive Zeichen setzen. Im Gespräch mit BILANZ machte Schoch im September denn auch keine Andeutungen, dass er sich ähnlich wie Vincenz zurückziehen könnte: «Klar stellt man sich die Frage, ob man in der richtigen Rolle für die Firma ist», räumt er im Gespräch ein. Aber er sei für sich zu einem klaren Schluss gekommen: «Ich bin überzeugt, dass ich heute als CEO in der richtigen Position bin», sagte er damals.

(ccr mit sda-Material)