An der Bilanzkonferenz markierte Hans Lerch (62) den Chef. «Ich bestimme selbst, wann ich zurücktrete», sagte der CEO der Migros-Tochter Hotelplan. Das war Anfang März. Auch heute lässt er sich auf Anfrage nichts dazu zu entlocken. Sein VR-Präsident, Migros-Konzernchef Herbert Bolliger, weiss offenbar mehr. Der Wechsel an der Spitze des Reisekonzerns sei auf Ende des Geschäftsjahres vorgesehen, sagte er an der Migros-Jahreskonferenz. Konkret: Lerch gibt das Zepter Ende Oktober ab. Eigentlich könnte er froh darüber sein. Hotelplan kämpft gegen Umsatzerosion. Der Betriebsverlust (Ebit) sackte 2011 auf minus 19,4 Millionen Franken ab, das Online-Geschäft ist eine Enttäuschung.

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Genau das ist das Problem. Lerch hatte bei Jobantritt mehr versprochen. Dass die Ziele verpasst wurden, wurmt nicht nur ihn, sondern auch den VR, der nun auf einen Wechsel drängt. Nur: Der ehrgeizige Lerch lässt sich die Agenda nicht gerne diktieren. «Er möchte unbedingt noch einen Erfolg verbuchen», sagt ein Vertrauter. Deshalb versuche er immer wieder, den Rücktritt hinauszuzögern. Doch die Migros-Spitze scheint sich nicht mehr darauf einlassen zu wollen. Dass er nebenbei noch als Investor bei der Schweizer Incoming-Firma Best of Switzerland eingestiegen ist, dürfte seine Position nicht gestärkt haben. Der Schritt wird intern als unsensibel interpretiert.

Das Rennen um die Nachfolge ist lanciert. «Wir haben zwei qualifizierte interne Kandidaten», sagt Bolliger. Man habe keine Absicht, extern zu suchen. Damit sind wohl Hotelplan-Suisse-Chef Thomas Stirnimann und Interhome-Chef Simon Lehmann angesprochen. Für Stirnimann sprechen Kommunikationstalent, Führungserfahrung und Lerchs Lobbyarbeit. Lehmann punktet mit Auslanderfahrung und Online-Know-how. Der Auftrag ist klar: Hotelplan Suisse, der wichtigste Umsatzträger, soll in eine Online-Firma transformiert werden. So steht es in der Migros-Dokumentation. Eine gewagte Formulierung, wie Hotelplan-Manager hinter vorgehaltener Hand meinen. Dass der Verkauf übers Netz vehement forciert werden muss, ist zwar klar. Doch die Strukturen eines traditionellen Reiseveranstalters darauf einzurichten, ist eine Herkulesaufgabe.