Der Schweizer Spezialchemiekonzern Clariant kommt nicht zur Ruhe. Nach nur neun Monaten im Amt tritt Konzernchef Ernesto Occhiello überraschend zurück. Der Italiener habe sich aus persönlichen Gründen dazu entschieden, das Unternehmen mit sofortiger Wirkung zu verlassen, teilte Clariant am Mittwoch mit.

Verwaltungsratspräsident Hariolf Kottmann übernehme Occhiellos Aufgaben, bis ein Nachfolger gefunden sei. Clariant werde interne und externe Kandidaten in den Auswahlprozess aufnehmen, ergänzte ein Sprecher. An der bestehenden Strategie wolle das Management festhalten.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Occhiello übernahm das Steuer bei Clariant im Oktober, nachdem sein bisheriger Arbeitgeber Saudi Basic Industries (Sabic) ein Viertel der Anteile des Basler Konzerns übernommen und damit zum einflussreichsten Aktionär aufgestiegen war.

Konzernumbau seit September

Der saudiarabische Petrochemiekonzern war der Konzernspitze zuvor als weisser Ritter zur Abwehr des aktivistischen Investors White Tale zur Hilfe geeilt. Im September leitete Clariant einen Konzernumbau ein, der einen Verkauf von Geschäftsbereichen vorsieht und bis 2020 abgeschlossen werden soll.

Ernesto_Ochiello_sabic_clariant

Ernesto Occhiello: Gibt nach nur neun Monaten das Zepter ab.

Quelle: Getty Images

Im Gegenzug will Clariant von Sabic Geschäfte mit einem Umsatz von rund zwei Milliarden Franken übernehmen. Sie sollen in die neue Geschäftseinheit High Performance Materials eingehen, die Hochleistungskunststoffe etwa für die Automobil-, Luftfahrt-, Elektronik- und Robotik-Branche herstellt.

Die Verhandlungen mit Sabic über die Schaffung dieses Bereichs würden fortgesetzt, wie Clariantnun mitteilte. Der Konzern werde dazu anlässlich der Veröffentlichung des Halbjahresabschlusses am Donnerstag weitere Einzelheiten bekannt geben.

Keine Angaben zu den Gründen

Die aktuelle Strategie werde von den Grossaktionären, zu denen neben Sabic auch die deutsche Süd-Chemie Familien gehören, unterstützt. Genauere Angaben zu den Gründen für das Ausscheiden Occhiellos machte Clariant nicht.

Baader-Helvea-Analyst Markus Mayer spekulierte, dass sich Occhiello und der langjährige starke Mann bei Clariant, Hariolf Kottmann, bezüglich der Führung des Unternehmens in den Haaren gelegen haben könnten. Mayer zufolge war möglicherweise auch ein von Occhiello angestrengter Umbau des Managements ein Grund für ein Zerwürfnis.

So verliess der Kottmann-Vertraute Christian Kohlpaintner im Juni das Unternehmen. Auch ein möglicher Kurswechsel von Sabic bezüglich des Bereichs High Performance Materials oder mögliche Pläne der Saudis, Clariant ganz zu übernehmen, könnten zu dem Ausscheiden geführt haben. «Was auch immer der Grund für Ernesto Occhiellos Rücktritt ist; es schafft Unsicherheit», so Mayer. An der Börse sackte Clariant 4,2 Prozent ab.

(reuters/ccr)