Seit Jahren geht Nestlé mit Anwälten gegen Nachahmer seines Kaffeekapselsystem Nespresso vor. Nun öffnet der Konzern eine neue Front und gelangt auch für seine zweite Kaffeekapsel-Linie Dolce Gusto an die Gerichte. Ins Visier nimmt der Food-Konzern den Detailhändler Migros. Das zeigen Unterlagen des St. Galler Bundespatentgerichts.

Nestlé verliert in erster Instanz

Begonnen hatte der Streit letzten Februar, als die Migros ihre Dolce-Gusto-Kopie «Twin» in der Schweiz lancierte. Nur wenige Tage später rief Nestlé das St. Galler Bundespatentgericht an mit dem Ziel, der Migros den Verkauf ihrer Kapseln zu verbieten.

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Nun hat die Behörde mit seinem Urteil von Ende Oktober entschieden: Das Patentgericht weist Nestlés Begehren ab. Vom Tisch ist die Angelegenheit deswegen nicht. Der Konzern will das Urteil weiterziehen.

Dolce Gusto ist Nestlés neue Star

Dass sich Nestlé, die sich im Falle von Nespresso weltweit rund 300 Kopie-Systemen ausgesetzt sieht, nun für Dolce Gusto ins Zeug legt, kommt für Insider nicht überraschend. Zuletzt fiel das jüngere und günstigere System Dolce Gusto als stärkerer Wachstumstreiber auf als die etablierten und exklusiveren Nespresso-Kapseln. 

Anders als die Nespresso-Kapseln, die weitgehend über exklusive Kanäle – Online und in Nespresso-Boutiquen – zu den Kunden gelangen, sind die günstigeren Dolce-Gusto-Kapseln auch in Supermärkten erhältlich. Damit befinden sich diese Kapseln, die sich für Mischgetränke wie Latte Macchiato oder Cappuccino eignen, vielerorts in Gestellen unmittelbar neben der unliebsamen Konkurrenz.

Migros-Industrie als globale Kapsel-Macht

Auch in Deutschland geht Nestlé gegen die Migros und ihre Industrietochter Delica vor. Es sei ein gerichtliches Verfahren eingeleitet worden, heisst es in Vevey. Nestlé ist der Meinung, dass die Dolce-Gusto-kompatiblen Kapseln der Migros-Industrie «unsere gewerblichen Schutzrechte verletzen».

Nestlé muss die Migros-Industrie als weltweite Konkurrentin ernst nehmen. Sie ist heute bereits einer der zehn wichtigsten Kapselproduzentinnen der Welt und will ihre Kapazitäten weiter ausbauen.

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Andreas Güntert
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