Es war vor ein paar Jahren während eines Hintergrundgesprächs mit einem Schweizer Banker: Irgendwann kamen wir auf das Thema Fintechs und konkret auf Revolut. Die Briten gewannen gerade im Eilzugstempo Kundinnen und Kunden in der Schweiz mit ihrem einfachen Angebot aus kostenloser Visakarte und günstigen Wechselkursen. Die Frage, ob man nicht auch als Schweizer Bank so etwas lancieren könnte, um auf den Angreifer zu reagieren, löste nur Stirnrunzeln und Verachtung aus. Er wisse nicht, wie er die Investition in ein solches Produkt seinen Aktionären erklären sollte, so der Manager.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Nun: Die Aktionäre von Revolut dürften mit den Investitionen zufrieden sein. Die britische Digitalbank mit Ablegern in Europa und Amerika und rund 65 Millionen Kunden knackt dieses Jahr wohl das erste Mal die Milliardenschwelle beim Reingewinn. Ihren Wert schätzen Analysten derzeit auf 75 Milliarden Dollar. Denn aus dem kleinen Fintech ist längst eine ausgewachsene Retailbank geworden, die ihre Kundschaft mit der Karte angelockt hat, ihr mittlerweile aber auch Aktien, Kryptowährungen oder Datenroaming für die nächste Auslandreise verkauft. Und das auch in der Schweiz.

Während die Topmanager einst über die Billigangebote schnödeten, eröffneten ihre eigenen Kader selber Konten dort. Und dann deren Kunden und Kundinnen. Heute haben etwa 1,1 Millionen Schweizer ein Konto bei Revolut. Und das, obwohl das Einschweizern des Angebots erst begonnen hat. Zeit, den Eindringling ernst zu nehmen.

Kaum eine Bank hat das Schweizer Retailgeschäft in kurzer Zeit so geprägt wie Revolut. Mit Neon und Yuh entstanden Schweizer Klone, die selber erfolgreich Kunden im sechsstelligen Bereich gewannen und nun aufs Ausland schielen. Traditionelle Banken wiederum kopierten die Gimmicks von Revolut – wie das «Einfrieren» von Kreditkarten per Klick in der App – und passten ihre Gebühren an. Selbst bei der UBS gibt es heute ein kostenloses Konto mit kostenloser Debitkarte, obwohl sie sich vor der Übernahme der Credit Suisse stets gegen ein solches Angebot ausgesprochen hatte.

Was sagt uns das? Natürlich wird nicht jeder Hype zum disruptiven Trend. Setzen sich Kryptowährungen als Zahlungsmittel durch? Lässt sich mit Nachhaltigkeit Geld verdienen, oder wird sie zum erwarteten Normalfall? Und wie verändert KI das Banking? Banken haben sicher keine einfache Aufgabe, wenn sie sich solchen Fragen stellen müssen. Das Neue erst mal nur zu bekämpfen, ist aber bestimmt eine der schlechteren Antworten darauf.