Ralf Brandmeier, bisheriger Chef von Hewlett-Packard (HP) in der Schweiz, hat das Unternehmen kurz vor Quartalsende abrupt verlassen. Der Weggang von Brandmeier, der vor 15 Jahren bei Compaq angefangen und durch den Merger von 2002 zu HP gestossen war, wurde den Mitarbeitern intern per E-Mail mitgeteilt. Nachfolger von Ralf Brandmeier ist seit dem 1. August interimistisch Eduard «Edi» Heer (45). Neben der Leitung der schweizerischen Niederlassung wird Eduard Heer die Verantwortung für die Customer Solutions Group (CSG) übernehmen. Laut Ingrid Janson schaue man sich für die definitive Brandmeier-Nachfolge «verschiedene Optionen» an. Firmenintern werden einige Namen vor allem aus Deutschland genannt. Weder Ralf Brandmeier noch Eduard Heer konnten für eine Stellungnahme erreicht werden. Es wurden auch keine Pressecommuniqués verschickt.

Laut Ingrid Janson, HP-Sprecherin für die mittelgrossen westeuropäischen Länder, zu denen auch die Schweiz zählt, schied Ralf Brandmeier aus «persönlichen Gründen» aus dem Unternehmen aus. Es gibt gemäss Ingrid Janson auch keine Verbindung mit dem operativen Geschäftsgang.

Dennoch ein unüblicher Vorgang in der Branche: Ein Abgang fünf Tage vor Quartalsende ist ohne handfeste Gründe nicht denkbar. Zu stark hängt bei vielen Managern in der Computerbranche der Bonus von den Geschäften, die oft erst in den letzten Tagen vor einem Rechnungsabschluss unterzeichnet werden, ab.

*HP Schweiz im Hintertreffen*

Tatsächlich warten auf den Nachfolger von Ralf Brandmeier einige strukturelle Herausforderungen. HP hatte in der Schweiz nach der Fusion mit Compaq 140 Stellen abgebaut, gegenwärtig beschäftigt man 1400 Personen und setzt rund 2 Mrd Fr. jährlich um. Doch die Dynamik des breit aufgestellten Computerkonzerns lässt nach.

HP hat zwar immer noch ein gutes laufendes Druckergeschäft. Aber bei Servern (Computer für Netzwerke) stiegen laut den Marktforschern von Gartner die Verkäufe in der Schweiz im ersten Quartal auf Stückzahlen-Basis lediglich um 6% - Sun legte 31%, Dell 20% und Erzrivale IBM um 15% zu. Beim Umsatz verzeichnete HP als einziger grösserer Anbieter einen Rückgang um 17%, man liegt jetzt statt Kopf an Kopf, wie noch 2003, 40% hinter IBM zurück. Bei Servern mit dem Betriebssystem Unix brach der Umsatz auch aufgrund einer Produkteablösung gleich um 40% ein. Nicht viel besser sieht es bei PC aus - hier ist der Umsatzleader hinsichtlich des Wachstums in der Schweiz gemäss den provisorischen Gartner-Zahlen von Dell, Acer und IBM überholt worden. Rund läuft das Geschäft nur noch bei Druckern. Konzernweit wird praktisch der ganze Gewinn mit dem Druckergeschäft und hier vor allem mit den Nachfüllpatronen gemacht, aber auch in diesem Bereich formiert sich die Konkurrenz aus den USA und Fernost.

Hinzu kommen unterschiedliche Firmenkulturen innerhalb von HP. Bis heute sind die Unterschiede zwischen ehemaligen Digital-, Compaq- und «alten» HP-Mitarbeitern nicht verschwunden. Kritiker und Aussteiger bemerken, dass die «alte» HP-Kultur, die auf längerfristige Kundenbeziehungen angelegt war, nach der Fusion mit Compaq durch die viel stärker vom Quartalsdenken getriebenen Compaq-Haudegen systematisch demontiert wurde. So übernahm HP gleich nach der Fusion von Compaq die unschöne Praxis des «Channel Stuffing». In den letzten Stunden des Quartals wird der Handel jeweils mit Lastwagenladungen von Computern und Druckern beglückt. Auch so lassen sich Quartalsziele erreichen - als Umsatz wird alles anerkannt, was die HP-Rampen verlässt.

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