Bei vielen Sportarten sind Schuhe ein unbequemes Ärgernis. Andererseits kann barfussgehen auch nicht immer die Lösung sein. Schnell hat man sich einen Schnitt geholt und bereut, nicht doch Schuhe angezogen zu haben. Diesem Dilemma trägt der deutsche Lizenznehmer der Swiss Barefoot Company in Dresden Rechnung. Ihre Hightech-Fussbekleidung «Free Your Feet» (FYF) sieht aus wie Socken, soll aber effektiv vor Verletzungen schützen.

Das findet auch auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter Anerkennung. Die Supersocken haben 20 Tage vor dem Ende der Sammlung schon über 1700 Unterstützer gefunden. Das Ziel von 10'000 Dollar hat die Barefoot Company innert kürzester Zeit um ein Vielfaches übertroffen. 147'635 Dollar wurden bis am Montagvormittag von der Kickstarter-Gemeinde gesprochen.

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«Es ist eine andere Art zu gehen»

Der grosse Erfolg des Startup überrascht nur auf den ersten Blick. Zwar sind die Socken aus modischer Sicht gewöhnungsbedürftig. Dafür ist das Barfussgehen im Moment ziemlich im Kommen. «Es ist eine andere Art zu gehen», betont der Arzt und Gründer Dieter Hesch in einem Promotionsvideo. «Schuhe trennen uns vom Boden und verhindern, dass wir auf eine gesunde Art laufen.»

Als begeisterter Kitesurfer seit den 90er Jahren war Dieter Hesch immer wieder mit Schnittwunden konfrontiert. Um das zu ändern begann er mit der Entwicklung von Prototypen für Fussbekleidungen, die das Barfuss-Gefühl wahren sollten. Schweizerisch ist die Firma dabei indes nur am Rande. Die Swiss Barefoot Company wurde als selbstständiges Gewerbe des deutschen Arztes Dieter Hesch im thurgauischen Landschlacht geführt. Er hat als Gründer eine Lizenz an Philipp Bachinger gegeben, welcher die Geschäfte von Dresden aus führt.

Ultrareissfeste Polyethylenfaser

In den letzten Jahren sind einige ähnliche Produkte wie die FYFs auf den Markt gekommen. So versprechen auch die «Five Fingers» von Vibram ein Barfussfeeling und Schutz vor Steinen und Scherben. Neu ist bei den FYFs das Material, das schützt, ohne das «direkte Feedback an der Fusssohle zu beinflussen», wie die Firma schreibt.

In den Hightech-Socken kommt eine synthetische Chemiefaser namens Dyneema zum Einsatz, die in den Niederlanden produziert wird. Die ultrareissfeste Polyethylenfaser wird unter anderem im Flugzeugbau und bei der Herstellung von schusssicheren Westen eingesetzt. Da «die stärkste Faser der Welt» in gewobener Form gebraucht wird, ist man mit der Socke gegen Stösse und Schnitte, aber nicht gegen Einstiche geschützt. Allerdings haben auch viele Schuhe ein Problem mit der Durchstossfestigkeit.

Direkt nach der Kampagne auf Kickstarter würden die FYFs in Ungarn produziert, sagt Mitgründer Philipp Bachinger gegenüber handelszeitung.ch. «Sie sind fertig entwickelt und müssen nur noch in Produktion gehen». Dass der eine oder andere die Socken als unmodisch empfinden kann, will Bachiger nicht gelten lassen: «Ich selbst als Nutzer von FYFs und alle Kunden sind stolze Individualisten». Was modisch sei, «entscheide zudem meistens die Körpersprache und Ausstrahlung einer Person, niemals die Fussbekleidung».