Das Blutkrebs-Mittel Kymriah ist mit einem Listenpreis von 370'000 Franken pro Infusion das (bislang) teuerste Medikament auf dem Schweizer Markt. Zwei NGOs monieren nun aber, dass es sich dabei gar nicht um eine Neuerfindung handle.

Public Eye und Médecins du Monde haben deshalb beim Europäischen Patentamt in München heute Einsprache gegen das dort von Novartis beantragte Kymriah-Patent erhoben. 

Die Argumentation: Kymriah sei gar kein Medikament, vielmehr eine medizinische Dienstleistung. Konkret werden bei dieser Immuntherapie T-Zellen aus dem Blut des Patienten gewonnen und danach genetisch so verändert, dass sie Krebszellen atackieren können.

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Dieses Prinzip – so die Einsprache-Organisationen – sei von Novartis nicht neu erfunden worden, sondern beruhe massiv auf der Forschung öffentlicher Institutionen.

Es geht ums Signal

Ein Entscheid des Europäischen Patentamts in München wäre auch für die Schweiz rechtsverbindlich. «Eine Widerrufung des Patents wäre … ein starkes gesundheitspolitisches Signal gegen den Missbrauch geistiger Eigentumsrechte und aus dem Ruder laufende Medikamentenpreise», so die Mitteilung. «Ausserdem hätten öffentliche Spitäler dann viel tiefere Hürden, um die Kymriah zugrunde liegende Technologie selbst auch weiter zu verwenden.»

Der Film zum Thema

Vor vier Jahren hatte das Europäische Patentamt auf Antrag von NGOs ein Patent von Monsanto auf Melonen widerrufen. Allerdings lag der Fall doch anders: Damals hatte der US-Konzern Pflanzen als Erfindung beansprucht, die eine natürliche Resistenz gegen bestimmte Viren aufweisen. Diese Resistenz war in indischen Melonen entdeckt worden. 

Das Argument, dass das Patent einer privaten Firma letztlich auf öffentlicher Forschung beruht und deshalb nicht privatisiert beziehungsweise monopolisiert werden darf, war auch schon mehrfach von Hilfswerken bei Rekursen vorgebracht worden.

(rap)