Erster November-Samstag an der Bahnhofstrasse: Eishockey-Nationaltrainer Sean Simpson duelliert sich bei Franz Carl Weber mit Passanten am Eishockey-Kasten – Gedränge beim Spielzeugladen. Der Apple Store: rappelvoll, obwohl keine iPad Mini vorrätig sind. Bei H&M wie üblich – alles wuselt, hetzt und drängt. Die Strasse vibriert, die Kassen klingeln.

Wartesaal. Ruhiger zeigt sich die Europaallee, der neue Stadtteil am Hauptbahnhof, dessen erstes Baufeld am 22. September öffnete. Nirgends mehr als ein Kunde an einer der Kassen bei Transa Outdoor, Coop und Ochsner Sport Lady Shop. Die einzige Kundin im Reisebuchladen von Orell Füssli schwärmt: «Wie ein Wartesaal. Keiner stört – und super Automaten-Espresso für 1.50 Franken.» Offiziell tönt es anders. Immobilienbesitzerin SBB meldet «positives Echo» von der Mieterschaft. Coop zeigt sich zufrieden, «vor allem über Mittag suchen uns sehr viele Kunden auf, um sich zu verpflegen oder Einkäufe zu tätigen». Zumeist wohl Studenten der Pädagogischen Hochschule, die an der Europaallee eingemietet ist. Kundschaft, die am Wochenende fehlen dürfte. Transa-CEO Daniel Humbel sieht den Outdoor-Shop «voll im Plan», räumt aber ein, dass im 3000 Quadratmeter grossen Laden der Eindruck von Leere entstehen könne. In der Kasse stimme es aber; man sei optimistisch, das anvisierte jährliche Umsatzziel von 20 Millionen Franken zu erreichen. Beobachter sind skeptischer, halten den Mietermix für zu wenig frequenzwirksam, monieren die fehlende Flanieratmosphäre. Immerhin wollen die SBB mit Holzchristbäumen vorweihnachtliches Flair schaffen.

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Drei Faktoren. «Wir haben uns für einen Paul-Kehl-Shop interessiert», sagt PKZ-Chef Olivier Burger, «fanden aber die gewünschte Fläche nicht.» Man sei weiterhin interessiert an der Europaallee. Für den Detailhandelsprofi wird ein neuer Shopping-Standort von drei kritischen Erfolgsfaktoren bestimmt: «Es braucht Frequenzen, einen Grossverteiler, der sein Geschäft gut betreibt, und es braucht ein Warenhaus.» Und, gerade im Fall der Europaallee, wohl noch einiges an Zeit. Das nächste der insgesamt sieben Baufelder wird 2013 eröffnet.