Die mit einiger Spannung erwartete ausserordentliche Generalversammlung von Holcim, die über die Fusion mit Lafarge befinden musste, war eine klare Angelegenheit. Über 93 Prozent der Aktionäre sagten Ja zur Fusion der beiden Zementgiganten.

Damit fiel das Ergebnis deutlicher aus als von vielen erwartet. Im Vorfeld hatten einige Aktionäre von Holcim Opposition gegen den Zusammenschluss mit dem französischen Konkurrenten Lafarge gemacht. Letztlich kamen an der GV allerdings nicht einmal 6 Prozent Nein-Stimmen zusammen.

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Wichtigste Hürde genommen

Mit der Zustimmung zur Kapitalerhöhung sei die wichtigste Hürde auf dem Weg zur Fusion genommen, sagte ein sichtlich erleichterter Holcim-Verwaltungsratspräsident Wolfang Reitzle. «Mit der Zustimmung haben Sie den Grundstein für die Entstehung des fortschrittlichsten und besten Unternehmens der Zementindustrie gelegt.»

Jetzt müssen noch die Lafarge-Aktionäre ihre Anteile Holcim andienen. Damit die Fusion zustande kommt, müssen mindesten zwei Drittel der Lafarge-Aktionäre ihre Titel gegen neue Aktien des gemeinsamen Konzerns LafargeHolcim umtauschen. Für 10 eigene Titel sollen sie 9 Aktien von LafargeHolcim erhalten. Das Umtauschangebot wird im Juni beginnen.

Reibungslose Lafont-Wahl

Auch die übrigen Anträge des Verwaltungsrates für eine Statutenänderung sowie die Änderung des Konzernnamens in LafargeHolcim wurden mit Mehrheiten von weit über 90 Prozent der Aktionärsstimmen angenommen. Auch die Wahlen von sieben Lafarge-Vertretern in den Verwaltungsrat gingen glatt über Bühne.

Auch Lafarge-Chef Bruno Lafont, der zunächst Chef des gemeinsamen Konzerns hätte werden sollen, jetzt aber nach Widerstand von Holcim-Seite mit dem Co-Präsidium vorlieb nehmen muss, wurde reibungslos gewählt. Nur 6,6 Prozent der Aktionäre sagten Nein zum Franzosen, dessen Führungsstil im Vorfeld der Fusion auf Schweizer Seite auf Kritik gestossen war.

Lafont mit Charmeoffensive

Lafont selber ging an der GV in die Charmeoffensive, indem er seine Rede auf Deutsch hielt: «Es geht um die einmalige Chance, ein Jahrhundertprojekt durchzuziehen. Lafarge hat in Holcim den idealen Partner gefunden. Geben Sie dem Projekt ihre Stimme!»

Zuvor hatte bereits Reitzle für die Fusion geworben. «Wir wollen die Gründung eines globalen Unternehmens in der Baustoffindustrie.» Es gehe darum, die neue Nummer eins zu schmieden, sagte Reitzle vor hunderten Aktionären in der Messe Zürich. Denn die Baustoffbranche verändere sich. «Ein Weiter wie bisher ist nicht zu empfehlen.» Denn selbstkritisch gestand Reitzle ein, dass Holcim in den letzten zehn Jahren keinen Mehrwert für die Aktionäre geschaffen habe. Das gelte auch für Lafarge.

Perfekte Standortergänzung

«Wer sich auf die Veränderungen nicht einstellt, zieht am Ende den Kürzeren. Auch Holcim muss sich auf die Veränderungen einstellen.» Das gemeinsame Unternehmen könne künftig mehr in Forschung und Entwicklung investieren, um neue Produkte zu lancieren. Denn der weltweite Zementverbrauch dürfte sich bis 2020 noch einmal verdoppeln im Vergleich zum Jahr 2000.

Zudem würden sich die Standorte von Holcim und Lafarge nahezu perfekt ergänzen, sagte Reitzle: »Wir sind breiter aufgestellt, auch in Ländern, in denen wir bisher nicht waren. Wir können uns künftig 30 bis 40 Prozent der Investitionen sparen und müssen keine neuen Werke bauen. Somit steigern wir den Wert des Unternehmens und die Ertragskraft.» Die kulturellen Unterschiede zwischen den Schweizern und den Franzosen seien zwar eine Herausforderungen, könnten aber gemeistert werden. In einem internationalen Konzern habe man es immer mit vielen verschiedenen Kulturen zu tun.

Kritik an Fusion

Gegen die Fusion sprachen sich Kleinaktionäre sowie die Anlagestiftung Ethos und die Aktionärsvereinigung Actares aus. Das Vorhaben sei inakzeptabel und führe zu Wertzerstörung, sagte Vincent Kaufmann von Ethos.

Kaufmann kritisierte auch die Corporate Governance des künftigen Unternehmens sowie die fehlende Durchleuchtung der Lafarge-Bücher (sogenannte Due Diligence) vor der Fusion. Einige Aktiven von Lafarge könnten künftig zu Abschreibern führen. Auch sei der Abbau von mehreren tausend Stellen zu befürchten, sagte Kaufmann, der auch am Co-Präsidium von Reitzle und Lafont Kritik übte.

Rudolf Meyer von Actares zweifelte daran, ob durch die Fusion langfristiger Wert geschaffen werde. Auch kritisierte er den Umgang mit Angestellten von Unternehmensteilen, die im Rahmen der Fusion verkauft würden. Auch die Nachhaltigkeit und die Haltung zum Umweltschutz standen in der Kritik von Meyer.

(sda/ccr)

 
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