Gemäss Statistik leiden rund zehn Prozent der Menschen an Hörverlust, aber lediglich jeder Hundertste trägt auch eine Hörhilfe. Das Marktpotenzial ist also riesig, die Möglichkeiten, dieses auszuschöpfen, sind allerdings sehr begrenzt. Denn: Wer nicht hören will, muss nicht. Ein Hörgerät gilt als Prothese und wird als solche gemieden, solange es geht.

Dabei haben die Hörapparate von heute mit jenen aus der Vergangenheit nichts mehr gemeinsam: Sie heissen Hörsysteme, werden immer unscheinbarer und immer besser. Die Ohrstöpsel sind auf die Grösse eines Läkerols geschrumpft und vollgepackt mit digitaler Technologie. Diese Mikroverstärkeranlagen sind so konzipiert, dass sie nicht mehr einfach die gesamte Klangwelt verstärken, sondern der Träger kann individuell entscheiden, welche Geräusche er hören will und welche lieber nicht. Diese Mikroverstärkeranlagen können zwar noch nicht so schön klingen wie Stereoanlagen, aber dafür sehr viel lauter werden: Die stärksten Schallverstärker blasen ein «Wie geht es dir?» mit bis zu 150 Dezibeln – Düsenjetlautstärke – in die Ohren beinahe tauber Menschen.

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Dank Hightech und Einbindung von Telekommunikationstechnologien werden Hörgeräte je länger, je ausgeklügelter und genauer. Bereits heute gibt es Richtmikrofönchen, die der Kopfrichtung folgen, Funksender, die einzelne Stimmen verstärken, und sogar Zusatzgeräte, die es Schwerhörigen ermöglichen, über Mobiltelefone zu telefonieren. In vielen dieser Techniken ist Phonak führend. Im August 2003 hat Valentin Chapero mit der australischen Implantate-Herstellerin Cochlear zudem eine Zusammenarbeit besiegelt für die Entwicklung von implantierbaren Hörsystemen. Die wären dann sogar unsichtbar.

Ein Forschungsschwerpunkt von Phonak hat zum Ziel, schwerhörige Kinder mittels digitaler Hörgeräte- und Funktechnik in den Kindergarten- und Schulalltag zu integrieren. Ausserdem konzentrieren sich die Entwickler auf die verbesserte Verständlichkeit von Sprache speziell in geräuschvollen Umgebungen.

Ende November 2004, anlässlich des internationalen Hörgerätekongresses, hat Valentin Chapero den Schleier über einer neuen Generation von Hörhilfe gelüftet. Das Produkt heisst viel sagend Savia, das Wissende, und soll das Stäfner Unternehmen für ein bis zwei Jahre von der Konkurrenz distanzieren.

Das neue Gerät bringt für Schwerhörige abermals mehr Hörkomfort, zum Beispiel weil es das Echo unterdrücken kann. Oder weil die Interaktion des Patienten mit dem Gerät gespeichert werden kann, also wann er es lauter stellt und wann leiser. Mit diesen Informationen lässt sich die Verstärkerleistung des neuen Apparates schliesslich so programmieren, dass es mit den Hörwünschen des Patienten übereinstimmt.

Savia, ein Gerät im Hochpreissegment, gilt technologisch als Quantensprung. Erstmals werde das Potenzial der Digitaltechnologie richtig ausgenützt, sagt Valentin Chapero. Die Techniker von Phonak können mittlerweile sechs Millionen Transistoren auf eine Silikonplatte von zwei mal drei Millimeter Grösse montieren. Phonak besitzt damit den leistungsstärksten Chip der gesamten Industrie. Da Hörcomputer immer mehr Rechenoperationen durchführen können, wird Hören via Hörgerät dem natürlichen Hören immer ähnlicher.