Sein Betrieb führe einen ähnlichen Kampf wie die Swiss, sagt Riet Pfister. Der Direktor des Hotels Mövenpick am Zürcher Flughafen muss es wissen. «Wir haben unzählige Konkurrenten, die günstiger produzieren und deshalb attraktivere Preise offerieren», zieht der Hotelier die Parallele zur in Schieflage geratenen Fluggesellschaft. Low-Budget-Hotelketten wie Ibis sitzen wie Billig-Airlines am längeren Hebel, da die Kundschaft sehr sparsam geworden ist und nach günstigen Ferienangeboten Ausschau hält. Hotels, die nicht zu den absoluten Top-Adressen gehören, können ihre Preise vor den Kunden kaum mehr rechtfertigen.

Dies spürt auch das Hotel Mövenpick. Im Vergleich zum Vorjahr liegt es mit fast 20% weniger Übernachtungen massiv im Hintertreffen. Nun dreht der Direktor kräftig an der Preisschraube. Im Sommer kostet ein Doppelzimmer lediglich 75 Fr. pro Person. Das sind zwischen 30 und 40% weniger als in der offiziellen Preisliste. Wenn dieser Discount-Preis nicht die gewünschte Wirkung erzielt, wird Pfister die Tarife weiter senken. «Lieber ein Billiggast als kein Gast», so sein Motto. Auf Tiefpreisangebote setzen auch andere Zürcher Hotels. Im Marriott wird das Doppelzimmer mit Frühstück in den heissen Hochsaison-Monaten 30% unter dem offiziellen Preis vertrieben.

*Packages statt nackte Preisreduktionen*

Massiv purzeln die Zimmerpreise auch in der Zentralschweiz. Grund: Die dort traditionell wichtige Kundschaft aus Fernost und Nordamerika bleibt dieses Jahr weitgehend aus. Das Luzerner Viersternehotel Monopol etwa verhökert das Doppelzimmer bis im September für 80 Fr. pro Person. Der im offiziellen Hotelführer ausgeschriebene Preis ist mehr als doppelt so hoch. Andere renommierte Luzerner Stadthotels bieten eine Nacht mit Frühstück gemäss Insidern sogar für 30 Fr. an.

«Das ist die falsche Strategie», urteilt der Leiter Wirtschaftspolitik des Hotelier-Verbandes, Thomas Allemann. Zwar könnten Hotels mit solchen Preisbrecher-Angeboten kurzfristige Deckungsbeiträge erzielen, müssten jedoch massive Imageschäden in Kauf nehmen. «Es ist schwierig, den Konsumenten danach plötzlich wieder höhere Preise vorzusetzen», nennt Allemann eine wesentliche Gefahr der Dumping-Strategie. Schweiz-Tourismus-Direktor Jürg Schmid empfiehlt den Hotels, die Preissenkungen in Packages mit

verschiedenen Zusatzleistungen zu verstecken. Als kreative Form der Tiefpreis-Strategie erachtet Schmid auch Rabatt-Angebote, bei denen eine zusätzliche Gratisnacht offriert wird.

*600 Hotels stehen zum Verkauf*

Mit solchen Packages und Gratisnächten gehen vor allem Hotels in den klassischen Bergferienregionen auf Besucherfang. In Engelberg kostet im Sommer eine Woche im Drei- oder Viersternehotel inklusive Sechstage-Wanderpass nur 490 Fr. Im grössten Hotel vor Ort, dem Ramada-Treff, wurden die bereits Anfang Jahr um 25% gesenkten Zimmerpreise mit diesem Arrangement um weitere 20% reduziert, berichtet eine Managerin des Hauses. Freigibig Nächte verschenkt werden auch im Tessin. Im Hotel Rosa-Garten in Locarno kosten fünf Nächte in der ganzen Sommersaison nur 396 Fr. Zwei Gratis-Kinder bis zwölf Jahre inklusive. Mit solchen Discount-Tarifen versuchen die Tessiner Hoteliers verzweifelt, die untreu gewordene deutsche Kundschaft zurückzugewinnen.

Doch auch die kühnsten Preisaktionen können zahlreiche Schweizer Hotels nicht vor dem Bankrott bewahren. Vor allem kleinere Einzelhotels leiden unter erheblichen Rentabilitätsproblemen aufgrund von Überkapazitäten und niedriger Arbeitsproduktivität. Die aktuelle Krise sorgt für eine markante Flurbereinigung. Etwa 600 oder rund 10% der Schweizer Hotels stehen derzeit gemäss Informationen der «HandelsZeitung» zum Verkauf. Andreas Deuber von der Schweizerischen Gesellschaft für Hotelkredit (SGH) widerlegt diese Zahl nicht und weist auf die entsprechend hohe Konkursquote hin. «Es handelt sich vor allem um nicht erneuerte Betriebe im Ein- bis Dreisternebereich», so der SGH-Geschäftsleiter.

Auf Gelder der Banken können nur die wenigsten hoffen. Diese finanzieren im Rahmen einer restriktiveren Kreditpolitik nur noch 50 bis 60% eines Hotelbetriebs. Früher waren die Banken freigibiger. Daher ist das durchschnittliche Schweizer Hotel heute zu 80 bis 90% fremdverschuldet. Im Dreisterne-Bereich sind es sogar 95%. Jüngstes und prominentes Opfer von mangelnder Liquidität ist das Luzerner Hotel Gütsch. Nachdem die italienische Pächterin nach Verlusten den Geldhahn zugedreht hat, musste das Traditionshaus vor wenigen Wochen den Betrieb einstellen. Ob das Gütsch als Hotel weiterbesteht, ist fraglich.

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