BILANZ: Michael Dell, wenn Sie heute wieder bei null anfingen, in welcher Branche würden Sie heute eine Firma gründen?

Michael Dell: (Überlegt lange) Keine Ahnung, darüber habe ich nie nachgedacht. Vielleicht nicht mehr unbedingt als PC-Hersteller. Denn das bestmögliche Modell dafür existiert ja schon (lacht).

Auf welche anderen Branchen wäre Ihr Modell denn übertragbar?

Schwierig. Es müssten Produkte sein, die aus Standardbauteilen bestehen, bei denen es aber viele verschiedene Kombinationsmöglichkeiten gibt. Die Automobilindustrie wäre ein Beispiel. Aber dort ist der Preiszerfall der Komponenten bei weitem nicht so dramatisch wie in der Computerbranche, und deswegen spielen ein kleines Lager und schnelle Lieferzeiten weniger eine Rolle. Eins zu eins ist das Konzept vermutlich auf keine Branche übertragbar.

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Was würden Sie einem Jungunternehmer heute raten?

Machen Sie Fehler! Es bringt nichts, auf den perfekten Plan zu warten – Sie müssen schnell agieren und reagieren, auch auf das Risiko hin, dass etwas schief geht. Und scharen Sie die richtigen Leute um sich, denn Sie müssen und können nicht alles selbst machen. Am besten ist es, wenn die Leute von ausserhalb der Branche kommen.

Warum?

Nur dann hat man einen unverstellten Blick, und dann kann man viel mehr bewegen.

Heisst das, Revolutionen kommen immer nur von aussen?

Es gibt solche und solche Organisationen, aber ausser in wirklich dramatischen Lagen ist es ganz schwierig, von innen her ein Unternehmen zu revolutionieren, geschweige denn eine Branche. Aber um erfolgreich zu sein, muss man das tun. Einfach das Gleiche etwas besser zu machen, reicht nicht.

Ihr Erfolg hat Ihnen ein Vermögen von gegen 14 Milliarden Dollar beschert …

Das mag sein, so genau weiss ich das nicht.

Einen Teil davon haben Sie der Michael and Susan Dell Foundation zur Verfügung gestellt, die sich für Kinder einsetzt. Warum spenden Sie gerade für Kinder?

Meine Frau und ich haben eine Herkunft, in welcher Philanthropie etwas Normales ist. Das war für uns immer ein Thema. Und als wir schliesslich selber Kinder bekommen haben, hat das dann dazu beigetragen, dass der ganze Fokus der Stiftung auf Kinder gerichtet wurde. Unsere Kinder haben bei der Verteilung der Gelder auch ein Wörtchen mitzureden.

Nanu, Ihre Kinder sind zwölf und zehn Jahre alt, die Zwillinge acht. Ist das nicht ein bisschen jung, um mit Millionen um sich zu werfen?

Vor jedem Board-Meeting gibt es ein Junior-Board-Meeting. Da treffen sich die Kinder und entscheiden, wofür Geld ausgegeben werden soll, welche Projekte sie unterstützen möchten. Man kann ja nicht alles unterstützen. So müssen sie Entscheidungen treffen und lernen, unter verschiedenen Optionen auszuwählen. Das ist sehr gut für sie.

Und wie bringt der Multimilliardär Michael Dell seinen Kindern den Wert des Geldes bei?

Wir waren vor kurzem mit der ganzen Familie in China in einer ländlichen Gegend und haben den Kindern gezeigt, wie die Kinder dort leben, was sie haben und was sie nicht haben, wie sie zur Schule gehen usw. Das hat ihnen die Augen geöffnet. Ich ermutige sie auch, einen Teil ihres Taschengeldes wegzugeben. Und Taschengeld bekommen sie nur, wenn sie gewisse Aufgaben erfüllen: das Zimmer putzen, den Hund ausführen, die Hausaufgaben machen. Sie müssen es sich verdienen. Nur so lernen sie den Wert des Geldes kennen.

Wie viel Geld wollen Sie der Stiftung langfristig zur Verfügung stellen?

Das ist noch nicht definiert, aber es wird sicher die grosse Mehrheit meines Vermögens sein.

Das ist sehr viel Geld. Dennoch waren Sie bisher eher verschwiegen, wenn es um Ihre Stiftung geht. Warum?

Nun, wir wollen lieber Sachen machen als darüber reden. Auch hier sind wir sehr ergebnisorientiert (schmunzelt).