Im Investmentbanking läuft im Geschäft mit Fusionen und Übernahmen wenig

Sie gilt als die Königsdisziplin im Investmentbanking: die Beratung mit Fusionen und Übernahmen, genannt M&A. In diesem Jahr laufen die Geschäfte für die Topbanker aber nicht gerade royal. Weltweit ist das Volumen an Transaktionen um 28 Prozent eingebrochen – auch die Schweiz verzeichnet ein Minus von rund 18 Prozent. Schnelle Besserung ist nicht in Sicht, sagt Holger Knittel, Managing Director der Citigroup, der bei der US-Bank das M&A-Geschäft für die Märkte Deutschland, Schweiz und Österreich verantwortet. «Ein grosses Problem besteht darin, dass Käufer und Verkäufer bei den Preisvorstellungen zu weit auseinander liegen», sagt Knittel. Preisvorstellungen liegen zu weit auseinander Verkäufer würden argumentieren, dass die Rezessionsängste übertrieben seien und die Gewinne weiter steigen. Die potenziellen Käufer von Unternehmen sehen das aber ganz anders. «Es gibt eine Lücke mit Blick auf die Erwartungen von Käufern und Verkäufen», analysiert der Citi-Banker. Die Folge: Es gibt weniger Deals. So machten im Sommer Meldungen die Runde, dass der deutsche Verpackungsspezialist für die Pharmaindustrie, Gerresheimer, ein Übernahmeangebot vom US-Finanzinvestor Bain Capital erhalten haben soll. Laut Medienberichten habe Gerresheimer die Avancen aber zurückgewiesen, weil der gebotene Preis nicht hoch genug gewesen sei. In diesem Jahr gab es bisher zwei grosse Deals mit Schweizer Beteiligung: Die niederländische DSM hatte im Mai angekündigt, den Genfer Duftstoff- und Aromenspezialisten Firmenich für umgerechnet 20,7 Milliarden Dollar übernehmen zu wollen. Und der Marlboro-Hersteller Philip Morris International kauft über seine Schweizer Tochter den Tabakanbieter Swedish Match für knapp 19 Milliarden Dollar. Auch Beteiligungsfonds zögern mit Verkäufen Laut Citi-Banker Knittel würden auch Private-Equity-Investoren derzeit zuwarten, sich von ihren Beteiligungen zu trennen, weil das Preisumfeld nicht attraktiv sei. «Ich erwarte aber, dass sich die Gewinnerwartungen in den kommenden Quartalen anpassen werden», so Knittel. Damit dürften sich auch die Wertvorstellungen von potenziellen Verkäufern und Kaufinteressenten wieder annähern. «Daher rechne ich mit einer Beschleunigung der Übernahme-Aktivität im Laufe des kommenden Jahres», meint der Experte. Wegen der aktuellen Flaute sei es kein Thema, M&A-Banker auf die Strasse zu stellen. «Wir haben gut zu tun und führen viele vorbereitende Gespräche mit Kunden», sagt Knittel, ohne Details zu nennen. Firmenich und DSM: Geburt eines Giganten Es ist der Zusammenschluss zweier Unternehmen, die sich nicht zu verstecken brauchen: DSM, weltweit führender Anbieter von Nahrungsmittelzusätzen aus dem niederländischen Heerlen und dem aargauischen Kaiseraugst, und Firmenich, Familienunternehmen aus Genf, Schwergewicht in der leichten Welt der Düfte und Aromen, gehen zusammen Eine Fusion, die so kaum jemand auf dem Radar hatte. Was es mit dem jüngsten Mega-Merger mit Schweizer Beteiligung auf sich hat – hier in vier Punkten. Auch das Geschäft mit der Ausgabe neuer Aktien oder Börsengängen harzt. Weltweit beläuft sich der Rückgang bis dato auf 69 Prozent. In der Schweiz fällt das Minus mit 76 Prozent sogar noch grösser aus. In dieser Zahl ist indes noch nicht die Mittwoch beschlossene Kapitalerhöhung der Grossbank Credit Suisse um 4 Milliarden Franken enthalten, was das Bild etwas aufhellen dürfte. Privatplatzierungen als Alternative zum Börsengang Statt einer Kapitalaufnahme über die Börse hätten Unternehmen die Alternative, sich Mittel über Privatplatzierungen zu besorgen, erklärt Valery Barrier, der bei der Citigroup Co-Head des europäischen Kapitalmarktgeschäfts ist. «Firmen haben hier die Wahl», sagt der Experte. Denn bei einem Börsengang besteht offenbar die Befürchtung, nicht den gewünschten Erlös erzielen zu können. Als Beispiel kann hier ABB genannt werden: Der Industriekonzern hat über eine Privatplatzierung Aktien seiner Tochter E-Mobility im Wert von 200 Millionen Franken verkauft. Zu den Käufern zählten unter anderem die Schweizer Beteiligungsgesellschaft Interogo Holding, welche der Ikea-Stiftung gehört. Mit von der Partie war auch das Family-Office von Eva Maria Bucher-Haefner, sie ist die Tochter des Gründers des Autohändlers Amag. Barrier rechnet nicht mit einer schnellen Belebung im Geschäft mit dem Verkauf neuer Aktien. Angesichts steigender Zinsen beobachtet der Experte bei Firmenkunden aber die Tendenz, die eigene Bilanz mit mehr Eigenmitteln stärken zu wollen. Es gebe auch Kunden, die eine stärkere Bilanz wünschten, um sich fit zu machen für neue Übernahmen. Für die Kapitalaufnahme würden auch zunehmend Wandelanleihen zum Einsatz kommen.

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