Die Batterielampen stehen auf Rot: Letztes Jahr sind die Umsätze bei Accu Oerlikon um ein ganzes Drittel eingebrochen. Die Holding, die in Aesch BL und Boudry NE hauptsächlich Stationär-Batterien für Telekommunikations- und IT-Anwendungen herstellt und weltweit vertreibt, musste gerade 30 Leute auf die Strasse stellen und hat im September den CEO und den Verkaufschef ausgewechselt.

Ähnlich aufgeladen ist die Stimmung bei der einzigen Schweizer Konkurrentin: Auch Leclanché in Yverdon meldet zweistellige Umsatzrückgänge, dazu Betriebsverluste von rund 3 Mio Fr. pro Kalenderjahr seit 1995. Ebenso gab die welsche Batterien-Allrounderin im Januar die Streichung von 32 Arbeitsplätzen bekannt, nachdem im Herbst auch die ganze Direktion ausgewechselt worden war.

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Der Auslöser für die Restrukturierungsmassnahmen war bei beiden der selbe: «Der abrupte Einbruch der Bestellungen im Mai 2001», blickt Eugen Peterhans, CEO bei Oerlikon Stationär-Batterien AG, zurück. An den Produkten liege es nicht, die seien, zumindest was Accu Oerlikon betrifft, «Spitzenqualität» und würden insbesondere bei der Mobilfunkübertragung eine Nische besetzen. Genau das macht jetzt aber zu schaffen: Mit dem Boom in der Telekommunikationsindustrie gelang es dem Unternehmen, jährlich um 20 bis 30% zu wachsen. «Umsatz- und mitarbeitermässig sind wir jetzt wieder auf dem Niveau vor 2000», beklagt Peterhans die Investitionsflaute in der Telekommunikationsindustrie.

Die selbe Flaute trifft Leclanché noch schlimmer, weil sie gleich auch noch eine ganze Liste hausgemachter Probleme freigelegt hat. «Unsere chronischen Verluste beruhen in erster Linie auf dem Fehlen einer kohärenten Strategie», erklärte der neue CEO Raoul Sautebin Ende Januar vor den Medien. Derartige Eingeständnisse hört man selten, und wenn, dann stammen sie meist von Berufs-Restrukturierern, die wie Sautebin geholt wurden, um einen heruntergewirtschafteten Laden wieder auf Trab zu bringen.

Leclanché stösst Ballast ab

Sautebin, der Hayek und Thomke als Mentoren angibt, brauchte nicht lange, um den Diätplan für den Waadtländer Gemischtwarenladen aufzustellen. Neben dem Stellenabbau wird auch das Portefeuille ausgemistet: Bereits im Oktober stoppte er das hauseigene Elektrotransport-Projekt Serpentine. Mitte Januar unterzeichnete der neue CEO eine Absichtserklärung, um die Mehrheit an der Entwicklung für Farbstoff-Solarzellen (Greatcell Solar AG) an eine schweizerisch-australische Investorengruppe zu verkaufen. Ebenfalls wieder abstossen will Sautebin die 1993 eingekaufte Kondensatoren-Herstellerin SNCE. Alles Töchter, die Leclanché jährlich über 7 Mio Fr. «finanzielle Blutungen» verursacht hätten, rechtfertigt Sautebin den schmerzhaften Aderlass, der Leclanché auf ein ähnliches Sortiment konzentriert, wie es bei Accu Oerlikon angeboten wird.

Dass man sich diese Frage stellt, verheimlicht man in Yverdon nicht. Um technologisch wieder führend zu werden, müsse man wahrscheinlich Allianzen eingehen oder neue Akquisitionen tätigen, heissts im Communiqué. Zum Beispiel mit Accu Oerlikon? «Synergien gäbe es sicher in den Verkaufskanälen. Beim Sortiment hingegen existieren Überlappungen», lässt sich Sautebin auf ein Gedankenspiel mit dem Deutschschweizer Konkurrenten ein.

Accu Oerlikon willwieder wachsen

In Aesch hingegen hält man ein gemeinsame Zusammenraufen in der Krise nicht für nötig: «Wir haben Produktion und Verteilung bereits in der Boomphase auf den neusten Stand gebracht und sind deshalb fit genug, um alleine aus der Krise zu kommen», glaubt Peterhans. Accu Oerlikon habe seine Marktposition bei den Stationär-Batterien in den letzten 18 Monaten gegenüber den ausländischen Mitbewerbern wie Exile oder Enersys-Hawker sogar noch gestärkt. «Da sind wir unter den zehn Weltbesten.» Ein weiteres Hindernis für ein Zusammengehen wäre auch, dass beide Unternehmen in einem hoch technisierten Bereich individuelle Kundenlösungen anbieten. «Das macht das Herausschälen von Synergien ziemlich anspruchsvoll», findet Peterhans.

Getrennt oder gemeinsam; die Ziele der beiden frischgebackenen CEOs sind ambitiös: Accu Oerlikon soll bald wieder wachsen, Leclanché schon 2003 in die schwarzen Zahlen zurückkommen.