Das Zustellen von Briefen und Paketen muss kein Verlustgeschäft sein: Das beweist etwa die Deutsche Post, die mit 34 Milliarden Euro Umsatz zum globalen Logistikkonzern heranwächst. Aber das zeigen auch die Branchenführer in der Schweiz: Kühne & Nagel mit Hauptsitz in Schindellegi SZ und Danzas. Der Basler Konzern gehört allerdings seit Ende 1998 zur Deutschen Post: Wie Insider wissen wollen, bemühte sich auch die Schweizerische Post um eine Zusammenarbeit – daraus wurde nichts, weil zu jener Zeit Gerhard Fischer nicht nur bei der Post, sondern auch bei der Danzas-Konkurrentin Panalpina Verwaltungsratspräsident war.

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Überraschenderweise streiten sich aber nicht nur Amerikaner, Deutsche und (private) Schweizer um den globalen Logistikmarkt: Eine grosse Nummer ist auch die 1752 gegründete ehemalige Königliche Post der Niederlande, mit einem Umsatz von zwölf Milliarden Euro (gegenüber sieben Milliarden Franken bei der Schweizerischen Post; siehe «Die Grossen im Vormarsch» auf Seite 81). Weshalb mischen die holländischen Pöstler auf dem Weltmarkt mit, während die Schweizer im eigenen Land um ihre Stellung kämpfen? Sie machten, was die Schweizer anstreben, mindestens ein Jahrzehnt früher.

Schon Ende der Achtzigerjahre erkannten sie, gemäss der Unternehmensgeschichte, «dass die Informationsgesellschaft entstand» und dass deshalb «schnelle und wirkungsvolle Massnahmen ergriffen werden mussten, um die neuen Bedürfnisse der Kunden zu befriedigen». Deshalb wurde die staatliche Post per 1. Januar 1989 ein Privatunternehmen. Der Staat brachte 1994 30 Prozent an die Börse und gab 1995 mit dem Verkauf von weiteren 25 Prozent die Mehrheit auf. 1998 schliesslich, im selben Jahr wie in der Schweiz, trennte sich die Post von der Telekom, die seither unter dem traditionellen Kürzel KPN börsenkotiert ist.

Schon zwei Jahre zuvor hatte die Post Group den ursprünglich australischen Logistik- und Expresskonzern TNT (Thomas Nationwide Transport) übernommen. 1998 eröffnete sie ihr europäisches Logistik-Center im belgischen Lüttich, das seither 1000 Tonnen Fracht pro Nacht verarbeitet. Und seit 1999 arbeitet sie auch mit der Schweizerischen Post zusammen, die dadurch Zugang zum weltweiten Netz für Express- und Logistikdienste bekommt.

Der Postzug ist abgefahren – die Schweizer können nicht mehr wie die Holländer aus eigener Kraft im globalen Logistikmarkt an die Spitze kommen. Ihr Vorbild dürften eher die Österreicher sein, deren noch sehr traditionelle Post 77 Prozent des Umsatzes mit Briefen macht und über eine Poststelle pro 3400 Einwohner verfügt. (In der Schweiz kommt selbst beim weitestgehenden Abbau noch eine Poststelle auf 2800 Einwohner.) Österreich öffnet sich für die expansive Deutsche Post. Vor eineinhalb Jahren wollte Finanzminister Karl-Heinz Grasser die Post ganz verkaufen, löste aber bei Gewerkschaften und Öffentlichkeit einen Aufschrei aus. Inzwischen geht die Post vorsichtiger vor: Sie sucht nur noch einen starken strategischen Partner, will also im Klartext die Deutsche Post mit 25 Prozent beteiligen. So wolle Postchef Anton Wais die Weichen für die Zukunft stellen, schreibt das Nachrichtenmagazin «Profil»: «Die Postler an der Basis hofft er mit der Suggestion zu gewinnen, sie zu gefeierten Mitarbeitern eines internationalen Grosskonzerns zu machen, in dem die Sonne nicht unter- und die Arbeit nie ausgeht.»