Des Schweizers Begeisterung für Tuben führt zurück ins Jahr 1934. Thomy hatte damals angefangen, den Senf anstatt in Tontöpfchen neu in Alu-Tuben abzufüllen. Damit distanzierte sich Thomy klar von den Mitbewerbern, verzeichnete auf Anhieb einen durchschlagenden Erfolg und konnte die Marktführerschaft bis heute behalten. «Das erstaunt nicht», meint Marc Heitz, Fabrikdirektor von Nestlé Suisse SA in Basel, welche die Marke Thomy 1971 übernommen hatte. «Wir setzen in unserem Sortiment der Thomy-Feinkostprodukte auf die Alu-Tube, weil ihre Vorteile vielfältig sind. Das Produkt ist vor Lichteinflüssen geschützt und der Inhalt bleibt ohne Konservierungsmittel lange haltbar. Auch ist einfaches Handling, wie das leichte Öffnen und Wiederverschliessen und die gute Portionierbarkeit, ein wichtiger Pluspunkt der Tube aus Aluminium.» Zu den Feinkostprodukten zählen unter anderem Senf, Mayonnaise, Ketchup, Salatdressing und Tomatenpüree.

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Produziert werden 140 Millionen Tuben

Nur wenige Kilometer von Nestlés Thomy-Produktion entfernt - in Reinach BL -, werden die Tuben bei der H. Obrist & Co. AG hergestellt. 150 Leute sind hier tagein, tagaus mit der Produktion und dem Bedrucken von Alu-Tuben und -Kartuschen beschäftigt. Gegen 140 Millionen Tuben und 40 Millionen Kartuschen verlassen jährlich Reinach und gehen zur Abfüllung in die Lebensmittel-, Pharma-, Kosmetik- sowie die chemische Industrie.

Über 40 Prozent werden in Abfüllanlagen in der Schweiz eingesetzt. Alleine Nestlé in Basel füllt täglich mehr als 37 Tonnen Mayonnaise, Senf oder Saucen in die Alu-Tuben aus Reinach ab und beliefert damit den gesamten europäischen Raum. Zirka ein Drittel der Obrist-Tuben gelangt in den EU-Raum, der Rest in die USA oder den Mittleren Osten. Wie Richard Jauslin, CEO der H. Obrist & CO., erklärt, ist die Schweiz ein bedeutender Absatzmarkt. Die hohe Qualität der Reinacher Tuben werde von der heimischen Lebensmittel-, Pharma- und Kosmetikindustrie geschätzt. Neben Nestlé ist auch die lokale Pharma- sowie Consumer-Health-Industrie Abnehmer von Obrist-Tuben.

Swissness zahlt sich bei Obrist aus, davon ist Jauslin überzeugt. Deshalb setzt er auf eine starke regionale Vernetzung sowohl bei den Abnehmern wie auch bei den Lieferanten. Auch Michel Beyeler von der Beyeler AG in Dornach schätzt die Nähe zum Tubenlieferanten: «Wir bestellen bei der Obrist praktisch sämtliche Tuben, die wir für uns-re Abfüllungen von Senf und Mayonnaise benötigen.» Zu den Abnehmern von Beyeler zählen Coop und viele weitere Firmen im In- und Ausland.

Die Kartusche für grössere Füllmengen

Neben drei weiteren Tubenproduzenten ist die H. Obrist & Co. im Schweizer Markt der wichtigste Anbieter und nimmt auch international eine immer grössere Stellung ein. Bei den Alu-Kartuschen, die vor allem für Klebstoffe, Dichtungsmassen usw. im Industrie- und Baubereich immer mehr zur Anwendung kommen, sind die Basler sogar Weltmarktführer. «Es hat sich für uns ausbezahlt, dass wir uns auf den Werkstoff Aluminium konzentrieren », sagt Jauslin. «So können wir uns voll auf die vielen Vorteile des Werkstoffes abstützen, die auch bei der Kartusche wesentlich sind. Einer der wichtigsten Abnehmer der Kartusche ist die Sika-Gruppe. Die Alu-Kartuschen werden bei Sika mit Dicht- oder Klebstoffen befüllt, die für den Bau- oder den Industriemarkt bestimmt sind. Olaf Hedwig, verantwortlich für den Verpackungseinkauf bei Sika, bestellt bei der H. Obrist & Co. AG jährlich mehrere Millionen Kartuschen.

Produzenten, Abfüller, der Handel und auch die Konsumenten sind von den positiven Eigenschaften von Aluminium im Verpackungsbereich beeindruckt und setzen auf den Werkstoff. Deshalb verpackt Aluminium ganz unterschiedliche Waren: Getränke, Nahrungsmittel, Tierfutter, Pharmazeutika, Kosmetika, Tabakerzeugnisse sowie Chemikalien. Es sind vor allem das Recycling und die hohen Barriereeigenschaften, die den Werkstoff auszeichnen. Selbst hauchdünnste Folien schützen den Inhalt gegen qualitätsmindernde Einflüsse wie Temperatur, Luft, Licht, Feuchtigkeit, Mikroorganismen oder Fremdaromen. Umgekehrt verhindert die geschmacksneutrale Aluminium-Sperrschicht den Verlust von Aromen und anderen flüchtigen Bestandteilen aus dem Inhalt. Deshalb bleiben Nahrungsmittel in unzerbrechlichen Alu-Verpackungen wie Tuben, aber auch Schalen, Dosen und Kapseln über Monate, ja sogar Jahre ohne Konservierungsmittel haltbar.

Das Recycling wird zum echten Trumpf

Was wäre die Alu-Tube ohne ihr hervorragendes Recycling? Ohne Zweifel positionieren die Recyclingtauglichkeit und die einzigartigen Barriereeigenschaften den Packstoff Aluminium auf höchster Stufe und bleiben die überragenden Pluspunkte. Aluminium hat einen hohen wirtschaftlichen Wert. Dies hat es von jeher lohnend gemacht, Aluminium zu sammeln und zu recyceln, zumal es beliebig oft und ohne Qualitätsverlust eingeschmolzen werden kann und dafür nur noch 5 Prozent jener Energie benötigt wird, die für die erstmalige Herstellung von Aluminium gebraucht wird. All dies führt zu einem deutlich tieferen Energieaufwand und CO?-Ausstoss. Pro Kilo recyceltes Aluminium werden 9 Kilo CO? gespart.

Zudem belegt eine Studie der Eidgenössischen Materialprüfungsanstalt (EMPA), dass die Nachhaltigkeitsbilanz bei Alu-Verpackungen mit der Recyclingquote steht und fällt. Hier liegen die Alu-Verpackungen in der Schweiz gut im Rennen, denn die Recyclingraten sind hoch: Pro Jahr werden in der Schweiz rund 7900 Tonnen Aluminium aus den Haushalten gesammelt. Die Getränkedose nimmt eine Vorreiterrolle ein: Über neun von zehn Dosen gehen ins Recycling. Bei den Alu-Schalen für Tierfutter und Nahrungsmittel sind es 80 Prozent. Die Quote für die Alu-Tube hinkt mit 60 Prozent etwas hinterher.

Warum? Daniel Frischknecht, Marketingleiter der für das Recycling in der Schweiz zuständigen Igora-Genossenschaft für das Aluminium-Recycling, Zürich, ist überzeugt, dass immer noch viele Konsumenten nicht wissen, dass die Tuben aus Aluminium sind. Zudem haben sie oft Hemmungen, eine Tube, in der es noch Senfreste hat, in den Sammelcontainer zu werfen. Doch auch dies sei für das Recycling kein Problem. Trotz der nötigen Reinigungsvorgänge ist die Wiederverwertung immer noch ökologischer als die Entsorgung in der Kehrichtverbrennungsanlage. Und selbst wer die leere Tube samt Plastikverschluss im Sammelcontainer entsorgt, muss kein schlechtes Gewissen haben.

Sammeln und recyceln: So läufts

Richtig entsorgt werden die Dosen, Schalen, Tuben und Kaffeekapseln aus Aluminium in den entsprechenden Containern an den Sammelstellen der Gemeinden. Ab diesen Stellen kommen die Aluminium-Verpackungen in ein Sortierzentrum, wo sie von Fremdmaterialien befreit werden. Meist werden heute Aluminium und Stahlblech zusammen in den gleichen Containern gesammelt und später in den Sortierwerken durch Magnete getrennt. Recyclingwerke bereiten die Verpackungen danach auf. Beim Recyclingprozess werden in einem ersten Schritt die organischen Anteile der lackierten, bedruckten und beschichteten Verpackungen abgeschwelt. Dann gelangt das blanke, zerkleinerte Material in die Schmelzöfen. Es entsteht flüssiges Aluminium, aus dem wieder eine Vielzahl hochwertiger Produkte angefertigt werden können.