Weiterer Knall im Weltfussballverband: Generalsekretär Jérôme Valcke ist nicht mehr Blatters rechte Hand. Die Fifa gab am Donnerstagabend auf ihrer Webseite bekannt, dass der Generalsekretär sofort von seinem Amt entbunden ist. Der suspendierte Funktionär bestreitet die Vorwürfe über seinen Anwalt. Die Anschuldigungen seien «frei erfunden», lässt er mitteilen.

Dagegen gab der Verband an, dass sich das Fifa-Ethikkomitee mit ihm beschäftige, weil gegen ihn eine «Serie von Anschuldigungen» vorgebracht wurden. Eine ehemaliger Werbepartner der Fifa hat Medien in der Schweiz, Deutschland und England sensible Daten zur Verfügung gestellt, die sowohl Blatter wie auch Valcke weiter in ein schiefes Licht rücken.

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Eidesstaatliche Erklärung, aber kein Beweis

So haben die Süddeutsche Zeitung und der Tages-Anzeiger offenbar Daten von der Firma JB Sports Marketing erhalten, die vom Zürcher Anwalt Heinz Schild geleitet wird. Im Verwaltungsrat sitzt der israelische Ex-Fussballer Benny Alon. Beide beschuldigen die Fifa schwer, befinden sich mit dem Verband aber seit längerem auch in juristischen Streitigkeiten.

Im Kern behauptet die JB-Sports-Marketing-Exekutive, dass für Ticket-Verkäufe an der Weltmeisterschaft in Deutschland im Jahr 2006 Schmiergeld in der Höhe von 2 Millionen Franken an Blatter geflossen sei. Die Schmiergeld-Anschuldigungen wurden von Benny Alon im Jahr 2005 eidesstaatlich versichert - bewiesen ist jedoch nichts. Mit dabei sei auch der japanische Sport-Funktionär Haruyuki Takahashi gewesen, der in der Dentsu-Markteingfirma lange Jahre die Finger im Spiel hatte.

Enger Buddy Blatters

Der ehemalige Journalist und bis Donnerstagabend Generealsekretär Jérôme Valcke hat in seiner Fifa-Karriere bisher eine spektakuläre Achterbahnfahrt hingelegt. Durch eine externe Funktion erhielt Valcke Einblick in die Buchprüfung der konkursiten International Sport and Leisure (ISL). Der Konkurs des Sportvermarkters ISL ist einer der wichtigen Gründe für die heutigen PR-Probleme der Fifa: Es zeigte sich, dass hochrangige Funktionäre mit Millionen von Franken geschmiert wurden. Valcke hatte also Einblick in die inneren Details der ISL.

Im Sommer 2003 wechselte Valcke zur Fifa, zog nach Zug und übernahm den Posten als oberster Vermarkter (Direktor Marketing & TV). Heute residiert er im steuergünstigen Wollerau.

Er verfügte nicht nur über ISL-Wissen, sondern dank seiner langjährigen Management-Tätigkeit in den Medien über hervorragende Beziehungen in die Sportwelt. Doch bei einem Sponsoring-Deal im Jahr 2006 schützte ihn dies nicht vor einem Skandal: Am 6. April 2006 handelte die Fifa mit der Kreditkartenfirma Visa eine 195 Millionen Dollar teure Sponsorenvereinbarung aus.

Valcke: Entlassung nach Mastercard-Desaster

Der Verband tat dies hinter dem Rücken seines langjährigen Geschäftspartners Mastercard. Es folgte Ärger vor dem Gericht, am Ende musste die Fifa Mastercard mit 90 Millionen Dollar entschädigen. Während den juristischen Scharmützeln tauchte auch ein Dokument auf, das die Fifa einreichte, rückdatiert war und in dem die Unterschrift des Geschäftspartners nachgezeichnet wurde.

Wegen der mutmasslichen Urkundenfälschung eröffnete auch die Zürcher Staatsanwaltschaft eine Voruntersuchung, bekam dann aber von Mastercard keine weiteren Informationen und stellte den Fall wieder ein. Chef der Sponsoring-Verhandlungen war Jérome Valcke. Nach dem Desaster mit Mastercard wurde er entlassen, dann aber kurz darauf wieder eingestellt.

Nun ist sein zweites ungeplantes Ende im Verband Tatsache geworden. Es dürfte kein weiteres Comeback folgen.