Die Bank Julius Bär gerät immer tiefer in den Sumpf um den kriselnden Immobilien-Unternehmer René Benko und seine Signa Holding. Laut übereinstimmenden Berichten von «Bloomberg» und dem Portal «Inside Paradeplatz» hat die Bank einen Teil der vergebenen Kredite nicht direkt mit Immobilien, sondern mit Anteilen an Benkos Signa-Holding besichert.

Insgesamt belaufe sich das Kreditengagement von Julius Bär bei Benko in Deutschland auf 600 Millionen Euro. Entsprechende Medieninformationen bestätigen Personen mit Kenntnissen der Vorgänge der «Handelszeitung». «Wenn die Bank die Hälfte davon retten kann, dann sind sie gut unterwegs», so eine Quelle. Die ausstehenden Kredite bezögen sich auf Benkos Geschäfte in Deutschland, die Schweiz sei nicht tangiert, heisst es.

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Von den ausstehenden Krediten sollen 250 Millionen Euro mit Signa-Anteilen besichert sein, so «Inside Paradeplatz». Das ist heikel, weil derzeit niemand weiss, welchen Wert die Holding-Gesellschaft noch hat, die an der Spitze des extrem verschachtelten Unternehmenskonstrukts steht. Eine Sprecherin der Bank erklärte, dass die Bank zu vermuteten Kundenbeziehungen keine Stellung beziehe.   

Um einen Kollaps der Signa-Gruppe zu vermeiden, sucht der Sanierer Arndt Geiwitz gemeinsam mit Benko, der Bank Rothschild und der Kanzlei White & Case nun unter Zeitdruck frische Mittel, berichtet das deutsche «Handelsblatt». Binnen einer Woche müssten 600 Millionen Euro aufgetrieben werden. Erst danach könne Geiwitz die eigentliche Sanierung angehen. Ende November wird eine Anleihe von 200 Millionen Euro fällig, hinzu kommt Geldbedarf für Mieten und Gehälter. Bis Ende des ersten Halbjahres 2024 würden dann insgesamt 1,5 Milliarden Euro fällig.   

Die Finma schaltet sich ein 

Die mutmasslich hohen Kredite der Privatbank Julius Bär an Benko beschäftigen offenbar auch die Finanzmarktaufsicht Finma. Die Behörde überwache das Engagement des Zürcher Vermögensverwalters bei der österreichischen Immobilien- und Handelsgruppe, meldete Bloomberg. Ein Finma-Sprecher wollte den Bericht nicht kommentieren. 

Die Zürcher Bank habe vor vier Jahren den Kauf der Warenhausgruppe Globus durch Benko und seine thailändischen Partner finanziert. Die Kundenbeziehung zu Julius Bär soll laut «Inside Paradeplatz» vom Ex-CS-Banker Gilles Stuck aufgebaut worden sein, Stuck ist heute Schweiz-Chef der Privatbank.  

Julius Bär mit überraschendem Abschreiber

Julius Bär hatte am Montag bei der Veröffentlichung des Zwischenberichts für die ersten zehn Monate 2023 Wertberichtigungen auf seinem Kreditportfolio über 82 Millionen Franken bekannt gegeben. Von diesen seien 70 Millionen im laufenden Monat entstanden. Investoren und Analysten gehen davon aus, dass die Wertberichtigungen im Zusammenhang mit den Signa-Krediten stehen. Denn vergleichbare Wertkorrekturen hatten weder die EFG noch die UBS gemeldet - sprich, das Problem muss ein Bär-spezifisches sein. «Und was, ausser Benko-Krediten, soll das bitte sein?», meinte ein Analyst. 

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(mit Agenturmaterial)

Holger Alich
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