Strukturierte Produkte boomen vor allem, weil die Vorzüge solcher Instrumente immer vielfältiger genutzt werden. Bewährte und neue Auszahlungsprofile finden auf eine immer grösser werdende Zahl an Basiswerten Anwendung. Neben herkömmlichen Underlyings wie Aktien oder Zinsen werden heute auch Produkte auf Rohstoffe, Anlagefonds und Hedge-Fonds angeboten. Das grosse Plus von strukturierten Produkten ist die flexible Risikosteuerung. Das Rendite-/Risikoprofil der Basisanlage lässt sich optimal auf die Markterwartung und die Bedürfnisse des Anlegers abstimmen.
Kapitalschutz als Lösung
Am Beispiel von Anlagefonds mit Kapitalschutz lässt sich dies gut illustrieren: Mit einem eindrucksvollen Track-Record und konsistenter Outperformance gegenüber seinem Benchmark in der Vergangenheit hat der Manager eines Aktienfonds einen Anleger überzeugt. Weshalb sich dieser nun für ein finanzielles Engagement interessiert. Seine persönliche Situation erlaubt es jedoch nicht, den vollen Schwankungen der Aktienmärkte ausgesetzt zu sein. Er ist auf eine fixe Mindestrückzahlung angewiesen. Als ideale Lösung bietet sich die Investition in den Anlagefonds mit Kapitalschutz. Bei der Auswahl von Kapitalschutzprodukten gilt: Je höher das Kapitalschutzniveau (Floor) und je höher zugleich die Partizipationsrate, desto attraktiver ist das Produkt. Da ein klassischer Trade-off besteht, lassen sich aber nicht beide Wünsche gleichzeitig erfüllen.
Optionsbasierte Kapitalschutz-produkte bestehen aus zwei Komponenten: Während die verzinsliche Anlage das vom Produkt gebotene Kapitalschutzniveau garantiert, ermöglicht die Call-Option auf den Fonds die Partizipation an steigenden Kursen. Als verzinsliche Anlage wird ein Zero Bond verwendet. Der Diskont des Zero Bond baut sich über die Zeit ab und stellt so die garantierte Auszahlung per Verfall sicher.
Bei Kapitalschutzprodukten auf Fonds fällt die Partizipationsrate tiefer aus als bei einem vergleichbaren Instrument auf einen Aktienindex mit liquidem Derivatemarkt. Dies, weil es zum einen keine standardisierten Optionen auf Anlagefonds gibt, und die emittierende Investmentbank zum anderen eine Option auf einen Basiswert schreiben muss, der aktiv verwaltet wird und dessen Risikocharakteristika daher im Zeitablauf nicht stabil sind. Dieses Risiko fliesst in den Preis der Option ein und senkt dementsprechend die Partizipationsrate.
Attraktive Alternative
Eine attraktive Alternative für Kapitalschutz-Produkte auf Anlagefonds stellt das CPPI-Konzept dar. CPPI steht für Constant Proportion Portfolio Insurance. Im Gegensatz zur herkömmlichen Konstruktionsweise von Kapitalschutzprodukten, wo eine verzinsliche Anlage mit einer Call-Option kombiniert wird, findet bei CPPI-Produkten eine dynamische Allokation zwischen verzinslicher Anlage und Anlagefonds statt.
Dynamische Allokation
Die Mittelallokation stellt sicher, dass bei Verfall die im Voraus festgelegte Mindestrückzahlung garantiert ist. Die Anfangsallokation im Fonds bestimmt sich durch das Cushion und den Multiplier. Die Grafik zeigt das Cushion für ein CPPI-Produkt in Euro mit einer siebenjährigen Laufzeit. Das Cushion entspricht der Differenz zwischen dem Barwert des Garantieniveaus und der versprochenen Mindestrückzahlung. Die Höhe des Multiplier richtet sich nach
der Volatilität des Basiswertes. Die Anfangsallokation ergibt sich durch Multiplikation des Cushion mit dem Multiplier. Angenommen, der Multiplier wird mit 5 festgelegt, beträgt die Anfangsallokation 122,5%. Die Investmentbank stellt in diesem Fall ihrerseits Kapital zur Verfügung, was eine geleveragete Allokation (grösser als 100%) zum Anlagefonds erlaubt.
Die Allokation in den Fonds ändert sich während der Laufzeit. Bei einem Anstieg des Fonds werden Anteile zugekauft, bei einer Korrektur wird Exposure abgebaut. Das Risiko besteht darin, dass bei einer starken Korrektur die Allokation in den Fonds auf null sinkt. Durch die dynamische Allokation während der Laufzeit wird das Auszahlungsprofil pfadabhängig.
Kapitalschutzprodukte richten sich an Anleger, die zwar an positiven Entwicklungen eines Basiswerts teilhaben wollen, zugleich aber die Gewissheit einer Kapitalgarantie schätzen. Das Auszahlungsprofil der Produkte kommt dem Naturell vieler Investoren entgegen. Es verwundert daher nicht, dass die hohe Flexibilität strukturierter Produkte zunehmend auch im Fondsbereich genutzt wird.
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Patrik Rüthemann, St.Gallen, und Boris Hutter, Zürich, beide Mitglied der Direktion, Wegelin & Co. Privatbankiers, St.Gallen.