Sie schreiben seit Jahren über kaum bekannte mittelständische Unternehmen, die in ihrem Bereich Weltspitze sind. Wie spüren Sie diese versteckten Weltmarktführer auf?
Zunächst einmal betreibe ich dazu eine systematische Forschung. Häufig lerne ich beim Zeitungslesen neue Champions kennen. Und dann gibt es den nicht seltenen dritten Fall: Nach meinen Vorträgen meldet sich zum Schluss jemand bei mir aus dem Publikum und sagt: «Ich bin übrigens auch ein Hidden Champion.»

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In Ihrem neuen Buch pflegen Sie auch eine Länder-Optik. Resultat: Keine andere Nation bringt pro Kopf der Bevölkerung so viele Hidden Champions hervor wie die Schweiz. Warum ist das so?
Allgemein liegen die deutschsprachigen Länder weit vorne, weil hier mittelständische Unternehmen stark verbreitet sind. Firmen in kleineren  Ländern wie Österreich und die Schweiz waren früh schon gezwungen, auf Internationalisierung zu setzen, weil ihre eigenen Märkte klein sind. Umgekehrt gilt, dass Unternehmen mit grossen Heimmärkten weniger auf Exporte angewiesen sind. In den USA beispielsweise ist die Internationalisierung viel weniger stark in der unternehmerischen DNA verankert.

Was spricht sonst noch für die heimlifeissen 171 Schweizer Champions, die Sie aufgespürt haben?
Die Schweiz ist nun mal das mental am stärksten globalisierte Land der Welt. Was auch damit zu tun hat, dass gewisse Kompetenzen jahrhundertelang zurückreichen, etwa die Uhrenindustrie. Aus dieser Branche wuchsen dann neue Kompetenzen, wie wir sie etwa im Medtech-Bereich sehen.

Aus welchen Branchen stammen die Schweizer Champions hauptsächlich?
Medtech und Maschinenbau sind sehr stark, daneben auch die Welt der Finanzen und der Software.

Zu Hermann Simon

Seit 1996 spürt der deutsche Unternehmensberater und Unternehmer Hermann Simon, 74, Unternehmen nach, die wenig bekannt, aber in ihren Branchen Weltspitze sind. Dieser Tage erscheint im Campus-Verlag Simons neues Buch «Hidden Champions – die neuen Spielregeln im chinesischen Jahrhundert».

Welche Rolle spielt die Wirtschaftspolitik eines Landes?
Eine eher kleine. Hidden Champions legen, und das gilt in allen Ländern, meist wenig Wert auf politische Unterstützung. Sie sind froh, wenn man sie einfach machen lässt. So prosperieren sie – und segeln unterhalt des Radarschirms der Öffentlichkeit und der Politik. Dies auch deshalb, weil Hidden Champions oft im B2B-Bereich tätig sind, auf meiner Liste sind es rund 70 Prozent. Es gibt so viele Spezialitätenmärkte, das glaubt man kaum. Und weiss es noch viel weniger.

Was kann die Wirtschaftspolitik eines Landes tun, damit mehr heimliche Weltmarktführer heranwachsen?
Am besten tut die Politik gar nichts. Indem man sie in Ruhe lässt, wachsen sie selber.

Bei der Erfassung von Hidden Champions setzen Sie eine Umsatz-Obergrenze – aber keine Untergrenze. Weshalb?
Das geschieht ganz bewusst, um auch derzeit noch kleine Spezialitätenmärkte zu erfassen. Moderne Kommunikationstechnolgie und Logistiksysteme ermöglichen selbst dem kleinsten Unternehmen, weltweit Kunden zu erreichen und zu bedienen. Aber nur ganz wenige der Champions machen weniger als fünf Millionen Euro Umsatz.

Kriterien für «Hidden Champions»

Das sind die Kriterien, um bei Hermann Simon als «Hidden Champion» erfasst zu werden:

  1. Das Unternehmen muss in seinem Markt zur weltweiten Top 3 gehören oder auf seinem Kontinent die Nummer 1 sein.
  2. Der Umsatz muss unter fünf Milliarden Euro liegen.
  3. Geringe Bekanntheit in der Öffentlichkeit.

Warum findet sich keine komplette Champion-Liste in Ihrem Buch?
Weil in dieser Reihe 25 Jahre Arbeit drin stecken. Die Liste ist sehr begehrt und nur gegen Bezahlung zu haben.

Wie wird ein Unternehmen zum Hidden Champion?
In der Regel gibt es dazu drei Pfeiler: Erstens die Ambition, besser zu sein als alle anderen. Dann Fokus, denn nur mit Fokussierung wird man Weltklasse. Fokus macht aber einen Markt klein. Wie macht man ihn gross? Durch Globalisierung. Ambition, Fokus und Globalisierung, das sind die drei Pfeiler des Erfolgs der Hidden Champions.

Fliegen im Lauf der Jahre auch mal Champions aus Ihrer Liste raus?
Das kann geschehen. Weniger wegen Misserfolg, sondern deshalb, weil sie mit ihrem Umsatz die von mir gesetzte Grenze übertreffen. Und dann gibt es noch einen anderen typischen Grund, weshalb sie nicht mehr in der Liste sind.

Und der wäre?
Sie bitten darum, aus der Liste genommen zu werden. Weil sie das bleiben wollen, was sie sind: Versteckte Champions.  

Sieben heimliche Schweizer Champions

Bagger und Roboter, Sensoren und Pipeline-Inspektion: Ein Septett von Schweizer Firmen, das weltweit spitzenmässig dasteht. Und in der Öffentlichkeit doch weitgehend unbekannt ist.

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Andreas Güntert
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