Der KEP-Markt (Kurier Express Pakete) hat sich in der Schweiz infolge verzögerter Liberalisierung erst spät entwickelt. Lange Zeit war die Post Alleinanbieter. Als erste private Dienstleister erschienen die internationalen Kurierorganisationen DHL, Fedex sowie TNT als Integratoren auf dem Schweizer Markt. Weil die bis Ende 1997 gültige Postgesetzgebung praktisch den gesamten KEP-Markt als Posthoheitsgebiet bestimmte, haben sich damals nur wenige private Dienstleister mit der Beförderung von Inlandsendungen befasst. Diese nutzten eine Gesetzeslücke aus und beförderten unverschlossene Sendungen, denn das Postmonopol bezog sich einzig auf verschlossene Sendungen.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Innert knapp zehn Jahren hat sich die Situation drastisch verändert. Der Postmarkt hat sich in verschiedenen Schritten geöffnet, die im KEP-Markt einen ansehnlichen Wettbewerb ermöglichten:

- Öffnung für Pakete über 2 kg per 1. Januar 1998 und vollständige Freigabe der Expresssendungen

- Öffnung für Pakete über 1 kg per 1. Januar 2004

- Vollständige Öffnung für Pakete mit der Senkung der Monopolgrenze auf 100 g per 1. April 2006.

Die entscheidende Bewegung im Inland hat das Postgesetz von 1998 ausgelöst. Die privaten Paketdienste, hauptsächlich DPD und DHL, aber auch WHP und andere, haben sich des Geschäftskundensegments angenommen, wo das Paketgewicht in den meisten Fällen über 2 kg liegt. Auch Kurierdienstleister, allen voran der Velokurier, und Expressdienste wie NES (Nacht Express System) haben sich als Alternativanbieter zur Post entwickelt und sind heute schweizweit gut positioniert. Obwohl in den letzten Jahren keine neuen Anbieter aufgetaucht sind, konnten die privaten Operateure die wertmässigen Marktanteile der privaten Anbieter im Vergleich zur Post halten:

- Pakete: Private Dienstleister ca. 25%; die Post ca. 75%.

- Gesamter KEP-Markt: Private Dienstleister ca. 45%; die Post ca. 55%.

Die Post hat in den vergangenen Jahren von den Wettbewerbern dazugelernt und bietet heute qualitativ gleichwertige Dienstleistungen wie die Privaten an. Die Vorteile der privaten Dienstleister liegen bei der Innovationskraft, der Flexibilität und Individualität sowie bei der Service-Orientierung. Wenig bekannt ist, dass alle schweizweit tätigen privaten Dienstleister ebenso wie die Post die ganze Fläche der Schweiz bedienen. Sie holen die Sendungen im hintersten Bergtal ab und stellen sie auch dorthin zu. Zu diesem Zweck betreiben sie in verschiedenen Landesgegenden Umschlagdepots, im Mittelland wie in Graubünden, im Jura und im Tessin. So erbringen auch Private bedeutende nicht rentable Service-public-Leistungen. Sie erfüllen die Wünsche ihrer Kunden, die nicht nur Transportbedürfnisse für das Mittelland haben. Die stattliche Anzahl Arbeitsplätze von nahezu 4000 Vollzeitstellen. verstreut in der ganzen Schweiz, ist ein wesentlicher Beitrag zur Volkswirtschaft. Dass die Arbeitsbedingungen durchwegs attraktiv und mit der Post vergleichbar sind, zeigen die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in verschiedenen Funktionen von der Post zu privaten Dienstleistern gewechselt haben.

Die Politik bestimmt mit

- Mit rund 1 Mrd Umsatz und 50 Mio Sendungen pro Jahr sind die privaten Dienstleister im KEP-Markt zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor geworden. Die künftige Entwicklung hängt vom Liberalisierungskurs der Politik ab. Wenn die Monopolgrenze rasch weiter gesenkt wird, werden es private Dienstleister wagen, auch ins Briefgeschäft einzusteigen.

Peter Sutterlüti, Präsident KEP&Mail und Postmarktexperte, Bern.