«Schwäbisches Meer» oder auch «Schwabenkaribik» wird der Bodensee von seinen Schweizer, deutschen und österreichischen Anrainern liebevoll genannt. Sie alle tragen zu See und Uferzone gemeinsam Sorge.

10000 bis 15000 Fr. mehr als in anderen Schweizer Seen kostet der nautische Eintritt ins Bodensee-Wasserparadies. Dennoch wird der Wassersport dort zelebriert wie kaum anderswo. Zum Beispiel in Romanshorn, wo mit dem Fährhafen einerseits der grösste Binnenhafen des Bodensees liegt, anderseits Inseli-Hafen, Gemeinde-Yachthafen, DLZ-Hafen, SBS-Schiffshafen und Werfthafen knapp 1000 Gästeplätze für Segel- und Motorbootbesitzer bieten. Im Durchschnitt muss für eine 31 Fuss grosse Yacht mit 3500 Fr. Hafenplatzmiete gerechnet werden. 98% der Bootseigner nehmen ihre Schiffe im Winter aus dem Wasser.

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Segelboote spüren etwas Flaute

Ein Bootslager für 330 zahlende Kunden und einen 20-t-Kran, um auch die grössten Yachten rauszuhieven, bietet in Romanshorn die Pro Nautik AG. Die Tochterfirma der Hausammann Caravans & Boote AG wurde 1986 gegründet und das Gebäude direkt neben dem komplett neuen Hafen auf einem 7500 m2 grossen Grundstück hochgezogen. Vor fünf Jahren kam eine neue, 2000 m2 grosse Halle dazu, denn die Freude am Wassersport auf dem Bodensee ist ungebrochen.

Pro-Nautik-Geschäftsführer Peter Bosshart, dessen Betrieb zusammen mit Hausammann Caravans & Boote und ihren Händlern pro Jahr 60 neue Schiffe verkauft, verzeichnete 2009 ein gutes Jahr, verheimlicht aber nicht: «Wir haben aber noch von Bestellungen aus dem Jahr 2008 gelebt. Die Meldungen für 2010 sind nicht ganz so gut. Im Moment gibt es noch einen leichten Rückstand bei den Segelbooten.»

Pro Nautik AG verfügt über eigene Liegeplätze mit langjährigen Abkommen, weshalb auch jeder, der dort ein neues Schiff kauft, nicht auf dem Trockenen stehen gelassen wird.

Unterwegs mit Batterieantrieb

Obwohl die Werft in erster Linie von der Pflege, vom Service und von Reparaturen an Schiffen lebt und Peter Bosshart den Verkauf von Booten nur «als Butter aufs Brot» bezeichnet, hat sich Pro Nautik mit der Greenline 33 Hybrid die Zukunft an Bord geholt. Die top ausgerüstet 250000 Fr. teure Greenline vertritt die Philosophie der Nachhaltigkeit und ist dennoch eine echte, 10 m lange, 3,50 m breite und 5 t schwere Yacht mit 70 cm Tiefgang, ZF-Getriebe, Bugstrahlruder, vier Schlafplätzen usw. Das Boot kann sechs Stunden mit den Lithium-Polymer-Batterien fahren und 230-Volt-Geräte speisen. Der Verdränger kann mit dem 75 PS starken VW-Marine-Diesel 15 km/h oder mit dem stärkeren 165-PS-Selbstzünder 25 km/h schnell fahren. Und der Verbrauch? Bosshart: «Vergleichbar mit einem Segel-boot, das einen Flautenschieber braucht.» Eine Greenline auf dem Zürich-, drei auf dem Vierwaldstätter-, eine auf dem Neuenburger- und drei auf dem Bodensee sind inzwischen unterwegs.

 

 



Auch Polizei und Armee bestellen am Thunersee

Label orientiert sich an einer kanadischen Ente

EINIGEN/Oberhofen Die Hächler Bootbau AG und die Yachtwerft Müller AG sind zwei Betriebe am Thunersee, die seit 1987 bzw. 2008 Rolf (53) und Vreni Hächler (54) gehören. Nach ihren Ausbildungs- und Wanderjahren packen jetzt auch die Söhne Rico (28) und Luca Hächler (27) mit an und sprudeln wie ihre Eltern voller Ideen. Die Familie Hächler ist vom Bazillus Wassersport infiziert - oder besser gesagt von all dem, was es dazu braucht, um dieser Leidenschaft zu frönen. Das geht noch weit darüber hinaus, denn so nebenbei werden hier auf Wunsch auch Holzbadewannen, Teak-Duschböden, Waschtische, Büro- oder Verkaufsmöbel, Kuppeln usw. aus edlen Hölzern fabriziert - was der Mensch zum schöner Wohnen eben brauchen kann.

Schliesslich geht die Geschichte der Hächler Bootbau AG, einer ehemaligen Wagnerei, 150 Jahre zurück. Die Yachtwerft Müller hingegen ist da noch relativ jung und wurde «erst» 1928 gegründet. Aber auch hier gibt es das Spezielle. Die Werft ist seit 1958 spezialisiert auf den Bau von Polizeibooten sowie Rettungs-, Arbeits-, Feuerlösch- und Ölwehrbooten.

Auch die Armee braucht Boote

«Schweizweit dürften heute 40 bis 50 solcher Arbeitsboote im Einsatz stehen, dazu auch elf Armeeboote. Zurzeit laufen verschiedene Evaluationen», freut sich Seniorchef Hächler und führt durch die Werft, wo neben den zur Restauration liegenden Kundenbooten ein aufgefrischtes, 11 m langes Armeeboot in die hauseigene Malerei gerollt wird.

Über 500 Boote im Service

Die Familie Hächler betreut heute mit ihrem 13-köpfigen Team einen Park von über 500 Sportbooten aller Art, erfüllt Bootsträume mit innovativen Neubauten in Holz oder Epoxy-Kunststoff und bietet im Shop nautisches Allerlei für den Bootsalltag an.

Zu einem Leckerbissen gehört das Segelschiff RH 30 Classic mit offenem Heck. «Die RH 30 haben wir mit selbstlenzendem Cockpit und offenem Spiegel gebaut. In die RH 30 New Classic ist ein leistungsstarker 36-Volt-Elektromotor eingebaut, aber es sind alle Motoreinbauten möglich», sagt Rolf Hächler.

Weshalb immer wieder Schiffe vom Boden- bis zum Genfersee und oft auch von ennet der Grenze zur Überholung an den Thunersee gebracht werden, wird schnell klar: Neben Bootsbaukunst auf höchstem Niveau sind hier auch die Verrechnungslöhne mit 95 Fr. pro Stunde auf einem im Vergleich interessanten Niveau.

Mindestens drei neue, traditionell geklinkerte Holzboote in Sipo, Mahagoni oder heimischem Holz verlassen durchschnittlich pro Jahr die beiden Werften der Familie Hächler. Am Tag der offenen Tür am 19. und 20. Juni 2010 bei der Müller Werft werden derartige traditionelle Einzelstücke zu sehen sein.

OBERARTH Von wegen kleiner Kanton Zug und kleiner Zugersee. Mit einer Fläche von 38,4 km2 weist das idyllische Zentralschweizer Gewässer beinahe die gleichen Dimensionen wie der Bielersee (39,3 km2) auf und ist deutlich grösser als der Brienzersee (29,8 km2), der Walensee (24 km2) oder der Murtensee (22,8 km2). An den Gestaden des Zugersees, genau genommen in Arth SZ, hat Roger Krähenbühl im Februar 2001 festgemacht und die Werft BTS (Boots Technik Service) offiziell übernommen.

Zum Werftbesitzer wurde der 1957 geborene Selfmademan aus dem Autogewerbe auf Umwegen über die Aviatik, weil er gut zuhören kann, wenn Bootsbesitzer ihre Alltagssorgen loswerden wollen - denn auch «Selbstverständlichkeiten» wie Aus- und Einwassern mit dem 10-t-Kran, Winterlager, Reparaturen, Service, Innenausbauten, Restaurationen wie Handel und Occasionsboote usw. verlangen nach entsprechendem Feeling. Heute beschäftigt Krähenbühl in Arth fünf Fachleute. Der Hafen mit rund 140 Plätzen ist im Besitz einer befreundeten Familie. Dadurch kann er seinen Kunden bei einem Bootskauf in der Regel einen Platz anbieten.

Vor vier Jahren erster Eigenbau

Krähenbühl wäre aber nicht Krähenbühl, wenn er sich nicht längst bei Bootsbesitzern, vornehmlich von Metallschiffen, nach deren Zufriedenheit umgehört hätte und mit einer eigenen Lösung unter dem Label Loon (abgeleitet von der Heckform der kanadischen Loon-Ente) seit zwei Jahren seine eigenen Schiffe bauen würde. Intensiv hat er sich damit in holländischen Werften auseinandergesetzt.

Heute liegt die 2006/07 gebaute, 15 m lange Loon 50 im Hafen von Arth. Eine andere Loon 50 pflügt durch die Wogen des Vierwaldstättersees, ausgebaut mit Bodenheizung, Mahagoniküche, Geberit-WC und sogar einem Cheminee an Bord. Weitere Loon 32, 35 und 40 fahren auf dem Zugersee. Es sind inzwischen weitere Loon-Yachten vom Stapel gelaufen, dazu ein Arbeitsboot aus Aluminium, das erste 8,5 m lange Polizeiboot für den Kanton Schwyz auf dem Zugersee und im Dezember ein weiteres, 11,5 m langes Patrouillenboot in Brunnen mit zwei 350 PS starken V8-Yamaha-Big-Blocks am Heck. Nochmals zwei Polizeiboote für Bern (11,9 m, Alu) und Zürich (11,5 m, Metall) sind in Arbeit.

Die Auftragsbücher sind voll, die Produktion ist über ein Jahr ausgelastet. Längst wurde der Platz zu knapp. 2009 hat die nach einem Bach benannte, als «Aazopf» firmierende Werft am Tramweg 39 in Oberarth bei der ortsansässigen Spedition Föry als Loon-Yachts ein Domizil gefunden. Innerhalb von zwei Jahren wurden die Bootsbaumannschaft und das Werftpersonal von 4 auf 20 Personen aufgestockt. Allein in Oberarth arbeiten 13 Konstrukteure, Metallbauer, Schreiner und Lackierer.

Der Einstieg ohne Motor beginnt bei den Loon-Yachten bei 36500 Fr. Jedes Boot ist ein Unikat. Ohne Prototypen und Yachten mitzuzählen, wurden bis heute 20 Boote bei Loon-Yachts am Zugersee produziert - und dies innert vier Jahren.