Es zischt, pfeift, stampft und dröhnt in der grossen Halle. Der bizarre Tanz der Industrieroboter dominiert das Bild. Mit spastisch anmutenden Zuckungen bestücken ihre Arme die Maschinen, die das fertige Stück kurz darauf ausspucken. Ölgeruch liegt in der Luft. Wir sind in einer Fabrik, wie sie traditioneller nicht sein könnte, bei der Firma PB Swiss Tools zuhinterst im Emmental. Eingebettet zwischen hablichen Höfen und saftigen Wiesen, verarbeitet der Betrieb harten Stahl. Der Name PB Swiss Tools steht für Präzisionswerkzeuge made in Switzerland: Ahlen, Schraubenzieher, Hämmer, Meissel und anderes mehr.

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Wasen im Emmental, ein unscheinbares Dorf. Dort begann vor bald 130 Jahren, im Jahr 1878, in einem niedrigen grauen Gebäude an der Hauptstrasse, eine Erfolgsgeschichte, die bis heute anhält. Die damalige Schmiede stellte Nasenringe für die Zähmung von Ochsen her, aber auch Schwingbesen und Mausfallen. 1916 übernahm Paul Baumann die Schmiede und begründete das Familienunternehmen PB Baumann GmbH, das seit 1940 mit einem ersten Schraubenzieher Werkzeuge produziert. Im letzten Jahr wurde dann der Namenswechsel in PB Swiss Tools vollzogen.

Mentorin des Wechsels, der schon fast einem Traditionsbruch gleichkam, war CEO Eva Jaisli. Die Unternehmerin führt die Firma seit 1997 zusammen mit ihrem Ehemann Max Baumann in vierter Generation. «Ja, ich habe mich für die Änderung stark gemacht», sagt sie. Ein Kulturwandel sei notwendig gewesen. Früher habe das Produkt im Vordergrund gestanden, eine «technizistische Einstellung», die eine qualitative Produktentwicklung förderte. Es galt neu, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. «Um innovative Leistungen zu erbringen und Erfolg zu haben, müssen wir die Bedürfnisse und Probleme des Kunden kennen», sagt Jaisli. Eine in Kooperation mit der Fachhochschule Bern entstandene Studie hat zudem den Stellenwert des Begriffs «Swissness» einmal mehr deutlich gemacht. «Wir tragen», sagt Jaisli, «eine grosse Verantwortung für den Standort Schweiz.» Der Name PB Swiss Tools unterstreiche die lange Tradition der Firma Baumann wie auch die Herkunft ihrer Produkte.

Es ist nun aber nicht so, dass das Unternehmen unter dem alten Logo zu Siechtum verurteilt gewesen wäre. Die Firma ist in den letzten Jahren permanent gewachsen. Im Jahr 2000 setzte sie 20 Millionen Franken um, 2006 waren es 25 Millionen. Für dieses Jahr wird ein Absatzplus von acht Prozent anvisiert, tatsächlich aber hat das Unternehmen in den ersten Monaten dieses Jahres zweistellig zugelegt. An den beiden Standorten Wasen und Sumiswald produzieren die 150 Beschäftigten mehr als acht Millionen Werkzeuge pro Jahr. Das Sortiment ist auf 2200 Werkzeuge angewachsen. Vor fünf Jahren waren es noch 1700. 66 Prozent des Ausstosses gehen derzeit in den Export. «Im Schweizer Markt», sagt Jaisli, «haben wir eine hohe Marktdurchdringung erreicht.» PB Swiss Tools hat den Exportanteil in den letzten Jahren mehr und mehr gesteigert. Dennoch hat das Emmentaler KMU keine Töchter im Ausland. Die Werkzeuge werden in den einzelnen Ländern von Partnern vertrieben, in Deutschland etwa von der Hofmann-Gruppe.

«Es ist unser erklärtes Ziel, jedes Jahr mindestens ein neues Produkt auf den Markt zu bringen», sagt die Chefin. Ein ambitiöses Ziel, das heuer unter anderem mit einem neuen Drehmomentgriff für Schraubenzieher erreicht werden soll. Mit diesem kann der Kraftaufwand für das Eindrehen einer Schraube präzis begrenzt werden. 25 Prozent des Umsatzes werden wieder in die Firma investiert, ein erheblicher Betrag. Damit werden Produkt- und Prozessinnovationen finanziert. Verschiedene Maschinen in den Fabrikationsräumen sind denn auch Eigenentwicklungen. Dies ist nur möglich, weil das Unternehmen absolut schuldenfrei ist. «In der Firma», sagt Jaisli, «steckt kein Fremdkapital.» Auch zugekauft wird ausser dem Stahl für die Klingen und dem Grundstoff für die Griffe praktisch nichts. Für ihre Werkzeuge hat PB Swiss Tools eine fast 100-prozentige Fertigungstiefe. Der Phasenprüfer mag dies illustrieren. Mit ihm kann in jedem Haushalt festgestellt werden, ob die Steckdose unter Strom steht. Ausser dem Lämpchen steckt kein fremdes Produkt im gelben Minischraubenzieher. Selbst die Arretierfeder für das Lämpchen wird im Haus gefertigt. Nur so sei der hohe Standard der Werkzeuge gesichert.

Obwohl global gesehen ein Nischenplayer, strebt PB Swiss Tools die Qualitätsführerschaft auf den Weltmärkten an. «Jedes Produkt», sagt Jaisli, «muss so ausgereift sein, dass es ein Leben lang hält.» Auf den Werkzeugen mit dem PB-Swiss-Tools-Logo gilt eine zeitlich unbegrenzte Garantie. «Das heisst», so Jaisli, «dass wir Produkte erst auf den Markt bringen, wenn sie völlig ausgereift sind.» Doch auch damit ist die Emmentaler Werkzeugproduzentin nicht zufrieden. Die emotionale Dimension wurde bei den Werkzeugen immer unterschätzt. Stahlgrau, allenfalls mit rotem, blauem oder grünem Griff hingen sie in den Regalen der Fachhändler. PB Swiss Tools hat als erster Werkzeugproduzent damit aufgeräumt. Heute leuchten die Precision Bits (Schraubwerkzeuge für Akkubohrer), Splintentreiber und Inbusschlüssel dank Nanobeschichtung und moderner Oberflächentechnologie in allen Regenbogenfarben. Die Welt der Werkzeuge ist ein bisschen bunter geworden.

PB Swiss Tools

Firmenname: PB Swiss Tools
Hauptsitz: Wasen im Emmental
Umsatz: 25 Millionen Franken
Mitarbeiter: 150
Produktion: Schweiz
Exporte: 66% (davon 40% Europa, 30% Asien, 30% Rest der Welt)
Produkte: Werkzeuge