Alles neu macht der Mai - bei Kuoni gilt das auch für den November. Gerade erst hat der Reisedienstleister seine Wurzeln, das klassische Reisegeschäft, gekappt, da rollt bereits die nächste Restrukturierungswelle. Bei GTS läuft es nicht rund und somit muss eine Neuausrichtung her. Gleichzeitig tauscht der Konzern seine komplette Führungsriege aus. Der ursprüngliche Anlass der heutigen Pressekonferenz, nämlich die Geschäftszahlen nach neun Monaten, rückten dabei fast völlig in den Hintergrund.

Der neue Mann auf dem Chefsessel, Zubin Karkaria, ist der CEO der erfolgreichen Visasparte VFS und bringt laut Verwaltungsratspräsident Heinz Karrer die «besten Voraussetzungen für die aktuellen Anforderungen» bei Kuoni mit. Es gehe nach den Portfolioänderungen der letzten Monate nun um «Fokussierung, Beschleunigung, neue Produkte und Services», so Karrer. Karkaria besitze einen unglaublichen Unternehmer- und Pioniergeist, sei ein starker Motivator. Komplettiert wird das neue Management dann im ersten Quartal 2016 mit der neuen Finanzchefin Prisca Havranek-Kosicek.

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Der Chefwechsel überrascht auf den ersten Blick, war CEO Peter Meier gerade erst rund anderthalb Jahre im Amt. Seine Wahl zum CEO ging ein peinlicher Findungsprozess voraus, der neun Monate andauerte. Nach erfolgloser Suche beförderte der Kuoni-Verwaltungsrat im März 2014 schliesslich Meier, den damaligen Finanzchef und CEO ad interim, in das Amt.

Unglückliche Amtszeit

Seine Amtszeit als CEO stand unter einem unglücklichen Stern. Meier haftet der Ruf des akkuraten Buchhalters mit Lehrersyndrom an. «Er weiss es immer besser als die anderen», heisst es über ihn. Das galt auch für die Strategie: Mitglieder der Konzernleitung drängten gemäss Insidern darauf, sich vom taumelnden Touroperating zu trennen und die zukunftsträchtigeren Geschäfte Visa Services und FIT (Fully Independent Traveller) mit dem Kernstück Hoteldatenbank zu stärken. Diese waren zum Profittreiber für Kuoni geworden. Doch Meier legte sich nicht fest – und machte sich damit selbst zur Zielscheibe.

Goodwill hat sich Meier auch mit seiner Kommunikation der Halbjahresresultate 2014 verspielt: Ausgerechnet er, der ehemalige Finanzchef, überrumpelte die Anlegercommunity mit schlechten Resultaten in Skandinavien, welche die Tücken des Touroperatings plastisch aufzeigten. Prompt sackten die Kuoni-Valoren massiv ab. Insgesamt hatten sie damals unter Meier stark an Wert verloren.

Ungeschickt angekündigter Verkauf

Und dann kam der 14. Januar: Mit der ungeschickten Ankündigung aus dem Kerngeschäft – der Produktion und dem Verkauf von Reisearrangements – auszusteigen, hatte sich Kuoni einen Bärendienst erwiesen.

Nur gerade einen Tag lang konnte das Management Lorbeeren ernten. Die Kuoni-Aktie erreichte an dem Tag den Höchststand von 342.50 Franken, der Finanzmarkt applaudierte. Dann machte Nationalbank-Präsident Thomas Jordan mit seiner Aufhebung des Euro-Mindestkurses alles wieder zunichte. Die Kuoni-Valoren gerieten in den Negativsog der Börse.

Mitten in der buchungsstarken Saison

Zudem gab der grösste Reisekonzern der Schweiz mitten in der buchungsstarken Saison bekannt, dass er sich aus dem Markt verabschieden will. 40 Prozent der Umsätze für die wichtige Sommersaison werden in der Regel in den ersten zwei Monaten des Jahres generiert. Klar, dass da die Botschaft des Managements wie ein Giftpfeil wirkte.

Sein Speech zu Kuonis Ausstieg aus dem Stammgeschäft, das man seit 109 Jahren betrieben hatte, löste bei vielen Kuoni-Angestellten Kopfschütteln aus: Denn der Konzernchef brachte es fertig, kein Wort des Bedauerns zum Ausstieg auszudrücken. Im Gegenteil – er erweckte den Eindruck, als sei er froh, das unliebsame und margenschwache Stammgeschäft loszuwerden.

Mit Zubin Karkaria übernimmt nun ein erfahrener Kuoni-Mann das Ruder. Der 47-Jähirge war für den indischen Reiseveranstalter SOTC tätig, als dieser 1996 von Kuoni übernommen wurde. 2005 wurde er CEO und Geschäftsführer von Kuoni Indien und Südasien, wo er für alle Einheiten von Kuoni Indien verantwortlich war, während er VFS Global - ab 2010 als CEO - gleichzeitig führte. Im März 2013 wurde er zum Mitglied der Konzernleitung der Kuoni Group ernannt.

GTS muss profitabler werden

Karkaria übernimmt kein leichtes Amt. Beim Blick auf die aktuellen Ergebnisse der neuen Kuoni ist das Sorgenkind schnell ausgemacht: Das Gruppenreisegeschäft GTS schreibt rote Zahlen. «Die Division hat in der Tat grosse Probleme», räumt Heinz Karrer ein. Das liege am schwächelnden Japan-Geschäft. «Wir rechnen in dem Bereich auch nicht mit einer Erholung, darum haben wir uns für die Restrukturierung entschieden.» Die Kostenbasis müsse schnell - noch 2016 - um etwa 30 Millionen Franken gesenkt werden, damit dann GTS 2017 wieder profitabel werde. Und das sei nötig, um die bestätigten Mittelfristziele zu erreichen.

Im Zuge der geplanten «umfassenden» Restrukturierung sollen Managementstrukturen angepasst und die Komplexität reduziert werden. Es seien Standortverlagerungen erforderlich und weltweit würden rund 350 Vollzeitstellen abgebaut. Die einmaligen Kosten für die Restrukturierung belasten das Konzernergebnis 2015 wohl mit 15 Millionen Franken, seien aber hauptsächlich 2016 cashwirksam. Für die konzernübergreifenden Anpassungen fielen 2015 nochmals Kosten von 5 Millionen an.

(ccr mit awp-Material)
 

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