Das Derivateunternehmen Leonteq hat schwierige Zeiten hinter sich: der einstige Börsen-Highflyer stürzte ab, Kritik seitens neuer Grossaktionäre kam auf, und es gab Unruhen in der Führung, die jüngst im angekündigten Abgang von Verwaltungsratspräsident Pierin Vincenz ihren Höhepunkt fanden. Auch an CEO Jan Schoch, der die Finanzfirma 2007 zusammen mit drei Partnern gegründet hatte, nahm in der Krisenzeit die Kritik massiv zu.

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Doch mit einen guten Halbjahresergebnis – Anfang Jahr hatte er für 2017 noch Verluste in Aussicht gestellt – konnte Schoch zuletzt wieder positive Zeichen setzen. Schoch macht denn auch keine Andeutungen, dass er sich ähnlich wie Vincenz zurückziehen könnte: «Klar stellt man sich die Frage, ob man in der richtigen Rolle für die Firma ist», räumt er im Gespräch mit BILANZ ein. Aber er sei für sich zu einem klaren Schluss gekommen: «Ich bin überzeugt, dass ich heute als CEO in der richtigen Position bin.»

Rund 80 Stellen wurden abgebaut

Er habe mit den Erfolgen der jüngsten Zeit hoffentlich einige Zweifel ausräumen können, so Schoch. In der Tat kann der CEO einiges für sich verbuchen: Er schaffte es, mit Crédit Agricole einen neuen Bankpartner an Bord zu holen und auch bei den Kosten hat er vorwärtsgemacht – rund 80 Stellen wurden abgebaut.

Der beschlossene Strategiewechsel werde die Firma stärken, weil man konsequent auf profitables Wachstum setze und nicht mehr Grösse um jeden Preis anstrebe, so Schoch.

Trendwende beim Aktienkurs

Der Aktienkurs von Leonteq, der diesen Frühling mit 25.55 Franken seinen Tiefpunkt erreichte, ist inzwischen wieder auf rund 57 Franken gestiegen. Startschuss für die Trendwende bei der Kursentwicklung war die Aufstockung des Anteils an Leonteq auf 7,5 Prozent durch Investor Rainer-Marc Frey, der als Mann mit feiner Spürnase für Börsenchancen gilt.

Frey, der sich offiziell nicht zu seinen Plänen äussert, soll nun auf weitere Verbesserungen bei Leonteq drängen, wie aus seinem Umfeld verlautet. Nach dem angekündigten Abgang von Vincenz soll Frey bei der nun anstehenden Erneuerung des Verwaltungsrats Druck machen. Laut Insidern will er dem Gremium selber den einen oder anderen Namen vorschlagen, und zwar schon nach dem Ende der Sommerferienzeit. Offenbar befürchtet Frey, Leonteq mache mit der Umbesetzung nicht schnell genug vorwärts.

Noch nicht aus dem Schneider

Doch auch CEO Schoch ist längst nicht aus dem Schneider, auch wenn er mit dem guten Halbjahresergebnis sein Standing wohl verbessern konnte. Aus dem Umfeld von Frey verlautet, dass zunächst die Neubesetzung des siebenköpfigen Verwaltungsrats wichtig sei. Wenn das neue Gremium stehe, müsse aber nochmals über die Frage der richtigen Besetzung des Managements geredet werden.

Schoch sieht das Ganze positiv und erinnert daran, dass die Aufstockung durch Frey ja erst nach der von Leonteq selber im Februar verkündeten neuen Strategie stattfand: «Wir freuen uns, dass er offenbar Vertrauen in unsere Strategie zeigt. Es war auch ein wichtiges Signal im Markt.» Einen Disput gebe es nicht. Es bestehe der gleiche professionelle Umgang wie mit allen anderen Aktionären.

Laut Schoch wurde eine professionelle Suche nach neuen VR-Mitgliedern durch das Nomination Committee des VR bereits eingeleitet. Mandatiert wurde unter anderem das Executive Search Unternehmen Egon Zehnder. Frey hat laut Insidern nicht die Intention, selber das Präsidium zu übernehmen.

Die Krise des einstigen Börsen-Highflyers Leonteq scheint überwunden. Deren Gründer Jan Schoch bleibt unter Druck - und ist doch zuversichtlich, auch weiterhin der richtige Mann am richtigen Ort zu sein. Mehr dazu lesen Sie in der neuen «Bilanz», ab Freitag am Kiosk oder mit Abo bequem im Briefkasten.