Fast so selten wie die Erscheinung des Nordlichts in unseren Breitengraden sind Frauen, die mit Licht arbeiten und Leuchten gestalten. Die Begegnung mit der Designerin Elia Gilli erlaubt einen Einblick in die hellen und schattigeren Seiten einer freiberuflich tätigen Entwerferin.
«Unterschätze niemals eine Blondine»: An diesen Stammtischspruch aus dem Munde eines ehemaligen Botschafters wird man erinnert, wenn die zierliche, elegante junge Frau von ihrem Werdegang und von ihrer Tätigkeit als Gestalterin für Licht und Leuchten, für eigenwilligen Schmuck, als Einrichterin und Tanzlehrerin für afrikanischen Tanz erzählt. Man staunt, wenn sie von ihrer Arbeit mit Hammer und Amboss, Zange und Feuer berichtet. Trotz mehrfacher Auszeichnungen in allen Berufssparten, ist ihr Suchen nach der perfekten Form, ihr Gestalten mit edlen Materialien auf eigenes Risiko, nach wie vor schwierig und entbehrungsreich. Sie muss schon enorm viel Kraft aufbringen und ihr Ziel nicht aus den Augen verlieren. Nicht ganz einfach, Entwurf, Produktion, Marketing und Verkauf alleine gut koordiniert durchzuziehen. Selbst nach renommierten Auszeichnungen wie bei dem «Goldenen Stecker» in der Schweiz oder bei Designwettbewerben in Mailand und Hannover stehen die Produzenten nicht bei ihr Schlange. Dabei möchte sie einmal technisch so richtig aus dem Vollen schöpfen; ihre Vision wäre, eine technisch hochwertige Leuchte mit schönen Details entwerfen zu können. Die von ihr gestalteten und mehrfach prämierten Leuchten sind heute zu sehr moderaten Preisen im Warenhaus zu kaufen, gutes Design für alle und jedes Portemonnaie, auch das ist ihr ein Anliegen. Es sind Leuchten mit klaren Linien, in guten Materialien und qualitativ hoch stehender Verarbeitung. Gedacht als Teile einer Einrichtung, die Akzente und Atmosphäre schaffen und gezieltes oder indirektes Licht spenden. Produkte, die ehrlich, gut gestaltet und ästhetisch sind. Elia Gilli jedoch möchte und kann mehr!
Faszination für Licht
Wie aber kommt die ausgebildete Goldschmiedin und Tanzpädagogin zum Leuchtendesign? Schuld daran war die Faszination, die sie seit jeher für Tageslicht im Zusammenhang mit guter Architektur empfand. Dazu kam, dass das Gestalten von Schmuck, das makromässige Arbeiten im Bereich von Zehntelsmillimetern ihr auf die Dauer zu eng vorkam. Sie wollte Grösseres! Da kam die Anzeige eines Basler Leuchten-Produzenten im richtigen Augenblick. Nachdem Elia Gilli seit geraumer Zeit mit und für einen der besten Schweizer Lichtgestalter, Felice Dittli, gearbeitet hatte, traute sie sich eine Anstellung als Leuchten-Gestalterin durchaus zu und wurde in einem internen Test, verbunden mit einer kniffligen Aufgabenstellung, als Beste ausgewählt. «Learning by doing» war schon immer ihre Devise. Material und Technik die Feinmechanik sind für Schmuck wie für Leuchten vergleichbar. Es geht darum, für zeitgemässe Entwürfe in der Werkstatt technische Verbindungen herzustellen und sie bis zur Produktionsreife umzusetzen. Dies traut man Frauen im Allgemeinen weniger zu, dafür kreieren sie sinnlicheres und weniger technisches Licht als ihre männlichen Kollegen. Auch da ist Elia Gilli nicht typisch: «Ich bin technisch ausgerichtet und liebe die klare Linienführung ohne Schnörkel.»
Das bevorzugte Licht der Leuchten-Designerin wechselt mit den Tageszeiten. Die Glühbirne allerdings, mit ihrem weichen Licht, zählt wie bei vielen Kreativen auch zu ihren Favoriten. Im Moment experimentiert sie mit Fluoreszenz-Beleuchtung, auch «Leuchtröhren» genannt, die im privaten Bereich zu Unrecht wenig eingesetzt werden. Sie setzen spannende Akzente, und eigenwillige Ideen lassen sich damit umsetzen.
Licht macht Stimmung
Ob jung oder alt, etwa 85% der Menschen nutzen Licht vor allem, um eine schöne Stimmung im Raum zu erzeugen. Dies ergeben neuere Verbraucherumfragen. Ein Ergebnis, das auch Geschäfte ermutigen sollte, in Läden und Schaufenstern stimmungsvolles Licht zu inszenieren. Wie weit weg wir davon sind, zeigt der tägliche Gang ins Einkaufszentrum, die Arztpraxis, das Postamt. Dabei ist es kein Hexenwerk, die Stimmungen des Tages Morgen, Mittag und Abend einfach, aber geschickt unterstützend zu inszenieren. Von der zarten Transparenz des Morgens über die intensive Lichtgebung des Tages bis zur samtig-edlen Ausstrahlung des Abends stehen uns unzählige wirkungsvolle Möglichkeiten zur Verfügung. Für spezielle Gelegenheiten gibt es dann noch farbiges oder schrilles Licht, Grenzen setzt allein die eigene Phantasie!
Edles Material und die Form aufs Maximum reduziert, nach dieser Maxime gestaltet Elia Gilli neben Leuchten auch individuell auf die Person abgestimmten Schmuck und Accessoires wie die kürzlich entworfenen Silber-Holzschalen, die an der Boutique-Messe «Ornaris» ihre viel beachtete Premiere hatten. Das Edelmetall, massives Silber, wird von Hand auf der Druckbank in die spätere Form gedrückt, danach wird der matte Rohling geschmirgelt und geschliffen, wobei die matte Struktur erhalten bleibt. Jetzt entsteht der Entwurf für die Holzschale, es wird beim Drechsler das Holz ausgesucht und die Schale in Auftrag gegeben. Die Schalen, es sind alles Unikate, werden von Hand signiert.
Als Ausgleich zu Atelier und Werkstatt braucht Elia Gilli den Tanz. Zur klassischen Tänzerin ausgebildet, führte ein Kunststipendium der Stadt Burgdorf sie für drei Jahre nach Paris. Bei der Arbeit im Goldschmiedeatelier entdeckte sie die Pariser Viertel der Schwarzen rund um den Montmartre und den afrikanischen Tanz. Arbeiten für Bühnenaccessoires, Masken und Kostüme folgten, und der Diplomabschluss als Tanzlehrerin war nur noch die logische Konsequenz. Heute unterrichtet sie afrikanischen Tanz in einem Basler Studio, wobei sich alle Altersgruppen, Frauen und Männer, vom faszinierenden Rhythmus und den erdverbundenen, ursprünglichen Bewegungen begeistern lassen.
Die jährliche Ausstellung mit neuen Leuchten und Schmuckobjekten wird vom 27. bis 30. November an der Zwingerstrasse 10/12 in Basel sein. Öffnungszeiten: Donnerstag bis Samstag, 17 bis 21 Uhr, Sonntag, 13 bis 17 Uhr.