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Das dreiste Doppelspiel des Pierin Vincenz

Sven Millischer Handelszeitung
Von Sven Millischer
am 12.11.2020 - 11:15 Uhr

Die Staatsanwaltschaft Zürich hat nach einer langen Recherche Anklage gegen Ex-Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz erhoben.

Quelle: Paolo Dutto

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Der Prozess gegen Pierin Vincenz und Beat Stocker steht 2021 an. Die Liste der Vorwürfe ist lang. Wofür die beiden Ex-Manager vor Gericht stehen.

Der Fall Eurokaution

Der Zahlungsdienstleister Aduno will ab 2012 strategisch ins Geschäft mit Mietkautionen expandieren und schaut sich zu diesem Zweck geeignete Firmen an. Darunter auch Eurokaution. Sie gehört mehrheitlich einer Luxemburger Holding, an der Unternehmer Ferdinand Locher beteiligt ist.

Im Herbst desselben Jahres treffen sich Locher sowie die beiden Aduno-Organe Vincenz und Stocker in einem Zürcher Restaurant, um erstmals einen möglichen Deal zwischen Aduno und Eurokaution anzudiskutieren. Zahlreiche weitere Treffen folgen.

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Davon wissen die Aduno-Gremien allerdings lange nichts. Erst über ein Jahr später, also Ende 2013, kommen Aduno und Eurokaution offiziell ins Gespräch. Die klandestinen Zusammenkünfte zuvor haben ihre Bewandtnis.

 

Pierin Vincenz
Foto: Sophie Stieger / 13 Photo
Foto: Sophie Stieger / 13 Photo

Private Vorab-Beteiligung von Stocker und Vincenz

Sie konkretisieren nämlich eine private Vorab-Beteiligung von Stocker und Vincenz an Eurokaution. Schliesslich tritt Lochers Luxemburger Holding im Frühjahr 2013 einen Viertel der Eurokaution-Aktien an die Firma von Stocker und Vincenz ab.

Es ist jene iFM aus dem Commtrain-Deal, die mittlerweile unter dem Namen ReImagine! firmiert. Die private Beteiligungsgesellschaft mit Sitz in Zug trägt später auch eine Kapitalerhöhung von Eurokaution mit.

Doch nicht nur das. Die Beratungsfirma Fides, an der ebenfalls Stocker beteiligt ist, wird von Eurokaution mandatiert. Es sind schliesslich Fides-Leute, die dem Aduno-Management das Geschäftsmodell von Eurokaution Ende 2013 vorstellen.

In den Folgemonaten treibt Aduno-Verwaltungsrat Stocker aktiv den Verkauf der Mietkautionsfirma an den Zahlungsdienstleister weiter voran, obwohl er gegenüber einer involvierten Partei die Firma als «piece of shit» bezeichnet haben soll.

Noch einmal wackelt der verdeckte Deal, als Dokumente bei der Due Dilligence zuhanden der Aduno darauf hinweisen, dass Eurokaution zwei neue, unbekannte Aktionäre hat. Eine Folge der Kapitalerhöhung. Doch Eurokaution pariert die Nachfrage mit Falschangaben.

Im Herbst 2014 schliesslich stimmt der Aduno-VR mit Vincenz und Stocker der Eurokaution-Übernahme zu. Für die beiden verdeckten Miteigner resultiert ein hypothetischer Gewinn von gut einer halben Million Franken.

Doch Locher zahlt den ReImage!-Anteil an Eurokaution nie aus. Die letzte Zahlungsaufforderung schickt Stocker an Locher Anfang 2018. Wenige Wochen, bevor er und Vincenz in U-Haft gesetzt werden.