Nach weniger als einem Monat tritt Moncef Slaoui bereits wieder aus dem Verwaltungsrat von Lonza zurück. Der Manager mit marokkanischen Wurzeln war vor dem Wochenende von US-Präsident Donald Trump zum Leiter der amerikanischen Impfstoffprogramms «Warp Speed» ernannt worden.

Slaoui habe sich entschieden, von seinem Amt als Mitglied des Lonza-Verwaltungsrats zurückzutreten, teilte der Pharmazulieferer am Montag mit. Der frühere Pharmamanager war erst vor drei Wochen von der Generalversammlung in das Gremium gewählt worden. Lonza wünscht Slaoui viel Erfolg in seiner neuen Funktion.

Hunderte Millionen Impfdosen bis Ende 2020

Die Aufgabe, die Slaoui übernommen hat, ist auch keine geringe. Denn US-Präsident Trump gibt bei der Impfstoff-Frage Gas. Bis zum Jahresende sollen hunderte Millionen Impfdosen gegen das neue Coronavirus zur Verfügung stehen. Das verspricht das Mega-Projekt «Operation Warp Speed», das Trump am Freitag angekündigt hat.

Der Name des Programms geht auf den fiktiven «Warp-Antrieb» in der Serie «Raumschiff Enterprise» zurück.

Dass Trump Slaoui zum Chef seines ambitionierten Programms wählte, hat gute Gründe. Slaoui hat früher für die britische GlaxoSmithKline gearbeitet, die heute zusammen mit Sanofi nach einem Impfstoff forscht.

Zu seinen ehemaligen Arbeitgebern zählt auch die US-Biotech-Firma Moderna, die mit der Forschung an einem genbasierten Impfstoff schon vergleichsweise weiter vorangeschritten ist.

Auch Lonza ist Teil des Projekts

Lonza ist indirekt auch ein Teil der Operation «Warp Speed». Denn der weltgrösste Auftragsfertiger für Pharmaprodukte hat just erst Anfang Mai einen Vertrag mit Moderna abgeschlossen.

Lonza wird Modernas Impfstoffkandidaten «mRNA-1273» in grösserem Massstab herstellen, und zwar an zwei Standorten in den USA sowie im Stammwerk Visp im Wallis. Die ersten Chargen des Impfstoffs sollen bereits im Juli 2020 in den USA hergestellt werden.

USA wollen Vorzugsrecht

Die US-Behörden machen laut einem Bericht der «SonntagsZeitung» nun Druck, dass sie zuerst mit dem allfälligen Corona-Impfstoff beliefert werden. Beim Bundesamt für Gesundheit hofft man laut Angaben der Zeitung auf eine faire Verteilung.

Bereits vergangene Woche hiess es beim französischen Pharmakonzern Sanofi, die USA hätten sich das Recht für die grösste Vorausbestellung gesichert. Später versicherte das französische Unternehmen, einen künftigen Impfstoff gegen das Coronavirus Sars-CoV-2 allen anzubieten.

(awp/gku)

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