Um solche Zahlen würden ihn die meisten Topmanager beneiden: Seit seinem Start 1999 in Luzern hat Intendant Michael Haefliger das Budget des Lucerne Festival von 14 auf 23 Millionen Franken gesteigert und den Beitrag der Sponsoren von 4,2 auf 9,2 Millionen mehr als verdoppelt. Finanzielle Sorgen hat er im Unterschied zu anderen Festivalleitern keine. Im Moment habe sich das Budget «eingependelt», sagt er. Die internationalen Gäste machen zurzeit rund acht Prozent der Besucherzahlen aus. Enorm gesteigert hat Haefliger ausserdem das Konzertangebot, und zwar von 18 auf 35 Sinfoniekonzerte. Insgesamt finden während des fünfwöchigen Festivals über 80 Konzerte statt, auch solche mit weltberühmten Sinfonieorchestern, die pro Aufführung 100 000 bis 300 000 Franken kosten. Hinzu kommen die Gagen für die Solisten, die bis zu 100 000 Franken – etwa für eine weltweit begehrte Sängerin – erreichen können.

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Stolz ist Michael Haefliger («Ich liebe und glaube an das, was ich mache»), dass er dies alles mit minimalen Subventionen der öffentlichen Hand schafft. Die Beiträge von Stadt und Kanton Luzern bewegen sich zwischen 700 000 und 800 000 Franken; der Bund steuert weitere 100 000 Franken bei, was zusammen rund drei Prozent des Gesamtbudgets ausmacht. 55 Prozent davon bringt der Ticketverkauf, 40 Prozent steuern die Sponsoren bei, 2 Prozent bringen verschiedene Werbeeinnahmen.

Den grössten Erfolg verdankt Haefliger Claudio Abbado. Nachdem der weltweit gefeierte Maestro aus gesundheitlichen Gründen den Dirigentenstab der Berliner Philharmoniker an Simon Rattle übergeben hatte, träumte er von einem eigenen Orchester. Einem Orchester mit jenen weltbesten Solisten, mit denen der unermüdliche Nachwuchsförderer freundschaftlich verbunden ist. Haefliger ging nach einer Woche Bedenkzeit das Risiko ein und überzeugte Rainer E. Gut und Peter Brabeck in persönlichen Gesprächen, mit Nestlé als Sponsor einzusteigen.

Das Risiko hat sich gelohnt: Der erste Auftritt von Claudio Abbado und dem Lucerne Festival Orchestra vor drei Jahren war legendär. Und auch dieses Mal ernten der über 70-jährige Maestro und sein Orchester wahre Begeisterungsstürme. Abbado beweist mit seinem «freundschaftlichen» Führungsstil, dass die besten Musiker der Welt durchaus zu einem harmonischen Ganzen zusammengeschweisst werden können. Kein Wunder, dass die Welt Luzern um Abbado und sein Orchester beneidet. In Rom, wo das Festivalorchester im Oktober erstmals im Ausland gastieren wird, waren die rund 2000 Plätze im Parco della Musica innert eines Tages ausverkauft. Geplant ist für den Oktober 2006 auch eine Japan-Tournee, die von Nestlé gesponsert wird.

Abbado, der am 22. August zum Ehrenbürger der Stadt Luzern ernannt wurde, ist nur ein Glanzpunkt des Festivals. Seit zwei Jahren vereint die Lucerne Festival Academy unter der Leitung von Dirigent und Komponist Pierre Boulez (ein Freund des verstorbenen Roche-Erben und Musikmäzens Paul Sacher) 120 talentierte Nachwuchsmusiker aus aller Welt, die drei Wochen lang bei Luzerner Familien wohnen und unter bester Anleitung lernen und proben. Die Academy wird von privaten Stiftungen, von Aventis und Siemens unterstützt. Die CS bringt die Wiener Philharmoniker nach Luzern und stiftet den Young Artist Award, Roche bringt das Cleveland Orchstra und finanziert jährlich einen Kompositionsauftrag, während Novartis mit den Berliner Philharmonikern für ein an diesen Abenden längst ausverkauftes KKL sorgt.

Intendant Michael Haefliger unterscheidet zwischen den so genannten Resident Sponsors wie Credit Suisse, Nestlé, Novartis, Roche, Zurich Financial Services und den Main Sponsors wie UBS, Franke, Givaudan, Siemens Building Technologies sowie der Zuger Kulturstiftung Landis & Gyr. Sponsoring in Form von strategischer Unterstützung bietet neu Roland Berger Consulting.

Die Bank Julius Bär fördert das sechstägige Piano Festival im November, und Zurich Financial Services (Schweiz) ist Hauptsponsor des Osterfestivals. Kein Wunder, dass an den Konzerten und Empfängen auch die Wirtschaftselite stark vertreten ist.

Neu unter den Sponsoren ist für 2006 auch Nicolas G. Hayek mit seiner Luxusmarke Breguet. Wie Michael Haefliger den Uhrenkönig als Sponsor gewonnen hat? «Wir haben ihm ganz einfach einen Brief geschickt.» Haefliger wurde daraufhin zum Sitz der Swatch Group nach Biel eingeladen, der Deal per Handschlag besiegelt, und es wurde mit Rotwein gefeiert. – Von Champagner will Hayek nichts mehr wissen, nachdem ihm ein damit begossenes Abkommen missglückt ist.