Hochglanzmagazine haben in der Regel ein kurzes Leben. Nach einiger Zeit landen sie im Müll oder Altpapier. An einem Ort, der wenig mit den Reichen und Schönen gemein hat, entsteht aus den alten Illustrierten ein neues Produkt: Hochwertige Halsketten. Sie werden von Frauen im Township Lwandle (Kapstadt) handgefertigt und sichern so das Überleben von total 60 Menschen.

Designerin Stefanie Luginbühl arbeitet schon seit mehr als 20 Jahren mit dem Werkstoff Papier. Die gelernte Kindergärtnerin ist fasziniert von den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des Materials. Auf einer Reise nach Südafrika mit einer Freundin reifte der Entschluss, ein soziales Projekt umzusetzen.

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Die Ketten von Repaper Art bestehen aus bis zu 360 handgefertigten Paper Beads. Jede Kette ist ein Unikat. Das Design hat Luginbühl in der Schweiz erarbeitet. Die Halbfabrikate stammen aus Kapstadt. Dort reissen die Mitarbeiterinnen die Seiten aus ausgedienten «Cosmopolitan», «Elle» oder «Vogue», sortieren diese nach Farben, schneiden Streifen und rollen die länglichen Papierperlen daraus.

Luckyou steht für mehrere Arten von Glück: Das Glück, Arbeit zu haben; das Glück, eine Kette zu besitzen; das Glück, Benachteiligten zu helfen. Das alles wäre nicht möglich ohne das Glück, eine Investition tätigen zu können. Firmengründerin Stefanie Luginbühl und ihr Ehemann Bendicht haben bisher einen sechsstelligen Betrag in die Firma investiert. Das Eigenkapital sei wichtig, um Risiken zu kontrollieren, in der Aufbauphase unabhängig zu sein und in der Innovation schnell zu reagieren.

«Die einzige Chance auf Arbeit»

Mit schweizerischer Gründlichkeit hat sich das Paar an das Projekt herangearbeitet. So liess es die Papierperlen von einem unabhängigen Labor auf allfällige Giftstoffe testen – Resultat: Nicht schädlich. Die Macher wollten sicher gehen, dass ihr Engagement nicht zu einer Eintagsfliege werde, sondern Kontinuität bringe. Jede Woche liefern die südafrikanischen Frauen die Perlenstränge, an denen sie zwei Wochen arbeiten, ab. Für ihre Wer-ke erhalten die Heimarbeiterinnen alle sieben Tage einen Lohn.

Dank der Geschäftspartnerin von Luckyou, Wilga Du Plessis, die in Kapstadt lebt, haben die Frauen und Stefanie Luginbühl jederzeit eine engagierte Ansprechpartnerin. «Wir nehmen gegenüber unseren Mitarbeiterinnen in den Townships eine Verantwortung wahr. Es geht um das tägliche Brot dieser Menschen», erklärt die Geschäftsführerin. Die Frauen sind darauf angewiesen, dass sie während der Arbeit ihre Kinder betreuen können. «Für viele ist es die einzige Chance auf Arbeit.» Der Gedanke an die schwierigen Lebensbedingungen dieser Frauen motiviert Luginbühl immer wieder. Auch dann, wenn etwas einmal nicht so läuft, wie es vorgesehen war.

Wer die Ketten durch die Finger gleiten lässt, glaubt kaum, dass die einzelnen Teile aus Papier gefertigt wurden. Die Papierperlen sind erstaunlich leicht. Selbst die Kordel besteht aus Papier. Kurzlebig sind diese Ketten deswegen nicht. Zur Not überstehen sie sogar Regengüsse. Die Designerin hat es getes-tet, indem sie eine Kette einige Tage lang draussen liess. Es handele sich eben nicht um irgendein, sondern um hochveredeltes Papier aus Hochglanzmagazinen.

Geschichte hinter Produkt sehen

Ebenso aus rezykliertem Papier sind die schwarzen Papierboxen, in denen die Ketten in Schweizer Läden verkauft werden – bis jetzt sind es Bernie’s in Zürich sowie Ciolina in Bern und Gstaad. Die Preise bewegen sich mit ein paar hundert Franken pro Kette eher im höheren Bereich. Bendicht Luginbühl sagt: «Mit den hohen Preisen betonen wir die Wertigkeit.» Die Strategie geht auf: Das Echo ist sehr positiv. Das Ziel von 500 verkauften Ketten bis Ende Jahr dürfte erreicht werden. Zu den strategischen Zielen gehören 20 weitere Verkaufspartner in der Schweiz.

Als Zielgruppe haben die Macher Frauen im Kopf, die bewusst einkaufen und die Geschichte hinter dem Produkt sehen. Wie Stefanie Luginbühl erklärt, werden Trägerinnen von Luckyou-Ketten oft auf das besondere Schmuckstück angesprochen. Bereits sind weitere Altpapierprodukte geplant: Zu Repaper Art gehört neben dem Label Luckyou das Label Bellytobelly mit Gefässen aus rezykliertem Papier. Die rohen Halbschalen werden in einer Kooperation mit der Schweizer Behindertenwerkstätte Brändi hergestellt.