Die von der Corona-Krise hart getroffene Lufthansa hat allein in Deutschland etwa 11'000 Stellen zu viel an Bord. Gut eine Woche vor der entscheidenden Abstimmung der Aktionäre über das staatliche Rettungspaket nannte die Airline am Montag genauere Zahlen.

Danach gibt es im Flugbetrieb einen rechnerischen Überhang von knapp 5000 Stellen, 2600 entfallen auf Flugbegleiter, 1500 auf Bodenmitarbeiter und 600 auf Piloten. Insgesamt bezifferte das Unternehmen die rechnerischen Überkapazitäten bereits vergangene Woche auf 22'000 Vollzeitstellen in der Gruppe. Die Hälfte davon in Deutschland, wie das Unternehmen nun mitteilte.

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«Nach unseren aktuellen Annahmen über den Geschäftsverlauf der kommenden drei Jahre haben wir allein bei Lufthansa perspektivisch keine Beschäftigung für jeden siebten Piloten und jeden sechsten Flugbegleiter sowie zahlreiche Mitarbeiter am Boden», sagte Personalvorstand Michael Niggemann.

Lufthansa wolle möglichst viele Mitarbeiter über die Krise hinweg an Bord halten und betriebsbedingte Kündigungen vermeiden. «Dazu müssen die Verhandlungen über die Krisenvereinbarungen gemeinsam zum Erfolg führen», sagte Niggemann.

Betroffen sind den Angaben zufolge weitere 1400 Stellen in der Zentrale und bei anderen Konzerngesellschaften in der Administration. Lufthansa Technik hat demnach weltweit einen Personalüberhang von rund 4500 Stellen, davon 2500 in Deutschland. Im Cateringgeschäft der LSG Group sind es weltweit 8300, davon 1500 in Deutschland.

Verhandlungen mit Gewerkschaften

Die Fluggesellschaft und die Gewerkschaften Vereinigung Cockpit, Ufo und Verdi ringen derzeit um ein Sparpaket. Das Unternehmen will mit den Tarifpartnern bis zum 22. Juni 2020 zu konkreten Ergebnissen kommen. Der Lufthansa-Konzern beschäftigt rund 138'000 Mitarbeiter.

«In der grössten Krise der Luftfahrtgeschichte wollen wir trotz aller Herausforderungen über 100'000 Arbeitsplätze in der Lufthansa Group langfristig sichern. Dafür sind schmerzhafte Restrukturierungen unumgänglich, die wir möglichst sozialverträglich umsetzen wollen», sagte Niggemann.

Der Konzernumbau trifft auch die Töchter im In- und Ausland. Der Flugbetrieb von Germanwings wird nicht wiederaufgenommen, wie Lufthansa bereits mitgeteilt hatte. Eurowings verringert den Angaben zufolge die Personalkapazität in der Verwaltung um 30 Prozent und streicht dafür 300 Stellen.

Bei Austrian Airlines gibt es aufgrund der Flottenverkleinerung einen Personalüberhang von 1100 Stellen. Brussels Airlines wird ihre Kapazitäten um 1000 Stellen reduzieren, bei Lufthansa Cargo sind es 500 Stellen.

Swiss will Entlassungen vermeiden

Die Lufthansa-Tochter Swiss hatte bereits Anfang Mai angekündigt, dass sie ihre Kosten durch verschiedene Sparmassnahmen um rund 20 Prozent senken wolle. Zu diesem Zeitpunkt gab Swiss-Chef Thomas Klühr an, die Firma werde alles tun, damit es nicht zu Entlassungen komme.

Diese Aussage habe weiter Gültigkeit, bestätigte eine Swiss-Sprechern am Montagabend gegenüber AWP. Die Swiss hatte unter anderem Kurzarbeit für alle Mitarbeitenden eingeführt und einen Einstellungsstopp verhängt.

Die Corona-Pandemie mit den Reisebeschränkungen hatte die Geschäfte der Lufthansa mit Ausnahme der Fracht nahezu zum Erliegen gebracht. Der Konzern benötigt daher staatliche Hilfe. Im Gegenzug für ein neun Milliarden schweres Rettungspaket einschliesslich Beteiligung des Bundes an dem Unternehmen muss die Lufthansa 24 Start- und Landerechte an ihren wichtigen Flughäfen in Frankfurt und München an die Konkurrenz abgeben.

Die Aktionäre müssen auf einer ausserordentlichen Hauptversammlung am 25. Juni noch grünes Licht für das Paket geben. Lufthansa-Chef Carsten Spohr will den Anteilseignern ein Sparkonzept präsentieren.

(awp/tdr)