Schon lange will die italienische Regierung die Fluggesellschaft ITA Airways privatisieren. Seit Monaten gibt es dazu Debatten, Gespräche und einige Interessenten – aber kein Zeichen dafür, dass es tatsächlich zum Verkauf eines Minderheitsanteils gekommen ist. Die ITA entstand aus der Restrukturierung der insolvente Alitalia.

Nun deutet allerdings einiges darauf hin, dass es bald so weit sein könnte – ganz vorne mit dabei: Der Swiss-Mutterkonzern Lufthansa. Das hat auch damit zu tun, dass die italienische Regierung längst Zustimmung dazu signalisierte, dass es zügig mit dem Verkaufsprozess und der Teilprivatisierung vorangehen soll.

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So gab es kurz vor Weihnachten 2022 ein entsprechendes Dekret in Italien, das von der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni unterstützt wird. Zudem ist in Medienberichten die Rede davon, dass bis Mitte Januar die Lufthansa ein Angebot abgeben und sich dann tatsächlich mit der italienischen Regierung einig werden könnte.

Die Lufthansa hat grosses Interesse an Italien

Alles in allem scheint die Lufthansa also gute Karten zu haben bezüglich eines Einstiegs in Italien. Zumal der deutsche Konzern stets grosses Interesse an der ITA bekundete. So hatte Lufthansa-Chef Carsten Spohr zudem kürzlich in einem Zeitungsinterview gesagt, es sei «kein Geheimnis, dass Italien für uns einer der wichtigsten Märkte ist und wir schon heute mehr Menschen aus den USA nach Italien fliegen als nach Deutschland».

Im vergangenen Jahr hatte Lufthansa bereits mit dem Schweizer Reedereikonzern MSC eine Mehrheit an ITA übernehmen wollen. Daraus wurde aber nichts. Auch der amerikanische Finanzinvestor Certares war im Rennen um eine ITA-Übernahme, gemeinsam mit Delta Air Lines und Air France-KLM. Diese Variante hatte der damaligen italienischen Regierung unter Mario Draghi gut gefallen. Nun, mit Giorgia Meloni im Amt, deutet wieder alles primär auf die Lufthansa hin. Jedenfalls ist das italienische Dekret so ausgearbeitet, dass es Interessenten wie der Lufthansa in die Hände spielt.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr

Lufthansa-Chef Carsten Spohr: Kann er in Italien schwarze Zahlen liefern?

Quelle: Getty Images

Italien ist interessant, aber auch ein schwieriger Markt

Klar, dass die Lufthansa weiter in einem der grössten europäischen Luftfahrtmärkte wachsen will. Ohnehin bieten sowohl die Lufthansa als auch die Swiss natürlich schon jetzt Flugreisen nach Italien. Zur Lufthansa gehört auch die Regionalfluggesellschaft Air Dolomiti.

Allerdings gibt es einige Unwägbarkeiten für die Lufthansa – nicht nur, was die Kosten einer Italien-Expansion angeht. Ebenso könnte noch ein anderer Bieter mit Partnern auftauchen, darunter der US-Anbieter Delta Air Lines. Und für die Lufthansa wäre bei einem gelungenen Einstieg der Druck gross, das ITA-Geschäft zügig und nachhaltig in die Gewinnzone zu bringen.

«Besonders Norditalien ist ein interessanter Markt für die Lufthansa», sagt Max Oldorf vom Luftfahrtdatenanbieter CH-Aviation, «doch die Frage ist, ob es Lufthansa-Chef Carsten Spohr gelingt, in Italien profitabel zu sein.» Oldorf argumentiert, dass italienische Gewerkschaften und die Politik dort erheblichen Einfluss haben, «das kann schnell willkürlich sein».

Oldorf vergleicht die Situation mit der Expansion der Lufthansa in Österreich: Selbst der starken Lufthansa sei es mit dem Einstieg bei Austrian Airlines nicht gelungen, in dem Land einen «Diamanten wie mit der Swiss in der Schweiz zu formen». In Italien seien die Herausforderungen generell nicht klein, zumal Billigflieger längst die Schwächen der Alitalia ausgenutzt und sich in Italien erfolgreich platziert hätten.

 

(mit Reuters/Bloomberg)