Arbeit darf nicht Arbeit sein, sie muss Spass machen, und ich bin alles andere als ein Workaholic», sagt Gerhard Fischer. Die vergangenen Wochen brachten dem VR-Präsidenten von Panalpina viel Arbeit und wenig Spass. Nach der Bilanzmanipulation übernahm CEO Bruno Sidler die Verantwortung und trat zurück. Für ihn sei klar gewesen, dass er in einer solchen Krise nochmals «in die Hosen steigen müsse», sagt Fischer. Für einen neuen CEO gibt es noch kein Mandat.

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Hubertus G. Tschopp dürfte dereinst mithelfen, einen neuen operativen Leiter zu finden. Aus einer Golfbekanntschaft mit Tschopp wurde in den vergangenen gut zehn Jahren ein persönliches und geschäftliches Verhältnis. Der Headhunter hat Fischer 1998 in den Verwaltungsrat der Post vorgeschlagen. Zunächst wollte Fischer wieder absagen, doch nachdem ihm Bundesrat Moritz Leuenberger schon gratuliert hatte, schickte er den bereits geschriebenen Brief nicht mehr ab.

Im Verwaltungsrat der Post traf Fischer mit Rudolf W. Hug einen alten Bekannten. Der ehemalige Generaldirektor der SKA vertrat seine Bank unter anderem im Verwaltungsrat der Finanzgesellschaft Edesa. Die von Anton Rupert (Richemont) initiierte Gesellschaft wollte KMU-Finanzierungen für Afrika anbieten, und obwohl laut Gerhard Fischer «Gott und die Welt» Aktionär bei Edesa war, musste die Gesellschaft vor zwei Jahren liquidiert werden. Wenig erfolgreich war auch Fischers kurzes Gastspiel als Verwaltungsrat der Swissair. Über ein Joint Venture kam er im April 2000 ins Gremium, nach dem kollektiven Rücktritt des Rats im Frühling 2001 hängen auch über ihm juristische Klagen von frustrierten Aktionären. Mit dem damaligen Frachtchef Klaus Knappik habe er die gute Idee gehabt, das wichtige Frachtgeschäft zu bündeln, doch die Gemeinschaftsfirma kam nie recht vom Boden.

Vor der Panalpina-Publikumsöffnung hat Fischer den Verwaltungsrat stark internationalisiert und viel professioneller gemacht. Früher bestimmten alleine die Vertreter der Ernst Göhner Stiftung über die Strategie. Mit Wilfried Rutz und Roger Schmid ist die ehemalige Alleinbesitzerin neben Fischer nur noch mit zwei Sitzen vertreten, dazu kommen je ein deutscher, ein amerikanischer und ein japanischer Spezialist. Günther Casjens, Glen Pringle und Yuichi Ishimaru sind alte Geschäftspartner von Gerhard Fischer, und in seiner Mehrfach-Funktion als Vizepräsident der Ernst Göhner Stiftung sowie Verwaltungsratspräsident und CEO der Panalpina verkörpert er das Unternehmen wie kein Zweiter. Er sei aber alles andere als ein Machtmensch, entgegnet er. Er sei weder ein guter Finanzfachmann noch ein guter Speditionsmensch, er könne allerdings gut Leute führen, fügt Fischer an und steht gleichzeitig dazu, «ein Patron nach alter Schule zu sein, auch wenn mir die Firma nicht gehört».

Die Nigeria-Connection

Am 1. November 1964 begann Gerhard Fischer als «kleiner Verkäufer» bei der damaligen Panalpina-Tochter Hans im Obersteg in Zürich. Schon als Delegierter der Luftfrachtabteilung Ferner Osten reiste Fischer sehr viel um die Welt, sein grosser Wurf gelang ihm in den siebziger Jahren, als er die Logistik für das Ölgeschäft in Nigeria auf Vordermann brachte. Aus dem geplanten Kurztrip wurden zehn Jahre, und da mit dem Öl auch reichlich Geld zu Panalpina floss, holten ihn die Eigentümer in die Zentrale nach Basel zurück.

Trotz weiteren Karriereschritten bleibt Nigeria für Fischer etwas Spezielles. Er amtet unter anderem seit vier Jahren als Wirtschaftsberater für den ersten demokratisch gewählten nigerianischen Präsidenten, Olusegun Obasanjo. Fischer pflegt nach eigenen Angaben regen Kontakt zu dem ehemaligen US-Verteidigungsminister und Ex-Weltbankchef Robert S. McNamara. Auch ihn kennt Fischer wegen seines Engagements in Nigeria. Auch neben der Nigeria-Connection sei er international sehr gut vernetzt, sagen Vertraute. Es gibt kaum ein Land, das Fischer noch nicht bereist hat.

Vom Freund zum Feind

Innerhalb der Panalpina hat Fischer keine Gegenspieler. Mit Michael Kühne, Chef von Kühne + Nagel, pflegt er ein sehr gutes Einvernehmen, gekennzeichnet von gegenseitigem Respekt. Dies, obwohl im Logistik-geschäft ab und zu mit harten Bandagen gekämpft werde. Ganz anders entwickelte sich der Umgang mit Renato Chiavi. Der Ende Jahr offiziell zurückgetretene Chef von Danzas arbeitete während 28 Jahren für Panalpina und war bis 1995 die Nummer zwei hinter Fischer. Dann verlor er den Machtkampf, und aus dem engen Freund wurde ein Intimfeind. Fischer war unter anderem Trauzeuge bei Chiavi, nun will sich dieser nicht mehr öffentlich über Fischer äussern. Für ihn sei dieses Kapitel abgeschlossen und das Gespräch damit beendet, lässt er aus Florida verlauten.

Grossvater im Nebenjob

Noch länger als mit Panalpina ist Fischer mit seiner Frau Sylviane liiert. Die beiden sind seit 1961 verheiratet, und im selben Jahr kam Tochter Karine auf die Welt. Fünf Jahre später folgte mit Sabine die zweite Tochter, und der bald 73-jährige Fischer ist bereits siebenfacher Grossvater. Er fliegt immer noch sehr viel um die Welt, und so sei er wohl nicht der ideale Grossvater. Neben Golf bleibt Fischer (Handicap 22) zusätzlich kaum Zeit für weitere Hobbys.